Politik

US-Sanktionen: Venezuela bringt Staatsgold in die Türkei

Venezuela bringt tonnenweise Gold in die Türkei um es dort vor dem Zugriff der US-Behörden geschützt veredeln zu lassen.
16.01.2019 17:22
Lesezeit: 2 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Venezuela verhandelt derzeit mit der türkischen Regierung über die Raffination und Zertifizierung seines Staatsgoldes. Die Veredlung und Zertifizierung soll demnach in der türkischen Stadt Çorum erfolgen.

Ankara werde Caracas als Gegenleistung für den Großauftrag eine Vielzahl von Dienstleistungen anbieten, darunter den Bau von Krankenhäusern und Schulen sowie die Bereitstellung humanitärer Hilfe als Teil des Gold-Abkommens.

Der venezolanische Minister für Industrie und nationale Produktion, Tarek El Aissami, wird am 10. Januar 2019 bei einem Besuch in der Türkei ein Abkommen über den anstehenden Gold-Deal unterzeichnen. Er wird auch einen Industriekomplex in Çorum besichtigen, in dem die Ahlatcı Metal Company eine Raffinerie mit einer Jahreskapazität von 365 Tonnen hat, so zitiert das türkische Blatt Çorum Haber einen Sprecher des türkischen Edelmetall-Unternehmens.

Hintergrund der ungewöhnlichen Partnerschaft sind die von der US-Regierung gegen Venezuela verhängten Sanktionen. Der venezolanische Minister für Bergbau, Victor Cano, sagte am vergangenen Mittwoch, dass die Zentralbank aufgrund von Bedenken bezüglich der Sanktionen Gold in die Türkei und nicht in die Schweiz exportiere, ohne die Höhe des Betrags anzugeben. Zuvor hatte Venezuela die Gold-Raffination in der Schweiz vorgenommen. Diesen Vorgang soll von nun an die Türkei übernehmen. Nach der Raffination sollen die Goldbestände zurück in das Portfolio der Zentralbank in Caracas fließen. Offenbar stufen die venezolanischen Behörden die Schweiz vor dem Hinblick der US-Sanktionen als zu riskant ein.

Im Jahr 2018 hat Venezuela nach türkischen Regierungs-Statistiken 779 Millionen Dollar an Gold in die Türkei exportiert. Dies ist ein weiterer Beweis dafür, dass das südamerikanische Land nach einer Welle von Sanktionen, die im vergangenen Jahr begonnen hatten, sein Handelsmuster ändert, führt der englischsprachige Dienst von Reuters aus.

Die Nachrichtenagentur Anadolu zitiert den wirtschaftspolitischen Sprecher der Regierungspartei AKP, Erdal Tanas: “Das ist ein erster Schritt, der durchaus mit Schwierigkeiten verbunden ist. Seit Jahren gibt es eine Hegemonie des Dollars. Bei allen Aktivitäten ist der Dollar die Leitwährung. Es ist sehr wichtig, dass die Schwellenländer versuchen, die Macht des Dollars zu brechen, oder zumindest nach Alternativen zu suchen.”

Aus den aktuellsten Daten des türkischen Statistikamtes geht hervor, dass Venezuela in den ersten neun Monaten des Jahres 2018 insgesamt 23,6 Tonnen Gold in die Türkei exportierte. Im Vorjahr hatte es noch keine Gold-Exporte in die Türkei gegeben.

Das krisengeschüttelte Venezuela kauft seit 2017 Gold von kleinen Bergleuten in der südlichen Dschungel-Region des Landes, um seine schwächelnden Währungsreserven zu stützen. Derzeit verfügt die venezolanische Zentralbank über 150 Tonnen Gold.

Im vergangenen Jahr beschuldigte Marshall Billingslea, stellvertretender Sekretär für Terrorismusfinanzierung im US-Finanzministerium, die türkische Regierung, internationale Sanktionen durch den Kauf von Tonnen venezolanischen Golds zu umgehen, berichtet UPI.com.

Die Bank of England verweigerte Venezuela vor Kurzem die Herausgabe von 14 Tonen Gold und begründete dies mit Prüfungen zu Geldwäsche-Bestimmungen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Steuerlast: Wie Deutschland Durchschnittsverdiener abzockt und Spitzenverdiener entlastet
09.08.2025

Deutschland hat die zweithöchste Abgabenlast weltweit – aber nur für Normal- und Geringverdiener. Ein OECD-Vergleich zeigt, dass...

DWN
Technologie
Technologie Zwei Jahre für einen neuen Funkmast: Warum Deutschland beim Netzausbau hinten liegt
09.08.2025

Trotz hoher Netzabdeckung kämpfen Unternehmen hierzulande mit Funklöchern und hohen Kosten. Eine Ericsson-Studie zeigt, wie stark...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Chinas Milliardenpläne in der Arktis: Konkurrenz für Suez- und Panamakanal
09.08.2025

China und Russland treiben gemeinsam ein Milliardenprojekt in der Arktis voran, das den Suez- und Panamakanal umgehen könnte. Die...

DWN
Finanzen
Finanzen So werden Sie reich mit Autos: Warum Oldtimer besser sind als Aktien
09.08.2025

Oldtimer als Kapitalanlage? Zwei Autoprofis erklären, warum Klassiker und Supersportwagen echte Geldmaschinen sind – und welche Modelle...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Trumps Zölle treiben Afrika in Chinas Einflusszone
09.08.2025

Afrikas Exporte geraten ins Fadenkreuz von Trumps Zollhammer – doch für China öffnet sich ein geopolitisches Zeitfenster. Wie der...

DWN
Politik
Politik Haushaltsplan: Sondervermögen Infrastruktur – wohin fließt das Geld eigentlich?
09.08.2025

Nach viel Hin und Her haben sich Union und SPD auf einen Haushaltsplan 2025 und folgend bis 2029 geeinigt. Neben hohen Investitionen in...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Trumps Umbau der US-Verteidigung stellt Milliardenprojekte infrage
09.08.2025

Donald Trump krempelt die US-Verteidigung radikal um: Alte Kampfjets werden verschrottet, Milliarden in neue Tarnkappenbomber investiert....

DWN
Politik
Politik 50 Jahre Abkommen von Helsinki – ein Pakt ohne Erbe
09.08.2025

Vor 50 Jahren versprach das Abkommen von Helsinki eine neue Weltordnung aus Kooperation und Respekt. Heute, im Zeitalter hybrider Kriege,...