Deutschland

Handelskrieg wird deutsche Arbeitnehmer hart treffen

Die Indikatoren der Bundesagentur für Arbeit zeigen, dass der globale Handelskrieg sich in Kürze auch negativ auf den deutschen Arbeitsmarkt auswirken wird.
10.08.2019 06:46
Lesezeit: 2 min

Die Auswirkungen des globalen Handelskriegs haben das verarbeitende Gewerbe in Deutschland erreicht und werden voraussichtlich in Kürze auch den deutschen Arbeitsmarkt heimsuchen. Hintergrund ist, dass der Maschinenbau gerade den siebten Monat in Folge einen Rückgang der Auftragseingänge verbucht hat. Und Branchenumfragen zeigen eine schwache Perspektive bei der Beschäftigung.

Handelskrieg wird deutsche Arbeitnehmer hart treffen

Zwar ist die Arbeitslosenquote hierzulande im Verlauf der vergangenen zehn Jahre von einem Rekordtief zum nächsten gesunken. Und noch sind die aktuellen Zahlen der Arbeitsagentur alles andere als alarmierend.

Doch die Umkehr auf dem Arbeitsmarkt hat bereits eingesetzt. Die Zahl der Arbeitslosen ist im Juli saisonbereinigt um 1.000 auf auf 2.275.000 Personen gestiegen. Die Arbeitslosenquote liegt nunmehr wieder bei 5,0 Prozent.

Zugleich geht die Arbeitsnachfrage - wenn auch auf weiterhin hohem Niveau - zurück. Arbeitgeber setzen verstärkt auf Kurzarbeit. Und vor allem bei gering Qualifizierten macht sich dies bereits bemerkbar.

"Unternehmen schaffen keine Arbeitsplätze mehr"

"Die Phase der kontinuierlichen Verbesserung am Arbeitsmarkt ist vorbei", zitiert Bloomberg Stefan Kipar, Ökonom bei der BayernLB in München. "Es ist sehr offensichtlich, dass Unternehmen keine Arbeitsplätze mehr schaffen." Einige Unternehmen planen sogar, ihre Belegschaft zu reduzieren. So bereitet sich der Autozulieferer Continental wegen drohenden Handelsbeschränkungen auf eine Produktionsverlagerung ins Ausland vor. Auch Großkonzerne wie BASF, Bosch und Siemens haben umfangreiche Stellenstreichungen angekündigt.

Und die Schweizer Adecco Group, einer der weltgrößten Anbieter für Personaldienstleistungen, sagte am Donnerstag, dass ihre Umsätze durch das schwächere Wachstum in Europa, einschließlich Deutschlands, beeinträchtigt worden sind. "Es ist klar, dass wir eine anhaltende Schwäche im Fertigungs- und Automobilsektor sehen", sagte Adecco-CEO Alain Dehaze zu Bloomberg Television. "Die Verlangsamung in Europa ist da."

Der Bestand an gemeldeten Arbeitsstellen hat laut Arbeitsagentur im Juli saisonbereinigt um weitere 9.000 abgenommen, nach minus 5.000 Stellen im Juni und minus 6.000 im Mai. Dies ist ein Frühindikator für einen Konjunkturabschwung.

Auch die geringere Nachfrage nach Zeitarbeitern und kürzere Arbeitszeiten deuten derzeit auf einen Abschwung hin. Die Arbeitsagentur meldet zudem einen Anstieg der Arbeitslosigkeit bei Arbeitnehmern mit geringerer Qualifikation. Hier gibt es siebenmal so viele Suchende wie offene Stellen. Insgesamt sieht die Arbeitslosenstatistik laut Arbeitsagentur vor allem deshalb immer noch so gut aus, weil Fachkräfte knapp sind. Die Unternehmen zögern daher noch, ihre Leute wegen eines möglicherweise nur vorübergehenden Problems zu entlassen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Immobilien
Immobilien Mietpreisbremse bleibt bestehen: Bundesjustizministerin Hubig kündigt Bußgeldregelung an
11.07.2025

Die Mietpreisbremse wird verlängert – doch ist das genug, um Mieter wirklich zu schützen? Während die Politik nachjustiert, plant das...

DWN
Politik
Politik Trump: Wir schicken Waffen, die NATO zahlt
11.07.2025

Erst Stopp, dann Freigabe: Trump entscheidet über Waffen für Kiew – und kündigt neue Schritte gegen Russland an. Bezahlen will er das...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Shitstorm im Joballtag: Hate Speech am Arbeitsplatz explodiert – was Unternehmen jetzt tun müssen
11.07.2025

Hassrede hat den Mittelstand erreicht – von Social Media bis ins Kundengespräch. Wo endet Meinungsfreiheit, wo beginnt...

DWN
Politik
Politik Milliardenschwere Steuerentlastungen für Unternehmen: Bundesrat macht Weg frei für Wachstumspaket
11.07.2025

Deutschland steht wirtschaftlich unter Druck. Das Wachstumspaket der Bundesregierung soll neue Investitionen anregen und Unternehmen...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis aktuell im Plus: Zwischen Zollstreit, Zinspolitik und charttechnischer Entscheidung
11.07.2025

Der Goldpreis schwankt – zwischen geopolitischer Unsicherheit, robuster US-Wirtschaft und charttechnischen Signalen. Anleger fragen sich:...

DWN
Politik
Politik Generälin über Krieg mit Russland: Ist Lettland die Schwachstelle der NATO?
11.07.2025

NATO-Generälin Jette Albinus rechnet mit russischem Angriff auf Lettland. Der Einsatz wäre kein Afghanistanszenario – sondern ein Kampf...

DWN
Finanzen
Finanzen DAX-Kurs unter Druck: Sorgen um US-Zölle dämpfen Rekordlaune
11.07.2025

Nach seinem Rekordhoch gerät der DAX-Kurs zum Wochenausklang unter Druck. Drohende Zölle aus den USA und schwache Unternehmensdaten...

DWN
Politik
Politik Zölle auf Wein? Deutsche Winzer blicken mit Sorge auf mögliche US-Zölle
11.07.2025

Strafzölle in Höhe von 200 Prozent auf Weinimporte aus der EU – mit diesem Szenario hatte US-Präsident Donald Trump noch im April...