Deutschland

Zehntausende deutsche Arbeiter betroffen: Stahl-Industrie steht unter schwerem Druck

Die Stahl-Industrie mit ihren 80.000 Arbeitsplätzen in Deutschland gerät wegen der schwachen Nachfrage immer mehr unter Druck. Auch der Maschinenbau hat mit Problemen zu kämpfen - mit anderen Worten: Deutschlands Industrie steckt in Schwierigkeiten.
06.05.2019 17:36
Lesezeit: 1 min

Die Stahlindustrie mit Branchengrößen wie „ArcelorMittal“ und „Thyssenkrupp“ gerät wegen der abflauenden Nachfrage immer stärker unter Druck. Der weltgrößte Stahl-Produzent ArcelorMittal kündigte heute an, die Produktion im polnischen Krakau vorübergehend auszusetzen und im spanischen Asturias zurückzufahren. Die Aktienkurse der Schwerindustrie gaben auf breiter Front nach, wobei im Fall von Thyssenkrupp Spekulationen über ein Scheitern des geplanten Joint-Ventures mit „Tata Steel“ hinzu kamen.

Die ArcelorMittal-Aktie gab zeitweise mehr als vier Prozent nach. Neben der schwächelnden Nachfrage machen den Branchenriesen nach eigenen Angaben in Europa auch die zunehmenden Importe in den Markt sowie hohe Energie- und Klimaschutzkosten zu schaffen. In diesem Marktumfeld gingen Kostenkontrolle und Qualität vor Menge, hieß es. In Italien werde die geplante Steigerung der Stahl-Auslieferungen deshalb auf jährlich sechs Millionen Tonnen langsamer vorangetrieben. Alle Maßnahmen zusammen würden auf das Jahr hochgerechnet auf eine Reduzierung der Flachstahlproduktion in Europa um etwa drei Millionen Tonnen hinauslaufen. Der Konzern betreibt in Deutschland Werke in Bremen, Hamburg, Eisenhüttenstadt und Duisburg. 2018 produzierte ArcelorMittal hierzulande 7,6 Millionen Tonnen Rohstahl.

Die im Dax notierten Thyssenkrupp-Titel rutschten um bis zu 4,5 Prozent auf 11,72 Euro ab und damit auf den tiefsten Stand seit sieben Jahren. Hier kamen aber neben der Konjunkturabkühlung auch hauseigene Themen zum Tragen. Am Wochenende waren erneut Spekulationen aufgeflammt, dass das geplante Stahl-Joint-Venture mit Tata Steel von den Wettbewerbshütern in Brüssel untersagt werden könne.

ZOLLSTREIT ZWISCHEN USA UND CHINA DRÜCKT DIE STIMMUNG

Ein Händler sagte, Bedenken der EU-Kommission seien nichts Neues, jedoch sei nach wie vor unklar, wie es weitergehe. Der Stahlbranche mit ihren rund 80.000 Beschäftigten in Deutschland und mehr als 300.000 in Europa kämpft seit Jahren mit Überkapazitäten, Billigimporten aus Fernost und zunehmenden Klimaschutzauflagen. In den vergangenen Monaten sorgten in dem ohnehin zyklischen Geschäft die schwindende Nachfrage der Automobilindustrie für zusätzliche Sorgen. So stellt sich etwa die österreichische Voestalpine mit zusätzlichen Kostensenkungen auf schwierigere Zeiten ein.

Auch im Maschinenbau, der neben der Bau- und der Automobil-Industrie der wichtigste Abnehmer ist, läuft es nicht rund. Die Hersteller in Deutschland verbuchten im März den vierten Monat in Folge rückläufige Bestellungen. Insgesamt lag das Minus im März und ersten Quartal bei zehn Prozent, wie der Branchenverband VDMA heute mitteilte. „Die exportgetriebene deutsche Industrie kann sich nicht abkoppeln von der globalen Verunsicherung", sagte VDMA-Chefvolkswirt Ralph Wiechers. Diese Verunsicherung wird durch den sich verschärfenden Handelsstreit zwischen den USA und China weiter angeheizt.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft China-Zölle auf EU-Weinbrand kommen nun doch – das sind die Folgen
04.07.2025

China erhebt neue Zölle auf EU-Weinbrand – und das mitten im Handelsstreit mit Brüssel. Betroffen sind vor allem französische...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Gaspreise steigen wieder: Was das für Verbraucher und Unternehmen bedeutet
04.07.2025

Nach einem deutlichen Preisrückgang ziehen die europäischen Gaspreise wieder an. Was das für Verbraucher und Unternehmen bedeutet –...

DWN
Panorama
Panorama Schwerer Flixbus-Unfall auf der A19 bei Röbel: Was wir wissen und was nicht
04.07.2025

Ein Flixbus kippt mitten in der Nacht auf der A19 bei Röbel um. Dutzende Menschen sind betroffen, ein Mann kämpft ums Überleben. Noch...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Solarausbauziel in Deutschland bis 2030 zur Hälfte erfüllt
04.07.2025

Deutschland hat bereits einen großen Schritt in Richtung Solarenergie gemacht – doch der Weg ist noch weit. Trotz beachtlicher...

DWN
Politik
Politik One Big Beautiful Bill: Das steckt hinter Trumps Steuererleichterungen
04.07.2025

Am amerikanischen Unabhängigkeitstag setzt Donald Trump ein innenpolitisches Zeichen: Mit dem "One Big Beautiful Bill" will er seine...

DWN
Panorama
Panorama Waldbrand Sachsen: Gohrischheide - über 1.000 Einsatzkräfte im Einsatz
04.07.2025

Hitze, Trockenheit und starker Wind: In Sachsen und Thüringen kämpfen Einsatzkräfte gegen massive Waldbrände. Besonders die...

DWN
Politik
Politik Rentenkasse: Neue Mütterrente wohl erst ab 2028 umsetzbar
04.07.2025

Die Ausweitung der Mütterrente sorgt für Diskussionen: Einigkeit herrscht über das Ziel, Uneinigkeit über das Tempo. Millionen Mütter...

DWN
Finanzen
Finanzen Sparen für Kinder: Welche Anlagen sich wirklich lohnen
04.07.2025

Eltern wollen ihre Kinder finanziell absichern, doch viele verschenken Chancen. Statt renditestarker Anlagen dominiert Vorsicht, oft ohne...