Politik

Neue Seidenstraße: China baut Handel mit Grönland aus

China baut im Zuge der Neuen Seidenstraße seine wirtschaftliche Kooperation mit Grönland aus. Die USA sehen darin eine Gefahr für ihren Stützpunkt auf der Insel.
17.09.2018 01:30
Lesezeit: 2 min

Im vergangenen Jahr veröffentlichte die chinesische Regierung einen Bericht mit dem Titel „Vision for Maritime Cooperation Under the Belt and Road Initiative“. Darin wurde der Plan für eine arktische Verbindung zwischen China und Westeuropa dargelegt, der die anderen Projekte der Regierung zum Bau von Infrastruktur und Handel, die das Land mit Zentralasien, dem Nahen Osten und Europa, verbinden soll.

Während China versucht, eine wichtige Rolle in der Arktis zu einzunehmen, hat die Regierung in Peking erkannt, dass Grönland schnellere Schifffahrtswege und den Zugang zu Mineralvorkommen im Rahmen der Initiative zur Neuen Seidenstraße (OBOR) sichern kann.

Der englischsprachige Dienst von Reuters schreibt: „Grönland bemüht sich um chinesische Investoren und Baufirmen, damit diese beim Ausbau von drei Flughäfen behilflich werden (...) Das chinesische Interesse an Grönland, einem selbstverwalteten Teil des Königreichs Dänemark, kommt, nachdem Peking im Januar seine Ambitionen zur Bildung einer 'Seidenstraße am Polarkreis' durch die Entwicklung von Schifffahrtsrouten (...) und den Anreiz zum Infrastrukturaufbau in der Arktis formuliert hatte. Grönland, das auch von der wachsenden Aktivität in der Arktis profitieren möchte, plant den Ausbau der Flughäfen in der Hauptstadt Nuuk, dem Touristenzentrum in Ilulissat und in Qaqortoq in Südgrönland, um Direktflüge von Europa und Nordamerika zu ermöglichen. Die Insel hat keine einfache Infrastruktur für ihre winzige Bevölkerung von nur 56.000. Sie verfügt über keinerlei Straßen zwischen den 17 Städten des Landes und derzeit nur einen kommerziellen internationalen Flughafen, in Kangerlussuaq, Westgrönland.“

Bei einem Besuch des grönländischen Premierministers Kim Kielsen Ende des vergangenen Jahres in Peking traf die Delegation mit Vertretern der Ingenieur- und Baufirma China Communications Construction Co (CCCC) und der Beijing Construction Engineering Group (BCEG) zusammen.

Chinesische Baufirmen sind auf einer Liste von elf Unternehmen oder Konsortien, die Interesse an den Projekten gezeigt haben, mit geschätzten Kosten von umgerechnet 595 Millionen US-Dollar.

Die Chinesen „sind, wie andere auch, Akteure in der Weltwirtschaft und sollten gleich behandelt werden. Aber wir sind auf der Hut (...) Wir begrüßen natürlich die Zusammenarbeit mit China im kommerziellen Bereich. Solange es einen kommerziellen Zweck hat, sind wir nicht dagegen. Das ist ein normaler Weg, den Welthandel zu erweitern“, zitiert Defense News den dänischen Verteidigungsminister Claus Hjort Fredericksen.

US-Sicherheitsanalysten befürchten, dass China genügend Einfluss gewinnen könnte, um eine wichtige US-Militärbasis von der Insel zu verdrängen. Die Thule Air Base der US Air Force befindet sich auf der Westseite Grönlands und beherbergt mehrere strategische Assets, die für die Verteidigung des US-amerikanischen Heimatlandes von entscheidender Bedeutung sind. Der „21. Space Wing“ der Air Force betreibt Systeme zur Raketenwarnung, Raumüberwachung und Raumkontrolle von der Basis aus. US-Truppen betreiben auch das verbesserte Frühwarnradar, das verwendet wird, um ankommende ballistische Raketen zu verfolgen.

Außerdem verfügt der Stützpunkt über eine 10.000 Fuß lange Landebahn, was für jede militärische Operation, die durch die Arktis verläuft, unglaublich wichtig ist. „Eine chinesische Präsenz in Grönland würde die Position der USA auf der Insel komplizierter machen, letztlich ist es nicht unmöglich, sich vorzustellen, dass China die grönländische Regierung unter Druck setzen könnte, die Amerikaner zu bitten, die Insel entweder zu verlassen, oder eine chinesische Militär- oder Dual-Use-Präsenz zu erlauben“, so Jon Rahbek-Clemmensen vom Royal Danish Defence College.

„Wir bemerken weiterhin großes Interesse an Grönland durch die Chinesen. China hat kein Geheimnis daraus gemacht, in der Arktis, insbesondere in Grönland, präsent zu sein. Die chinesische Regierung versucht, Investitionen in Übersee zu nutzen, um Chinas Wirtschaftswachstum und geopolitischen Einfluss zu sichern, aber es mangelt ihnen an berechtigter Sorge um den langfristigen Wohlstand Grönlands und ihres Volkes“, sagte ein anonymes Mitglied des US-Militärs Defense News.

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