Finanzen

Italien: Zeitfenster für billige Schulden schließt sich

Italien muss im laufenden Jahr noch in erheblichem Maß neue Schulden aufnehmen, obwohl die Renditen weiter steigen.
04.09.2018 00:30
Lesezeit: 1 min

Italien muss im laufenden Jahr noch mehr als ein Viertel der benötigten Neuschulden aufnehmen. Weil jedoch die Renditen deutlich gestiegen sind und möglicherweise noch weiter steigen werden, könnte die Regierung in den kommenden Wochen in Bedrängnis geraten.

Wie die Financial Times berichtet, muss Italien noch mehr als ein Viertel der für das laufende Jahr eingeplanten Neuschulden an den Märkten aufnehmen, um maturierende Anleihen abzulösen. Da die beiden letzten Monate des Jahres jedoch traditionell wenig Liquidität am Kapitalmarkt aufweisen, droht die Regierung in Zeitdruck zu geraten.

Insbesondere die in den vergangenen Wochen stark gestiegenen Renditen für italienische Staatsanleihen werden in dieser Situation zu einer Belastung, weil sie die Kosten der Neuschulden erhöhen und weil sie zudem noch weiter ansteigen könnten. Beobachtern zufolge könnte der anstehende Haushaltsentwurf für das kommende Jahr – welchen die Koalition aus Lega und Fünf Sterne in den kommenden Tagen veröffentlichen wird – ein Auslöser für höhere Kosten für neue Schulden sein, falls darin hohe Ausgaben vorgesehen sind.

Im Mai lagen die Renditen für Staatsanleihen mit 10 Jahren Laufzeit noch bei etwa 1,80 Prozent. Derzeit beträgt die Rendite fast 3,25 Prozent. Ausländische Investoren hatten sich im Juni und Juli aus dem italienischen Anleihemarkt zurückgezogen.

Italiens Regierung Obergrenze von drei Prozent der Wirtschaftsleistung liegen, sagte Vize-Ministerpräsident Matteo Salvini am Montag dem Sender Radio 24 am Montag. Er wolle unter dem EU-Limit bleiben, versicherte Salvini. Der parteilose Wirtschafts- und Finanzminister Giovanni Tria pocht hingegen darauf, dass das Defizit im kommenden Jahr unter zwei Prozent bleiben soll, wie mit der Angelegenheit vertraute Personen sagten.

Beide Parteien haben im Wahlkampf den Bürgern finanzielle Erleichterungen versprochen. Die EU-Kommission mahnte zuletzt die Regierung, den hohen Schuldenstand einzudämmen und das Budgetdefizit zurückzufahren.

Die US-Ratingagentur Fitch hatte am Freitag ihren Ausblick für Italiens Bonität auf "negativ" von "stabil" gesenkt. Damit droht dem Euro-Land in einem nächsten Schritt eine Herabstufung der Kreditwürdigkeit. Fitch befürchtet eine laxere Fiskalpolitik der Regierung. Tria hat angekündigt, sein Land werde die EU-Haushaltsregeln erfüllen und entsprechende Entscheidungen in den kommenden Wochen treffen. Vize-Regierungschef Luigi di Maio ging hingegen auf Konfrontationskurs mit der EU. Italien werde eine "historische Wahl" zwischen dem treffen, was die Menschen bräuchten, und dem, was Ratingagenturen für nötig hielten, kündigte der Chef der 5-Sterne-Bewegung an.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Mulfin Trade hat seine Schutzsysteme für mehr Sicherheit aktualisiert

Der Schutz persönlicher Daten ist einer der Schlüsselfaktoren, die das Vertrauen der Kunden in einen Service beeinflussen. Mulfin Trade...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Ehegattennachzug stagniert: Rechtliche Hürden beim Sprachnachweis
07.06.2025

Die Zahl der Visa für den Ehegattennachzug nach Deutschland ist rückläufig. Gleichzeitig bestehen weiterhin sprachliche und rechtliche...

DWN
Panorama
Panorama Ausweis, Ticket & Co.: Was Sie vor einem Urlaubsflug beachten sollten
07.06.2025

Check-in, Sicherheitscheck und Sprint zum Gate: Der Start in den Urlaubsflug kann am Flughafen schnell im Stress enden. Das lässt sich...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wertvollster Fußballer der Welt: Lamine Yamal knackt 400-Millionen-Marke
07.06.2025

Ein 17-Jähriger dominiert den globalen Fußballmarkt: Lamine Yamal ist mehr wert als ganze Bundesligateams – und verkörpert die extreme...

DWN
Politik
Politik Der Weltraum als nächstes Schlachtfeld – Europas Sicherheit steht auf dem Spiel
07.06.2025

Der Orbit wird zur neuen Frontlinie geopolitischer Machtspiele. Wie private Satelliten, militärische Strategien und neue Allianzen die...

DWN
Technologie
Technologie Silicon Valley dominierte Big Tech – Europas Chance heißt Deep Tech
06.06.2025

Während Europa an bahnbrechenden Technologien tüftelt, fließt das große Geld aus den USA. Wenn Europa jetzt nicht handelt, gehört die...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Verteidigung der Zukunft: Hensoldt rüstet Europa mit Hightech auf
06.06.2025

Kaum ein Rüstungsunternehmen in Europa hat sich in den vergangenen Jahren so grundlegend gewandelt wie Hensoldt. Aus einer ehemaligen...

DWN
Politik
Politik Trump gegen Europa: Ein ideologischer Feldzug beginnt
06.06.2025

Donald Trump hat Europa zum ideologischen Feind erklärt – und arbeitet systematisch daran, den Kontinent nach seinen Vorstellungen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Die wertvollsten Marken der Welt: Top 5 fest in US-Hand
06.06.2025

Während die Weltwirtschaft stagniert, explodieren die Markenwerte amerikanischer Konzerne. Apple regiert unangefochten – China und...