In den zurückliegenden zehn Jahren wurde von den größten US-Aktiengesellschaften mehr Geld für Rückkäufe eigener Anteilscheine ausgegeben als für Dividendenzahlungen. Dabei wurde im vergangenen Jahr mit Aktienrückkäufen in den Vereinigten Staaten im Wert von mehr als einer Billion US-Dollar eine neue Rekordmarke aufgestellt.
In den zurückliegenden zehn Jahren haben börsennotierte US-Unternehmen umgerechnet mehr als 3,5 Billionen Euro in Aktienrückkäufe gesteckt, was rund 21 Prozent ihrer aktuellen Marktkapitalisierung entspricht. Im Vergleich dazu haben deutsche Gesellschaften gerade einmal 20 Milliarden Euro oder 4 Prozent ihrer derzeitigen Marktkapitalisierung ausgegeben.
Eines der in Deutschland für Aktienrückkäufe besonders bekannten Unternehmen ist die Münchener Rück, die auch weiterhin plant, eigene Aktien zurückzukaufen. Erst vor wenigen Tagen hat die Gesellschaft bekanntgegeben, allein zwischen Mai 2019 und April 2020 erneut eigene Papiere in einem Umfang von rund einer Milliarden Euro zurückkaufen zu wollen.
Bei der aktuellen Marktkapitalisierung der Münchener Rück von rund 32,2 Milliarden Euro entspricht das einem Volumen, das in etwa 3,1 Prozent sämtlicher ausstehender Aktien entspricht. Nicht zuletzt wegen ihrer intensiven Rückkauf-Aktivitäten kletterte der Kurs der Münchener Rück-Aktie in den vergangenen zehn Jahren zur Freude der Anleger um rund 120 Prozent.
Wie das Beispiel Apple zeigt, werden Aktienrückkäufe von den Markteilnehmern nicht immer euphorisch begrüßt. Seit Jahren verfolgt der Tech-Gigant die Strategie, seine Gewinne statt in die Entwicklung von weiteren Innovationen oder den Ankauf neuer Betätigungsfelder lieber vor allem in Dividenden und Aktienrückkäufe zu stecken. Der Kurs des schwergewichtigen US-Konzerns schrumpfte innerhalb von fünf Monaten um rund 20 Prozent.
Hintergrund scheinen zunehmende Zweifel von Experten und Anlegern am eingeschlagenen Kurs des Unternehmens zu sein. Denn jüngste Aktienrückkäufe Apples waren – zumindest aus heutiger Sicht – ein Verlustgeschäft. Die Gesellschaft hat in den ersten drei Quartalen des Jahres 2018 insgesamt 62,9 Milliarden US-Dollar für Aktienrückkäufe ausgegeben und dabei laut einem Bericht des Wall Street Journal bis zu 222,07 US-Dollar pro Aktie ausgegeben. Ende 2018 belief sich der Wert des gesamten Aktienpakets auf nur mehr 53,8 Milliarden US-Dollar, was unter dem Strich einen Verlust von gut neun Milliarden US-Dollar bedeutet.
Doch warum verursachten eigentlich kursstützende Aktienrückkäufe derart schmerzliche Kursrückgänge? Beobachter des Unternehmens wollen bei dem aus früheren Zeiten für seine Innovationskraft gefeierten Konzern eine wachsende Ideenlosigkeit und zaghaftes Agieren festgestellt haben. Seit Jahren habe es keinen neuen technologischen Mega-Hit wie das iPhone mehr gegeben und bei Zukäufen oder Übernahmen halte man sich zurück.
So drängt der ein oder andere Analyst Apple gar dazu, Trendsetter oder Marktführer anderer Branchen wie Tesla oder Netflix zu kaufen. Mit seinem Milliarden-Budget könnte sich der High-Tech-Riese das wohl locker leisten. Ob und wie sich die - für ein von seinen Innovationen lebendes Unternehmen – relativ konservative Strategie der Aktienrückkäufe langfristig auszahlt, wird sich vermutlich erst in einigen Jahren zeigen.