Mit der Entwicklung autonomer Fahrzeuge ist die Hoffnung verbunden, dass Autofahren der Umwelt weniger schadet. Unter anderem, weil weniger Bremsen und Beschleunigen notwendig sind, der Verkehr flüssiger vonstattengeht und eine nahezu optimale Routenplanung gewährleistet ist.
Eine Reihe von wissenschaftlichen Studien versetzt dieser Hoffnung jedoch einen Dämpfer. Laut einer bereits im Februar erschienenen ausführlichen Studie des Fraunhofer-Instituts wird das autonome Fahren den Ausstoß von Treibhausgas bis zum Jahr 2050 um lediglich 7,6 Prozent senken. Eine Studie der chinesischen „Tsinghua Universität“ kommt zu dem Schluss, dass „der Effekt autonomer Fahrzeuge auf den Treibhausgas-Ausstoß kurz- und mittelfristig gering“ sein wird.
Zu einem noch drastischeren Ergebnis gelangen Wissenschaftler der amerikanischen Princeton-Universität. In ihrer Studie heißt es: „Dadurch, dass autonome Fahrzeuge es ihren Insassen ermöglichen, während der Fahrt zu arbeiten oder sich zu erholen, wird das Autofahren noch viel angenehmer.“ Die Forscher der Elite-Universität (laut den „World University Rankings“ die siebtbeste der Welt) erwarten, dass eine beträchtliche Zahl von Menschen mehr Autofahren wird, als es derzeit der Fall ist.
Beispielsweise werden viele Büro-Angestellte mit ihrem autonomen Auto statt dem Zug zur Arbeit fahren, weil sie in ihrem eigenen Fahrzeug ungestörter arbeiten können als in einem öffentlichen Verkehrsmittel - was derzeit aus offensichtlichen Gründen nicht der Fall ist. Auch die Fraunhofer-Forscher warnen vor diesem Effekt: „Es muss aber darauf geachtet werden, dass sich der Verkehr durch die Vorteile der Automatisierung nicht vom öffentlichen hin zum Individualverkehr verlagert – denn dann könnten die zusätzlichen Fahrten die positive Wirkung der Einspareffekte überlagern. Diesen Rebound-Effekt gilt es zu vermeiden.”
Zur Lösung des Dilemmas empfehlen die Princeton-Wissenschaftler „sorgfältig ausgearbeitete Vorschriften“. Einer der Studien-Autoren, Alain Kornhauser, empfiehlt, die Zahl der Privat-Autos stark einzuschränken und stattdessen auf (staatlich? - Anm. der. Red.) gemanagte Fuhrparks zu setzen. Das, so der der Transport- und Maschinenbau-Professor, würde sicherstellen, dass bei der überwiegenden Mehrheit der Fahrten das autonome Auto nicht nur einen, sondern mehrere Insassen befördert. Eine andere Studien-Autorin, Judi Greenwald, die während der Präsidentschaft von Barack Obama einen hohen Posten im US-Energie-Ministerium innehatte, spricht sich für „hohe Eintrittshürden“ beim Kauf von autonomen Autos aus. Das könne „Privatpersonen vom Kauf eines eigenen autonomen Fahrzeugs abhalten“.
Bemerkenswert an den radikalen Forderungen der Wissenschaftler aus den USA ist, dass auch in Europa die Kontrolle über den individualverkehr in den vergangenen Monaten verstärkt wurde. So hat die EU-Kommission beschlossen, dass bei Neuwagen bald Überwachungssensoren und intelligente Systeme zur Kontrolle der Fahrer Pflicht sein müssen.