Politik
Dax mit schweren Verlusten

Schwelender Handelsstreit zwischen Japan und Südkorea eskaliert

Japan hat Südkorea wichtige Handelsprivilegien entzogen. Der seit langem schwelende Streit beider Staaten steuert offenbar auf eine Eskalation zu. Unterdessen drohte die US-Regierung China mit neuen Strafzöllen. Die Börsen in Europa, den USA und in Asien gaben deutlich nach.
02.08.2019 08:47
Lesezeit: 2 min

Die Spannungen zwischen Japan und Südkorea verschärfen sich. Die Regierung in Tokio entschied am Freitag, Südkorea im Handel Privilegien zu streichen. Südkorea wird von der sogenannten weißen Liste genommen, auf der Länder mit den geringsten Handelsbeschränkungen stehen, darunter Deutschland, Großbritannien und die USA. 27 Staaten genießen aktuell diese Privilegien. Mit Südkorea wird erstmals ein Land von der Liste entfernt.

Firmen aus Südkorea müssen sich damit künftig auf mehr Bürokratie einstellen. Das könnte den Handel beider Länder bremsen. Der japanische Industrieminister Hiroshige Seko sagte, nach der erfolgten Zustimmung des Kabinetts werde die Maßnahme ab dem 28. August greifen. Die Entscheidung sei aus Gründen der nationalen Sicherheit getroffen worden.

Die Regierung in Seoul hatte schon im Vorfeld Protest angemeldet. Gegenmaßnahmen stehen nun im Raum. Zum Beispiel könnte die Zusammenarbeit in Sicherheitsfragen auf den Prüfstand gestellt werden. Ein Sprecher des südkoreanischen Präsidialamtes sagte, das Land werde eine starke Antwort finden und bedauere den Schritt Japans. Für Freitag sei eine außerplanmäßige Kabinettssitzung anberaumt worden.

Der Streit hatte sich zuletzt hochgeschaukelt, nachdem Japan die Belieferung südkoreanischer Technologiekonzerne beschränkt hatte. Als Grund wurden Sicherheitsbedenken angegeben. Auch die Auseinandersetzung der beiden Länder über Zwangsarbeit hatte die Beziehung bereits merklich abgekühlt. Im Oktober hatte das oberste Gericht Südkoreas entschieden, dass japanische Firmen Entschädigung an Südkoreaner zahlen müssen, die während der Besetzung der koreanischen Halbinsel von 1910 bis 1945 Zwangsarbeit leisteten. Japan reagierte empört und erklärte, dass bereits 1965 eine Einigung diesbezüglich erzielt wurde.

Auch der Handelskrieg zwischen den USA und China verschärft sich wieder

Mitten in neuen Handelsgesprächen mit China erhöht US-Präsident Donald Trump den Druck auf die Volksrepublik. Der Republikaner kündigte am Donnerstag an, ab 1. September Sonderzölle auch auf bisher davon verschonte chinesische Waren im Volumen von 300 Milliarden Dollar verhängen zu wollen. Dies könnte Handys, Laptops, Spielzeug und Schuhe treffen. Statt der bereits dafür angedrohten Abgaben von 25 Prozent brachte Trump auf Twitter zunächst zehn Prozent ins Gespräch. Diese könnten aber schrittweise erhöht werden und auch 25 Prozent übersteigen, sagte er später vor Journalisten. Der chinesische Präsident Xi Jinping bewege sich bei den Handelsgesprächen nicht schnell genug. Trumps Ankündigung schickte die US-Börsen auf Talfahrt, auch der Ölpreis fiel deutlich.

Trump ließ kein Zweifel daran, dass er Xi unter Druck setzen will. Die USA würden China solange "besteuern", bis eine Einigung im Handelsstreit erzielt sei. Trump reagierte mit den ersten Tweets zu seinen Zollplänen nach Angaben des Präsidialamtes direkt auf ein Treffen, bei dem ihn der US-Handelsbeauftragte Robert Lighthizer und Finanzminister Steven Mnuchin über die jüngsten Gespräche in Shanghai unterrichtet hatten. Dort waren am Mittwoch die erst zuletzt wieder aufgenommenen Verhandlungen mit China ohne erkennbare Fortschritte zu Ende gegangen.

Börsen mit deutlichem Minus

Wegen der Eskalation des Zollstreits sowohl zwischen den USA und China als auch zwischen Japan und Südkorea ziehen sich Anleger aus dem deutschen Aktienmarkt zurück. Der Leitindex Dax sackte zu Handelsbeginn um rund 2 Prozent ab.

Auch die Kurse an den asiatischen Aktienmärkten gingen zurück. Die Börse Schanghai verlor 1,5 Prozent auf 2866 Punkte und der japanische Nikkei-Index gab sogar 2,1 Prozent auf 21.087 Zähler nach. Der Hongkonger Hang Seng sank sogar um 2,15 Prozent auf 26 972,43 Punkte. In Südkorea verlor der Kospi gut 1 Prozent. Die chinesische Währung geriet ebenfalls unter Druck. Im Gegenzug verteuerte sich der Dollar um bis zu 0,8 Prozent auf 6,9502 Yuan.

Auch am amerikanischen Aktienmarkt kam es zu Verlusten bei den großen Indizes von etwa 1 Prozent. Die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen hingegen sank auf 1,89 Prozent, weil Investoren offenbar verstärkt kauften.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Unternehmen
Unternehmen Flixtrain bereit zum harten Wettbewerb um Bahn-Kunden
18.11.2025

Im Fernverkehr auf deutschen Schienen herrscht bislang wenig Wettbewerb. Das könnte sich in den kommenden Jahren ändern. Ein kleiner...

DWN
Technologie
Technologie Fliegende Autos: XPeng eröffnet erste Produktionsstätte für Flugfahrzeuge in China
18.11.2025

China eröffnet erstmals industrielle Strukturen für Fahrzeuge, die sowohl am Boden als auch in der Luft nutzbar sein sollen. Wird damit...

DWN
Technologie
Technologie Cloudflare down: Internetdienste X und ChatGPT massiv von Cloudflare-Störung betroffen
18.11.2025

Die Cloudflare-Dienste sind seit Dienstagmittag weltweit massiv gestört, betroffen sind darunter große Plattformen wie X und ChatGPT. Das...

DWN
Finanzen
Finanzen Nokia-Aktie und Nvidia-Aktie im Fokus: Wie die Partnerschaft 5G-Wachstum antreibt
18.11.2025

Die einst vor allem für Handys bekannte Nokia hat sich in den letzten Jahren stark gewandelt und rückt nun wieder in den Fokus von...

DWN
Finanzen
Finanzen Vestas-Aktie im Minus: So sollen 900 gezielte Entlassungen die Ertragsziele stützen
18.11.2025

Die Vestas-Aktie steht derzeit unter Druck. Dass das Unternehmen weltweit 900 Bürostellen abbaut, scheint den Anlegern auch Sorgen zu...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Erfolg im Job: Warum Diplome nicht mehr über Karrierechancen entscheiden
18.11.2025

Die Anforderungen an Fachkräfte haben sich deutlich verändert, und Arbeitgeber legen zunehmend Wert auf Fähigkeiten, Persönlichkeit und...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Kurs rutscht unter 90.000 US-Dollar: Kryptomarkt in extremer Angst
18.11.2025

Der Bitcoin-Kurs ist tief gefallen und löst weltweit Unruhe unter Anlegern aus. Der Fear-and-Greed-Index warnt vor extremer Angst am...

DWN
Technologie
Technologie Digitale Souveränität in Europa: Beckedahl kritisiert Bundesregierung
18.11.2025

Deutschland feiert neue Google- und Microsoft-Rechenzentren, während die digitale Abhängigkeit von US-Konzernen wächst. Der...