Politik

Russland meldet französischen Raketenbeschuss auf Latakia

Lesezeit: 3 min
18.09.2018 02:04
Auf Latakia ist es am Montagabend zu einem Raketenbeschuss vom Meer aus gekommen. Ein russisches Flugzeug ist vom Radar verschwunden.
Russland meldet französischen Raketenbeschuss auf Latakia

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die staatliche syrische Nachrichtenagentur SANA, der russische Staatssender RT und der englischsprachige Dienst von Reuters melden, dass am Montag Raketen auf mehrere Orte in der syrischen Küstenstadt Latakia vom Meer aus abgefeuert wurden. Sie sollen jedoch von der syrischen Raketenabwehr abgefangen worden sein.

Die offizielle Nachrichtenagentur SANA meldete, dass ein Institut für technische Industrie in der staatlich kontrollierten Stadt ins Visier genommen worden sei. SANA fügte hinzu, dass nicht bekannt sei, wer die Raketen abgefeuert habe. "Die Luftabwehr hat feindliche Raketen, die aus dem Meer in Richtung der Stadt Latakia kamen, getroffen und eine Reihe von ihnen abgefangen", zitierte SANA eine militärische Quelle.

Sean Robertson, Sprecher des Pentagon, sagte den Deutschen Wirtschaftsnachrichten: "Es gab keine US-Beteiligung."

Russische Luftraumkontrollsysteme haben am Montag Raketenanflüge von einer französischen Fregatte im Mittelmeer registriert, berichtete das russische Verteidigungsministerium laut TASS. Die neueste Fregatte der französischen Marine, FS Auvergne, feuerte demnach am Montag gegen 20 Uhr mitteleuropäischer Zeit Raketen ab, sagte das russische Militär: "Die Luftraumkontrolle hat Raketenstarts von der französischen Fregatte Auvergne registriert", hieß es in der Erklärung des Ministeriums.

Die Auvergne wird im Mittelmeer vor der syrischen Küste eingesetzt. Der Start soll zur selben Zeit entdeckt worden sein, als vier israelische Jets Raketenangriffe auf Ziele in der syrischen Provinz Latakia durchführten, teilte das Verteidigungsministerium mit. Haaretz berichtet, dass arabische Medien gemeldet hätten, Israel sei einer der Urheber der Raketenangriffe. Die Berichte aus Israel sind spärlich, weil die Zeitungen wegen Jom Kippur nicht vollständig besetzt sind.

Die Jerusalem Post schreibt: "Latakia ist die Heimat der Familie des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad und ein Gebiet, das der Regierung gegenüber loyal ist. Der russische Luftwaffenstützpunkt in Khmeimim und die russische Marineanlage in Tartus befinden sich ebenfalls im Gouvernement Latakia. Dies könnte darauf hindeuten, dass die russisch-israelische Koordination beteiligt gewesen sein könnte, wenn die Israelis die wahre Quelle der Explosionen waren."

In französischen Medien lagen in der Nacht keine Berichte über den Angriff vor. Die Website des französischen Verteidigungsministeriums war in der Nacht auf Dienstag zeitweise nicht erreichbar. Am Dienstagmorgen war die Seite zwar wieder erreichbar, eine Stellungnahme kam allerdings erst am Dienstag Vormittag. Reuters schreibt: "Frankreich ist nach eigenen Angaben nicht am Verschwinden eines russischen Armeeflugzeuges in Syrien beteiligt. ,Wir schließen jede Beteiligung aus‘, sagte ein Militärsprecher am Dienstag."

Im Mittelmeer gibt es seit geraumer Zeit einen erheblichen Aufmarsch von internationalen Flottenverbänden.

Ein russisches Militärflugzeug vom Typ Il-20 mit 14 Personen an Bord verschwand während des Angriffs der israelischen Jets auf die syrische Provinz Latakia vom Radar, teilte das russische Verteidigungsministerium mit. Fluglotsen der Khmeimim Air Base hätten den Kontakt mit der Maschine verloren. Das Flugzeug befand sich nach russischen Angaben 35 Kilometer vor der syrischen Küste.

Reuters schreibt, es sein unklar, ob es einen Zusammenhang des Verschwindens der Maschine mit den Raketenangriffen gibt. "Wir bestreiten jegliche Beteiligung, sagte der französische Militärsprecher Oberst Patrik Steiger der Nachrichtenagentur Reuters laut Haaretz. Die Times of Israel schreibt unter Berufung auf CNN, dass das Flugzeug versehentlich von syrischen Raketen abgeschossen worden sein soll. CNN nennt als Quelle einen anonymen "US-Offiziellen".

Ein Zeuge in Latakia sagte Reuters, dass er vier von der syrischen Luftabwehr abgeschossene Raketen gesehen habe. Eine der Raketen fiel in ein offenes Gebiet westlich der zentralen Stadt Homs und verursachte ein Feuer in einem Obstgarten, berichtet Ikhbariya TV. Die Elektrizität sei später vollständig in der Provinz Latakia, einer Hochburg von Präsident Baschar al-Assad, wiederhergestellt wurde, nachdem es aufgrund des Angriffs zu einem teilweisen Stromausfall gekommen war.

Israel hat, so Reuters, bereits zahlreiche Angriffe in Syrien gestartet. Am Samstag hatten syrische Luftabwehrraketen mehrere Raketen abgeschossen, die Israel in der Nähe des Flughafens von Damaskus abgeschossen haben soll, berichteten staatliche Medien. Als eine israelische Militärsprecherin von Reuters um einen Kommentar zum Angriff vom Montag gebeten wurde, sagte sie, Israel äußere sich nicht zu ausländischen Berichten. Während der Sitzung des israelischen Kabinetts am Sonntag sagte Premierminister Benjamin Netanjahu laut Reuters, sein Land werde "ständig Maßnahmen ergreifen, um unsere Feinde davon abzuhalten, sich mit fortschrittlichen Waffen zu bewaffnen".

Am Montag hatten sich Russland und die Türkei geeinigt, in Idlib eine Deeskaltionszone einzurichten.


Mehr zum Thema:  

DWN
Unternehmen
Unternehmen Neue Verträge: Nach dem KaDeWe sind auch Oberpollinger und Alsterhaus gerettet
26.07.2024

Die berühmten Flaggschiffe der deutschen Warenhäuser scheinen nach der Pleite des Immobilien-Hasardeurs René Benko endlich gerettet zu...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Hilfsgelder von Russland: EU gibt Erträge aus dem eingefrorenen Vermögen frei
26.07.2024

Die Europäische Union hat jetzt die ersten Zinserträge aus dem im Westen eingefrorenem russischen Staatsvermögen freigegeben. Die...

DWN
Politik
Politik Der Chefredakteur kommentiert: Islamisches Zentrum Hamburg - ein längst überfälliges Verbot, Frau Faeser!
26.07.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Bundeskanzler Scholz zu irregulärer Migration: „Die Zahlen müssen runter“
26.07.2024

Erwerbsmigration nach Deutschland sei erwünscht, meint der Kanzler. Problematisch findet er unerlaubte Einreisen. Eine Innenexpertin der...

DWN
Panorama
Panorama ADAC warnt: Es droht schlimmstes Stau-Wochenende der Saison
26.07.2024

Wer nun in den Urlaub fährt, sollte etwas mehr Zeit einplanen und mitunter starke Nerven haben. Der ADAC rechnet mit vielen Staus. Lassen...

DWN
Politik
Politik Außenministerin Baerbock: Seegerichtshof in Hamburg wird an Bedeutung gewinnen
26.07.2024

In Hamburg informiert sich die Außenministerin bei ihrer Sommerreise über die Arbeit des Internationalen Seegerichtshofs. Anschließend...

DWN
Finanzen
Finanzen EZB nach Stresstest: Banken haben Verbesserungsbedarf bei Cyber-Angriffen
26.07.2024

Seit der Finanzkrise 2008 wird genauer hingeschaut bei den Banken. Im Euroraum müssen sich die Institute nach Einschätzung der...

DWN
Politik
Politik Verfassungsschutz weist auf russische Sabotageversuche hin
26.07.2024

Der deutsche Inlandsgeheimdienst beobachtet schon länger verstärkte russische Geheimdienstaktivitäten. Neue Hinweise veranlassen ihn...