Deutschland

Bundesregierung senkt Wachstums-Prognose deutlich

Lesezeit: 2 min
25.01.2019 10:09
Die Bundesregierung hat die Prognose für das Wirtschaftswachstum im laufenden Jahr drastisch nach unten korrigiert.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die Bundesregierung korrigiert einem Zeitungsbericht zufolge ihre Wachstumsprognose für das laufende Jahr kräftig nach unten. Das federführende Bundeswirtschaftsministerium rechne im neuen Jahreswirtschaftsbericht für 2019 nur noch mit einem Wachstum von 1,0 Prozent, berichtete das Handelsblatt am Donnerstag vorab. In ihrer Herbstprognose war die Bundesregierung noch von einem Plus von 1,8 Prozent ausgegangen.

Gründe für die kräftige Abwärtsrevision seien unter anderem eine schwächer laufende Weltwirtschaft sowie die Hängepartie um den EU-Austritt Großbritanniens, berichtete die Zeitung unter Berufung auf den Jahreswirtschaftsbericht. Der Aufschwung bleibe aber trotz der deutlichen Absenkung der Prognose intakt. So rechne die Bundesregierung für 2020 wieder mit einem stärkeren Wachstum in Höhe von 1,6 Prozent. Der Jahreswirtschaftsbericht wird am Mittwoch vorgestellt. Da deshalb die endgültigen Prognosewerte Anfang kommender Woche festgelegt werden, ist eine leichte Veränderung der Zahlen noch möglich. Das Bundeswirtschaftsministerium wollte den Bericht zunächst nicht kommentieren.

Das Barometer für das Geschäftsklima in Deutschland sank im Januar auf 99,1 Punkte von zuvor 101,0 Zählern, wie das Münchner Ifo-Institut am Freitag zu seiner monatlichen Umfrage unter rund 9000 Managern mitteilte. Das ist bereits der fünfte Rückgang in Folge und der niedrigste Wert seit Februar 2016. Ökonomen hatten lediglich mit einem Absinken auf 100,6 gerechnet. "Die deutsche Wirtschaft befindet sich in einem Abschwung", sagte Ifo-Präsident Clemens Fuest. Die Führungskräfte beurteilten ihre Geschäftslage schlechter, ebenso die Aussichten für die kommenden sechs Monate.

Das Ifo-Institut hat kürzlich seine Konjunkturprognosen für Deutschland kräftig gesenkt. Das Bruttoinlandsprodukt dürfte demnach 2019 nur noch um 1,1 Prozent zulegen. Die Probleme der Auto-Industrie mit dem neuen Abgasmessstandard sowie Unsicherheiten wie der Brexit und die US-Handelspolitik drücken derzeit die Stimmung.

Der Internationale Währungsfonds (IWF) hatte am Montag die Wachstumsprognose für die deutsche Wirtschaft in diesem Jahr auf 1,3 von 1,9 Prozent gesenkt. Für 2020 erwartet der IWF nach wie vor 1,6 Prozent.

Auch europaweit schwächt sich das Wachstum ab. Die Wirtschaft der EU wird 2019 nur noch um 1,5 Prozent wachsen, erwartet die Europäische Zentralbank. Noch im Oktober hatten sie einen Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 1,8 Prozent prognostiziert. Für 2020 nahmen sie ihre Vorhersage auf 1,5 von bislang 1,6 Prozent zurück. Für 2021 erwarten sie nur ein Wachstum von 1,4 Prozent Die Volkswirte hatten bereits im Oktober ihre Wachstumsprognosen zurückgenommen.

Die Erwartungen der Experten werden von den Währungshütern genau verfolgt. Sie sind ein Faktor, der in ihre geldpolitischen Überlegungen einfließt. EZB-Chef Mario Draghi hatte am Donnerstag nach der Zinssitzung gesagt, dass sich die Wirtschaft aktuell schwächer als erwartet entwickle und angedeutet, dass eine Zinserhöhung nicht in diesem Jahr sondern erst 2020 kommen könnte. Die Euro-Wächter kippten zudem ihre bisherige Einschätzung, dass sich bei den Perspektiven für das Wirtschaftswachstum Gefahren und Chancen weitgehend die Waage halten. Nunmehr würden die Gefahren überwiegen.

Die EZB-Beobachter kappten auch ihre Inflationsprognosen. Für das laufende Jahr erwarten sie jetzt nur noch eine Teuerung von 1,5 Prozent statt wie zuvor von 1,7 Prozent. 2020 gehen sie von einem Anstieg der Verbraucherpreise um 1,6 Prozent aus. Bisher wurden 1,7 Prozent erwartet. Die Notenbank strebt knapp unter zwei Prozent als Idealwert für die Wirtschaft an. Im Dezember lag die Teuerung mit 1,6 Prozent deutlich darunter.


Mehr zum Thema:  

DWN
Politik
Politik Krankenhaus-Reform: Weiß der Gesundheitsminister, wohin er das Land lenkt?
16.06.2024

Viel zu teuer, die Versorgung unsicher. Das deutsche Gesundheitssystem steht vor dem Kollaps, nachdem 20 Jahre die Krankenhäuser im Lande...

DWN
Politik
Politik Der betagte Präsident? Joe Bidens Zustand beim G7-Gipfel sorgt für Gesprächsstoff
15.06.2024

Das Alter von Joe Biden spielt eine zentrale Rolle im US-Präsidentschaftswahlkampf. Auch beim G7-Gipfel in Italien wird über seinen...

DWN
Politik
Politik Inflationsausgleichsprämie: Bis zu 3.000 Euro steuerfrei - wer bekommt sie tatsächlich?
15.06.2024

Seit dem 26. Oktober 2022 können Arbeitgeber ihren Beschäftigten steuer- und abgabenfrei einen Betrag bis zu 3.000 Euro gewähren. Das...

DWN
Politik
Politik Unser neues Magazin ist da: Das neue digitale Gesundheitswesen – Fluch oder Segen für Deutschland?
15.06.2024

Das deutsche Gesundheitssystem kriselt. Lauterbachs Krankenhausreform ist womöglich nicht der Ausweg, stattdessen könnte eine umfassende...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Deutsche Weinbauern reüssieren im Export - starke Nachfrage aus China 
15.06.2024

Deutschland ist berühmt für seine vorzüglichen Riesling-Weine. Das wird auch international anerkannt. Und es scheint so, als ob...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Schwarzarbeit und illegale Beschäftigung bedrohen den ehrlichen Mittelstand: Welche Lösungen gibt es?
15.06.2024

Der Zoll geht aktuell deutschlandweit gegen Schwarzarbeit vor - und das ist dringend notwendig: Deutschen Unternehmen gehen jährlich 300...

DWN
Politik
Politik Deutsche Investitionen bedroht: Würth äußert sich besorgt über AfD-Erfolg
15.06.2024

Der Unternehmer Reinhold Würth äußerte Enttäuschung über das Abschneiden der AfD bei der Europawahl, insbesondere in Künzelsau, wo...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Zahl der Unternehmensinsolvenzen steigt weiter - Hoffnung auf Trendwende schwindet
15.06.2024

Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen in Deutschland steigt weiter an, ohne Anzeichen einer baldigen Trendwende. Experten prognostizieren...