Deutschland

Letzte Steinkohle-Zeche Deutschlands schließt

Die letzte Steinkohle-Zeche Deutschlands hat den Betrieb eingestellt. Die Gewerkschaft kritisiert den energiepolitischen Kurs der Bundesregierung scharf.
21.12.2018 11:21
Lesezeit: 1 min

Heute schließt offiziell die letzte Steinkohle-Zeche Deutschlands, Prosper Haniel in Bottrop. Bei der Abschiedsfeier am Nachmittag redet auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (16.00 Uhr). Bereits in den vergangenen Wochen wurde in Bottrop letztmals Kohle gefördert.

Der Abschied am Freitag ist der Schlusspunkt einer jahrzehntelangen Entwicklung. Das langsame Sterben der Kohlezechen in den traditionellen Steinkohleländern Nordrhein-Westfalen und Saarland begann schon 1958. Damals stürzte der Trend zu billiger Importkohle und preisgünstigem Erdöl die Steinkohle in eine tiefe Krise. Vor 1958 förderten die Ruhr-Kumpel jährlich noch mehr als 123 Millionen Tonnen Steinkohle, 2014 waren es nur noch 5,7 Millionen. Mittlerweile ist die Fördermenge auf Null gesunken.

Der Vorsitzende der Gewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE), Michael Vassiliadis, hält das Ende des deutschen Steinkohle-Bergbaus für eine falsche Richtungsentscheidung. "Wir werden die Steinkohle zur Stromproduktion noch lange brauchen, weil gerade ein Kernkraftwerk nach dem anderen vom Netz geht und die Erneuerbaren keinen grundlastfähigen Strom liefern", sagte Vassiliadis den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland.

Er spricht damit die als "Energiewende" bekannte Strategie der Bundesregierung an, gleichzeitig aus der Atomkraft und der Kernenergie auszusteigen, was Deutschland abhängig von eben solchen Energieimporten aus dem Ausland macht.

Nun werde Deutschland die Steinkohle "über Abertausende Kilometer aus Ländern importieren, deren Arbeits- und Sicherheitsstandards mit den deutschen nicht mithalten können", sagte Vassiliadis vor der offiziellen Schließung der letzten Steinkohle-Zeche Deutschlands, Prosper Haniel in Bottrop. "Dafür geben wir vor der Haustür eine internationale führende Industrie auf." Dies sei "ein Treppenwitz der Geschichte".

Der Gewerkschaftschef warnte auch vor einem Kahlschlag im Braunkohle-Bergbau. "An der Braunkohle hängen in den Revieren direkt und indirekt 60.000 Jobs und gut vier Milliarden Euro an Wertschöpfung. Das ersetzt man nicht mal so eben. Wir brauchen Ideen, Investitionen und viele Milliarden Euro staatliche Unterstützung, um gute Industriearbeit in den Regionen zu sichern."

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Technologie
Technologie Cyberbedrohungen: Unternehmen stehen vor einer Zeitenwende – Sicherheit wird zur wirtschaftlichen Überlebensfrage
29.04.2025

Die Weltwirtschaft hat einen neuen, unsichtbaren Frontverlauf – und dieser verläuft mitten durch die digitalen Netzwerke globaler...

DWN
Politik
Politik Die Hälfte der Deutschen glaubt: Elektroautos sind ein grüner Bluff – was das für Europa bedeutet
29.04.2025

Trotz Milliardensubventionen verliert die grüne Transformation rasant an Rückhalt. Bürger zweifeln, Experten warnen – Europa droht der...

DWN
Politik
Politik Spionage AfD: Ex-Krah-Mitarbeiter angeklagt
29.04.2025

Ein ehemaliger Mitarbeiter des AfD-Politikers Maximilian Krah steht im Verdacht, für einen chinesischen Geheimdienst gearbeitet zu haben...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft US-Zölle: Deutsche Unternehmen bleiben erstaunlich gelassen
29.04.2025

Trotz der hitzigen Rhetorik aus Washington und düsteren Prognosen internationaler Organisationen wie dem IWF zeigen deutsche Unternehmen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Alphabet greift nach Europas Kapital: Anleihe-Offensive des Google-Konzerns mit Signalwirkung
29.04.2025

Die Alphabet-Anleihe ist mehr als ein Finanzmanöver: Sie markiert einen geopolitischen Wendepunkt – und eine Kampfansage im Rennen um...

DWN
Politik
Politik US-Zölle: Trump reagiert auf Druck der Autobranche
29.04.2025

US-Präsident Trump rudert bei seiner Zollpolitik zurück: Nach heftiger Kritik aus der Autoindustrie will das Weiße Haus nun Entlastungen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Trumps Wertekrieg: Warum es ökonomisch vernünftig ist, das Wort „Vielfalt“ zu streichen
29.04.2025

Von der internationalen Wirtschaftselite kaum beachtet, vollzieht sich derzeit in den USA eine tektonische Verschiebung – nicht in...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Microsoft vollzieht leisen Rückzug aus China – Angst vor Trump-Sanktionen wächst
29.04.2025

Während sich die Spannungen zwischen den USA und China weiter zuspitzen, zieht sich ein globaler Technologieriese offenbar still und...