Finanzen

US-Regierung will 100-jährige Staatsanleihen ausgeben

Die US-Regierung erwägt, 100-jährige Staatsanleihen an Investoren zu verkaufen. Damit würde sie Ländern wie Österreich und Argentinien folgen. Den Hintergrund der Erwägungen stellt die eskalierende Staatsverschuldung dar.
19.08.2019 17:18
Lesezeit: 2 min

Die Renditen für 30-jährige US-Staatsanleihen sind mit rund 2,1 Prozent derzeit so niedrig wie nie zuvor. Vor dem Hintergrund derart günstiger Konditionen erwägt nun die Regierung von Donald Trump offenbar, Anleihen mit noch längeren Laufzeiten herauszugeben. Das US-Finanzministerium sagte am Freitag, dass es von Investoren erfahren will, was diese über 50-jährige oder 100-jährige Staatsanleihen denken würden. Diese Idee war schon einmal im Jahr 2017 diskutiert, dann aber wegen Ablehnung am Markt zurückgestellt worden.

Österreichs 100-jährige Staatsanleihen brachte extreme Gewinne

Die Ankündigung seitens der US-Regierung folgte vergangene Woche auf den Einbruch der 30-jährigen Rendite unter die Schwelle von 2 Prozent. Zudem geben auch andere Staaten Anleihen mit extrem lagen Laufzeiten aus, darunter Österreich, Argentinien und Großbritannien.

Auch wenn die allermeisten Anleger den Ablauf einer 100-jährigen Anleihe nicht erleben dürften, so können sie dennoch enorme Gewinne damit erzielen, wenn sie diese zum richtigen Zeitpunkt kaufen und verkaufen. So hat sich der Wert der 100-jährigen Österreich-Anleihen im Verlauf der vergangenen zwei Jahre mehr als verdoppelt. Das entspricht einer jährlichen Rendite von immerhin fast 50 Prozent. Allein seit Juni, als Österreich die 100-jährige Anleihe erneut ausgab, ist der Preis um 30 Prozent gestiegen.

Ursprünglich war die österreichische Jahrhundertanleihe mit einer jährlichen Rendite von 2,1 Prozent ausgegeben worden. Das sind die Zinslasten, welche Österreich ein Jahrhundert lang und ganz unabhängig vom Marktgeschehen tragen muss, sofern es keinen Staatsbankrott oder Schuldenschnitt gibt.

Warnendes Beispiel Argentinien

Auch Argentinien hat im Jahr 2017 eine 100-jährige Staatsanleihe ausgegeben, mit einer jährlichen Rendite von 7,9 Prozent. Doch deren Wert hat sich seit ihrer Ausgabe etwa halbiert. Sie fiel allein in der vergangenen Woche um ein Drittel, nachdem Präsident Mauricio Macri bei den Vorwahlen verloren hatte. Denn nun ist die Furcht vor einem kommenden Staatsbankrott wieder da.

Immerhin wurde Argentiniens 100-jährige Anleihen in Dollar ausgegeben und nicht in argentinischen Pesos. Denn die Währung des Landes ist seit Macris Verlusten bei den Vorwahlen um etwa 20 Prozent gegenüber dem Dollar gefallen.

Österreich begibt neben der 100-jährigen Anleihe außerdem eine 70-jährige Anleihe. Und verschiedene andere Länder verkaufen bereits ihre 50-jährigen Staatsanleihen an den Markt, darunter Großbritannien.

Bruno Braizinha, Direktor der US-Zinsforschung bei der Bank of America, schätzt laut einem Bericht von Bloomberg, dass die Rendite einer 50-jährigen US-Anleihe rund 10-30 Basispunkte über der 30-jährigen Rate liegen würde. Und eine 100-jährige US-Anleihe dürfte eine noch etwas höhere Rendite haben. Damit müssten die Amerikaner höhere Zinsen zahlen als die Österreicher.

Die Staatsverschuldung der USA hat sich - wie übrigens jene fast aller anderen Staaten auf der Welt - in den vergangenen Jahrzehnten deutlich erhöht. Zuletzt wurde bekannt, dass die Regierung im laufenden Jahr wahrscheinlich so hohe Neuschulden machen wird, wie nie eine Regierung zuvor.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Politik
Politik Keine Stromsteuersenkung für Verbraucher: "Fatales Signal"
03.07.2025

Die Strompreise bleiben hoch, die Entlastung fällt kleiner aus als versprochen. Die Bundesregierung gerät unter Druck, denn viele Bürger...

DWN
Panorama
Panorama Spritpreis: Wie der Rakete-und-Feder-Effekt Verbraucher belastet
03.07.2025

Die Spritpreise steigen wie eine Rakete, fallen aber nur langsam wie eine Feder. Das Bundeskartellamt nimmt dieses Muster ins Visier und...

DWN
Finanzen
Finanzen Vetternwirtschaft und Machtspiele: So scheitert der NATO-Innovationsplan
03.07.2025

Milliarden für die NATO-Innovation, doch hinter den Kulissen regiert das Chaos: Interessenkonflikte, Rücktritte und Streit gefährden...

DWN
Politik
Politik Trump dreht den Geldhahn zu: Kiew kämpft ohne Washington
02.07.2025

Donald Trump kappt Waffenhilfe für die Ukraine, Europa zögert, Moskau rückt vor. Doch Kiew sucht nach eigenen Wegen – und die Rechnung...

DWN
Panorama
Panorama Köln schafft den Begriff "Spielplatz" ab
02.07.2025

Köln verabschiedet sich vom traditionellen Begriff "Spielplatz" und ersetzt ihn durch "Spiel- und Aktionsfläche". Mit neuen Schildern und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Tusk zieht die Grenze dicht – Spediteure schlagen Alarm
02.07.2025

Grenzkontrollen sollen Sicherheit bringen – doch für Spediteure und Industrie drohen Staus, teurere Transporte und Milliardenverluste....

DWN
Panorama
Panorama EU-Klimapolitik: Soviel Spielraum lässt das 90-Prozent-Ziel
02.07.2025

Die EU-Kommission hat sich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: Bis 2040 sollen die Emissionen massiv sinken, ein großer Schritt Richtung...

DWN
Technologie
Technologie DeepSeek zerstört Milliardenwerte: China-KI soll aus Europa verschwinden
02.07.2025

Ein chinesisches Start-up bringt Nvidia ins Wanken, Milliarden verschwinden in Stunden. Doch für Europa ist das erst der Anfang: Die...