Politik

Türkei: Lira nach neuen US-Drohungen unter Druck

Der türkische Finanzminister hat mit der Ankündigung von Reformen die internationalen Investoren beruhigt.
17.08.2018 01:11
Lesezeit: 1 min

Die Lira und die türkischen Aktien sind erneut abgestürzt, nachdem Finanzminister Steven Mnuchin davor gewarnt hat, dass Washington wegen der mangelnden Fortschritte bei der Freilassung von "Pastor Brunson" weitere Sanktionen für die Türkei vorbereitet. Die türkische Lira hat in der vergangenen Woche wegen eines Streits mit den USA massiv an Wert eingebüßt, doch gewann sie seit Dienstag wieder hinzu. Nach Albayraks Rede wurde die Lira bei 5,78 zum Dollar gehandelt und lag damit wieder auf dem Niveau von vor ihrem Absturz am Freitag. Die Zentralbank und die Bankenaufsicht hatten zuletzt eine Reihe von Maßnahmen verkündet, um die Währung zu stützen und Investoren zu beruhigen.

Die Erklärung Mnuchins schickte die Lira allerdings am Donnerstag erneut auf Talfahrt. Am Freitag lag der Kurs zum Dollar bei rund 6,14 Lira.

Der türkische Finanzminister Berat Albayrak hat ausländischen Investoren strenge Haushaltsdisziplin und Strukturreformen zugesichert. Die Türkei werde aus der Krise "noch stärker hervorgehen", versicherte Albayrak am Donnerstag bei einer Telefonkonferenz mit fast 4000 Investoren laut AFP.

"Wir werden aus diesen Turbulenzen noch stärker hervorgehen", sagte der Finanz- und Wirtschaftsminister. Priorität hätten nun Direktinvestitionen, sagte Albayrak und schloss einen Hilfsantrag beim Internationalen Währungsfonds (IWF) und Kapitalverkehrskontrolle aus, um die Währungskrise in den Griff zu bekommen. Die Regierung werde dem Kampf gegen die Inflation und der Haushaltsdisziplin Priorität geben, sagte Albayrak.

Albayrak ist der Schwiegersohn des türkischen Präsident Recep Tayyip Erdogan. Dieser hatte zuletzt neue staatliche Großprojekte angekündigt. Wie sie sich mit den Sparplänen Albayraks vertragen, ist unklar.

Angesichts des Streits mit den USA sucht Erdogan verstärkt den Kontakt mit anderen Verbündeten. Am Mittwoch empfing er den Emir von Katar, der Investitionen von 15 Milliarden Dollar in der Türkei zusagte. Am Donnerstag telefonierte er zudem mit Frankreichs Präsident Emmanuel Macron. Dabei betonten sie die Wichtigkeit, die Wirtschafts- und Handelsbeziehungen sowie die Investitionen weiter auszubauen, wie das Präsidialamt erklärte.

Erdogan und Macron vereinbarten demnach zudem, dass Albayrak sich baldmöglichst mit seinem französischen Kollegen Bruno Le Maire unterhalten werde. Am Donnerstag telefonierte Albayrak mit Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD), wobei sie ein Treffen für den 21. September in Berlin vereinbarten. Erdogan hatte am Mittwoch mit Bundeskanzlerin Angela Merkel telefoniert und dabei das Gespräch mit Scholz vereinbart.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft USA vor dem Kassensturz: Schuldenkollaps rückt näher - was bedeutet das für die globale Wirtschaft?
19.05.2025

Die USA taumeln auf einen finanziellen Abgrund zu: Moody’s entzieht der Supermacht das Top-Rating, Investoren fliehen, und der Kongress...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Fachkräftemangel trotz Zuwanderung: Warum gibt es aktuell fast 3 Millionen junge Menschen ohne Berufsabschluss?
19.05.2025

Fast 3 Millionen junge Erwachsene in Deutschland haben keinen Berufsabschluss – das zeigt der aktuelle Berufsbildungsbericht. Tendenz...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis steigt nach US-Herabstufung: Wie Anleger jetzt reagieren sollten
19.05.2025

Der Goldpreis zieht nach der Herabstufung der US-Kreditwürdigkeit spürbar an. Was bedeutet das für Anleger? Droht eine neue...

DWN
Politik
Politik Abschaffung des Acht-Stunden-Arbeitstag: Merz plant, die Deutschen zu mehr Arbeit zu motivieren
19.05.2025

Union und SPD schlagen vor, aus der täglichen eine wöchentliche Höchstarbeitszeit zu machen. Was eine Änderung des deutschen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Fünf Jahre nach Brexit: Neuer Kurs zwischen EU und London
19.05.2025

Fünf Jahre nach dem Brexit nähern sich EU und Großbritannien wieder an – doch nicht ohne Reibung. Was bedeutet das für Handel,...

DWN
Finanzen
Finanzen ThyssenKrupp-Aktie: Vom Höhenflug zum Absturz – wie geht es jetzt weiter?
19.05.2025

Die ThyssenKrupp-Aktie hat in den vergangenen Tagen eine herbe Talfahrt erlebt. Noch vor wenigen Wochen galt das Papier als Gewinner des...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Seltene Erden: China dreht der Welt den Rohstoffhahn zu - Industrie droht der Stillstand
19.05.2025

Mitten im geopolitischen Machtpoker nutzt China seine Dominanz bei seltenen Erden als Waffe – und bringt westliche Industrien ins Wanken....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Innere Kündigung: Frühzeitig erkennen und wirksam handeln
19.05.2025

Eine Kündigung kommt in der Regel nicht einfach aus dem Nichts. Oft zeigen Mitarbeiter Anzeichen dafür, dass sie das Unternehmen...