Die 77. Brigade der britischen Armee wurde im Jahr 2015 im Rahmen des Army 2020-Konzepts gegründet. Zu ihre Aufgaben zählen nach eigenen Angaben: „Analyse des Publikums, der Akteure und Gegner, Informationstätigkeit und Outreach, Informationsaktivitäten gegen Gegner, Unterstützung der Partner in der gesamten Regierung, Sammeln von Medieninhalten, Verbreitung von Medien, Überwachung der Informationsumgebung, Auswertung der Informationsumgebung.“
Der Hauptsitz befindet sich in den Denison Barracks/Berkshire. Die Mitglieder der 77. Brigade sind Spezialisten in den Bereichen Kameraeinrichtung, Tonaufnahme, Videobearbeitung, Grafikdesign, Social Media-Werbung und Datenanalyse. Das Magazin Wired führt aus: „Seit die NATO-Truppen im Jahr 2017 im Baltikum stationiert wurden, kommt auch russische Propaganda zum Einsatz, bei der behauptet wird, dass es sich bei den NATO-Soldaten um Vergewaltiger und Plünderer handelt, die sich kaum von einer feindlichen Besatzung unterscheiden. Eines der Ziele des Nato-Informationskriegs war es, dieser Art von Bedrohung entgegenzuwirken: Geringfügige Gerüchte widerlegen und Videos von NATO-Truppen erstellen, die glücklich mit baltischen Gastgebern zusammenarbeiten.“
Der britische Geheimdienst GCHQ hat beispielsweise auch eine Einheit, die sich dem Informationskrieg widmet. Sie wird als „Joint Threat Research Intelligence Group“ (JTRIG) bezeichnet. Sie verfolgt operative Ziele auf der ganzen Welt: Im Iran, Afrika, Nordkorea, Russland und Großbritannien. Manchmal konzentrierten sich die Operationen auf bestimmte Einzelpersonen und Gruppen, manchmal auf die breiteren Regime oder sogar auf die allgemeine Bevölkerung. Die Operation Quito war eine Kampagne, die einige Zeit nach 2009 durchgeführt wurde, um zu verhindern, dass Argentinien die Falklandinseln übernimmt.
Wired wörtlich: „Desinformation und Täuschung waren seit Jahrtausenden Teil der Kriegsführung, aber auf der ganzen Welt begann etwas Neues zu geschehen. Informationen wurden lange Zeit für die Unterstützung von Kampfhandlungen verwendet. Doch nun wird der Kampf hauptsächlich, manchmal ausschließlich, durch den Einsatz von Informationen geführt. Da es sich um ein Instrument der Kriegsführung handelte, erkannte jedes Militär, dass die Informations-Kriegsführung durch und durch das eigentliche Thema des Krieges war. Und es war nicht auf Russland, China oder andere beschränkt. Ein globaler Informationskampf ist ausgebrochen. Dutzende Länder setzen ihn bereits um. Und das sind nur die Kampagnen, über die wir Bescheid wissen.“
In einer 2017 veröffentlichten Studie der Harvard University wird geschätzt, dass die chinesische Regierung zwei Millionen Menschen beschäftigt, um 448 Millionen Social-Media-Beiträge pro Jahr zu verfassen. Ihr Hauptzweck ist es, Online-Diskussionen von sensiblen politischen Themen fernzuhalten. Marc Owen Jones, Forscher am Institute of Arab and Islamic Studies der Exeter University, deckte Tausende gefälschter Twitter-Konten in Saudi-Arabien auf, „die die saudische Regierung oder die saudi-arabische Außenpolitik lobten“. In Bahrain gab es Beweise für Spam-ähnliche Operationen, die darauf abzielten, dass Dissidenten sich nicht zusammenschließen können oder politisch gefährliche Themen online debattieren.