Gemischtes

Autobauer: Riskante Wetten auf einen Durchbruch der Elektromobilität

Lesezeit: 1 min
10.06.2019 13:36
Einer Analyse zufolge setzen viele Autobauer alles auf die Karte Elektromobilität. Selbst wenn diese riskante Wette aufgehen und der Durchbruch zur E-Mobilität gelingen sollte, drohen den Beschäftigten harte Einschnitte.
Autobauer: Riskante Wetten auf einen Durchbruch der Elektromobilität
Der Volkswagen-Vorstandsvorsitzende Herbert Diess. (Foto: AFP)
Foto: AFP

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die weltweit führenden Autokonzerne haben ihre Investitionen in Fabriken für Elektroautos im vergangenen Jahr verdoppelt. Wie die Unternehmensberatung EY am Montag mitteilte, kündigten die 16 größten Autohersteller Elektroauto-Projekte im Gesamtvolumen von 8,4 Milliarden Euro an - 97 Prozent mehr als 2017. Der Gesamtwert der Investitionen in neue und modernisierte Fabriken sank hingegen um 16 Prozent auf 22,4 Milliarden Euro.

In den vergangenen Jahren stieg die Höhe der Investitionen in die Elektromobilität, obwohl sich E-Autos bislang nicht auf dem Markt gegen Benziner und Diesel-Fahrzeuge durchsetzen können. Vorreiter ist China, wo seit 2015 insgesamt 6,1 Milliarden Euro in Produktionskapazitäten für die Stromer flossen. Dahinter folgt Deutschland mit 4,4 Milliarden Euro vor Frankreich mit 1,6 Milliarden Euro.

Die US-Konkurrenz hielt sich hingegen bislang zurück: Dort flossen nur 1,1 Milliarden Euro. Das ändere sich nun aber, seit Jahresbeginn hätten Ford und General Motors E-Projekte im Umfang von 1,2 Milliarden Euro angekündigt, schreiben die Analysten von EY.

Für die Berechnungen analysierte EY öffentlich verfügbare Informationen über konkrete, ortsgebundene Investitionsprojekte aus Geschäftsberichten, Investorenpräsentationen oder Pressemitteilungen. Die Analysten berücksichtigten aber keine Forschungs- und Entwicklungskosten, die sich zumeist nicht konkreten Ländern zuordnen lassen.

Der starke Anstieg der Investitionen in Elektromobilität und der gleichzeitige massive Rückgang bei sonstigen Investitionsprojekten zeigt laut dem EY-Branchenexperten Constantin Gall: "Viele Hersteller setzen gerade alles auf eine Karte." Sie nähmen Milliardensummen für die Entwicklung und den Ausbau der Produktion von Elektroautos in die Hand und sparten massiv an anderer Stelle.

Das sei eine "mutige und teure Wette" der Autohersteller auf die Zukunft: "Sie setzen auf einen baldigen und starken Anstieg der Verkaufszahlen von Elektroautos – trotz nach wie vor bestehender Probleme wie einer mangelhaften Ladeinfrastruktur, sehr hoher Verkaufspreise und niedriger Margen."

Schlechte Nachrichten für die Aktionäre: "Elektroautos bringen vorerst kaum Gewinn." Der Ausbau der Elektromobilität müsse mit den Gewinnen aus dem Verkauf von Fahrzeugen mit konventionellem oder Hybrid-Antrieb finanziert werden. "Unterm Strich wird in jedem Fall weniger Gewinn übrig bleiben als in den vergangenen Jahren."

Den Beschäftigten der Autoindustrie drohten in den kommenden Jahren harte Sparrunden: "Wir werden erhebliche Umstrukturierungen und Kostensenkungsmaßnahmen sehen – bis hin zur Schließung ganzer Werke", erklärte der EY-Partner Peter Fuß. Die aktuellen Sparprogramme der Hersteller seien nur ein "Vorgeschmack".


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Technologie
Technologie Boom bei Gründungen von KI-Startups in Deutschland
24.04.2024

Obwohl die Finanzierung von Jungfirmen allgemein ins Stocken geraten ist, entstehen in Deutschland gerade unzählige KI-Startups. Im...

DWN
Politik
Politik USA kündigen massive Waffenlieferungen in die Ukraine an - Selenskyj äußert Dank
24.04.2024

Der US-Kongress hat die milliardenschweren Ukraine-Hilfen gebilligt. Jetzt könnte es laut Pentagon bei der ersten Lieferung sehr schnell...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Preiskrieg in China: Volkswagen im harten Wettbewerb der Elektroauto-Branche
24.04.2024

Volkswagen, lange Zeit der unangefochtene Marktführer in China, sieht sich nun einem intensiven Wettbewerb um den Elektroautomarkt...

DWN
Finanzen
Finanzen Silber im Aufschwung: Das Gold des kleinen Mannes holt auf
24.04.2024

Silber hinkt traditionell dem großen Bruder Gold etwas hinterher. In den letzten Wochen hat der Silberpreis massiv zugelegt. Was sind die...

DWN
Technologie
Technologie Habeck sieht großes Potenzial in umstrittener CO2-Einlagerung
24.04.2024

Die Technologie "Carbon Capture and Storage" (CO2-Abscheidung und -Speicherung) ist in Deutschland ein umstrittenes Thema. Inzwischen gibt...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Frauen in Tech-Berufen: Deutliches Ungleichgewicht trotz wachsender Nachfrage
24.04.2024

Der Frauenanteil in Berufen in den Bereichen Bereich Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik ist laut einer Studie niedrig....

DWN
Finanzen
Finanzen Staatsverschuldung auf Rekordhoch: Steuerzahlerbund schlägt Alarm!
24.04.2024

Der Bund Deutscher Steuerzahler warnt: Ohne Kehrtwende droht der fiskalische Abgrund, trotzdem schöpft die Bundesregierung das...

DWN
Unternehmen
Unternehmen EU-Lieferkettengesetz: Die neuen Regelungen und ihre Folgen
24.04.2024

Nach langem Ringen gibt es einen offensichtlich mehrheitsfähigen Kompromiss für ein abgeschwächtes europäisches Lieferkettengesetz. Das...