Politik

EU bereitet neues Zahlungssystem für Handel mit dem Iran vor

Die EU wird im November mit ein Special Purpose Vehicle (SPV) starten, um den Handel mit dem Iran weiter betreiben zu können. 
26.10.2018 00:40
Lesezeit: 2 min

Die EU will das Special Purpose Vehicle (SPV) einführen, das als Zahlungssystem beim Handel mit dem Iran dienen soll. Der Mechanismus soll die Sanktionen umgehen, unter denen Washington jede Bank abschneiden kann, die Öltransaktionen mit dem Iran tätigt. Es würde sicherstellen, dass iranisches Öl, das von Europäern gekauft wurde, mit EU-Waren und Dienstleistungen gleichen Werts bezahlt werden könnte. Das SPV soll als eine Art Tauschbörse eingesetzt werden.

Auf Nachfrage der Deutschen Wirtschaftsnachrichten, wie hoch der Umsatz-Ausfall für die deutsche Wirtschaft nach der Einführung der erweiterten Sanktionen am 4. November sein wird, antwortete eine Sprecherin des Deutscher Industrie- und Handelskammertags (DIHK): "Der deutsch-iranische Außenhandel stieg im Jahr 2017 gegenüber dem Vorjahr um 16% und erreichte einen Wert von rund 3,3 Mrd. EUR. Deutschland lieferte Waren im Wert von 2,9 Mrd. EUR (+15,3%); die iranischen Importe lagen bei über 400 Mio. EUR (+30%). Im ersten Halbjahr 2018 lag der deutsch-iranische Außenhandel durch die veränderte Lage mit 1,5 Mrd. EUR bereits 7% niedriger als im ersten Halbjahr 2017. Deutschland lieferte Waren im Wert von 1,3 Mrd. EUR (-7%); die iranischen Lieferungen nach Deutschland lagen bei 194 Mio. EUR (-3%). Allein in den Monaten Mai und Juni 2018 – also direkt nachdem US-Präsident Trump ankündigte, dass sich die USA aus dem Atomabkommen zurückziehen und die Iran-Sanktionen wieder in Kraft setzen wollen, brachen die Exporte im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um rund 20% ein. Es ist davon auszugehen, dass sich der Trend weiter fortsetzt."

"Wir versuchen, das SPV vor dem 4. November in Kraft zu setzen und sind ziemlich zuversichtlich, dass wir es schaffen können. Es wird nicht sofort einsatzbereit sein. Es wird Zeit brauchen", zitiert der englischsprachige Dienst von Reuters einen anonymen EU-Diplomaten.

Ein zweiter anonymer Diplomat sagte, dass alles vorhanden sei, um ein symbolisches Startdatum zu haben, um Teheran zu zeigen, dass die EU ihre Versprechen einhalte. EU-Außenamtschefin Federica kündigte den Plan im September auf der Generalversammlung der UN in New York an.

Reuters analysiert: "Viele Diplomaten und Experten bezweifeln indes, dass dies (SPV, Anm. d. Red.)  funktionieren wird. Sie verweisen darauf, dass die USA nur ihre Sanktionen um Tauschgeschäfte erweitern müssen, um den Handel zu blockieren. Zudem bleibt das Grundproblem, dass Firmen, die mit dem Iran Handel treiben, ihr - meist größeres - Geschäft in den USA verlieren dürften. Aus diesem Grund haben sich große europäische Konzerne wie Airbus, Deutsche Telekom und Peugeot seit dem Ausstieg der USA aus dem Atomabkommen im Mai aus dem Iran zurückgezogen (...) Die EU versucht seit Monaten auf unterschiedlichen Wegen, die einheimischen Firmen vor den Auswirkungen der US-Sanktionen zu schützen. Sie setzt dazu unter anderem auf Zahlungssysteme in Euro statt in Dollar sowie auf ein Gesetz, dass die Einhaltung der US-Sanktionen für EU-Bürger verbietet. Bislang blieb dies jedoch ohne Erfolg. Die europäischen Unternehmen befürchten weiter, dass sie ihr US-Geschäft verlieren, wenn sie mit dem Iran Handel treiben."

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Politik
Politik Keine Stromsteuersenkung für Verbraucher: "Fatales Signal"
03.07.2025

Die Strompreise bleiben hoch, die Entlastung fällt kleiner aus als versprochen. Die Bundesregierung gerät unter Druck, denn viele Bürger...

DWN
Panorama
Panorama Spritpreis: Wie der Rakete-und-Feder-Effekt Verbraucher belastet
03.07.2025

Die Spritpreise steigen wie eine Rakete, fallen aber nur langsam wie eine Feder. Das Bundeskartellamt nimmt dieses Muster ins Visier und...

DWN
Finanzen
Finanzen Vetternwirtschaft und Machtspiele: So scheitert der NATO-Innovationsplan
03.07.2025

Milliarden für die NATO-Innovation, doch hinter den Kulissen regiert das Chaos: Interessenkonflikte, Rücktritte und Streit gefährden...

DWN
Politik
Politik Trump dreht den Geldhahn zu: Kiew kämpft ohne Washington
02.07.2025

Donald Trump kappt Waffenhilfe für die Ukraine, Europa zögert, Moskau rückt vor. Doch Kiew sucht nach eigenen Wegen – und die Rechnung...

DWN
Panorama
Panorama Köln schafft den Begriff "Spielplatz" ab
02.07.2025

Köln verabschiedet sich vom traditionellen Begriff "Spielplatz" und ersetzt ihn durch "Spiel- und Aktionsfläche". Mit neuen Schildern und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Tusk zieht die Grenze dicht – Spediteure schlagen Alarm
02.07.2025

Grenzkontrollen sollen Sicherheit bringen – doch für Spediteure und Industrie drohen Staus, teurere Transporte und Milliardenverluste....

DWN
Panorama
Panorama EU-Klimapolitik: Soviel Spielraum lässt das 90-Prozent-Ziel
02.07.2025

Die EU-Kommission hat sich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: Bis 2040 sollen die Emissionen massiv sinken, ein großer Schritt Richtung...

DWN
Technologie
Technologie DeepSeek zerstört Milliardenwerte: China-KI soll aus Europa verschwinden
02.07.2025

Ein chinesisches Start-up bringt Nvidia ins Wanken, Milliarden verschwinden in Stunden. Doch für Europa ist das erst der Anfang: Die...