Großbritannien will im Fall eines ungeordneten EU-Austritts die Einfuhrzölle drastisch reduzieren. Wie der britische Minister für Handelspolitik, George Hollingbery, am Mittwochmorgen in London ankündigte, sollen in diesem Fall Zölle auf 87 Prozent der Importe wegfallen. Auf einige Agrarprodukte würden reduzierte Zölle erhoben - in diesem Bereich sollten die heimischen Produzenten geschützt werden.
Das neue Zollsystem soll nach Angaben aus London am Abend des 29. März in Kraft treten, wenn es nicht gelingt, bis dahin ein Austrittsabkommen festzuzurren oder eine Verschiebung des Brexit zu erreichen. Es handle sich um ein vorübergehendes System mit einer Dauer von zwölf Monaten, um einen sprunghaften Preisanstieg von EU-Produkten für Verbraucher zu verhindern und die Versorgungskette zu sichern. Den Plänen zufolge soll zudem auf Zollkontrollen an der Grenze zu Irland verzichtet werden, hieß es.
Die britische Premierministerin Theresa May war am Dienstagabend auch im zweiten Anlauf mit dem Abkommen zum EU-Austritt im Unterhaus gescheitert. Die Abgeordneten lehnten die Vorlage trotz weiterer Zusagen der EU erneut mit großer Mehrheit ab. Aus Sicht der EU erhöht das Votum die Gefahr eines ungeregelten Austritts am 29. März.
Der britische Handelsminister Liam Fox hat Firmenkreisen zufolge führende Unternehmensvertreter für den Nachmittag zu einer Telefonkonferenz eingeladen. Es soll um den Brexit und das Thema Zölle gehen.