Finanzen

Deutsche und britische Banken müssen hohe Risiko-Aufschläge zahlen

Am Anleihe- und Kreditmarkt müssen Geldinstitute aus Deutschland und Großbritannien ungewöhnlich hohe Risikoprämien zahlen. Auch die Interbanken-Zinsen steigen an.
17.10.2016 01:16
Lesezeit: 2 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Die Deutsche Bank hat sich mit der Ausgabe zweier Anleihen in der vergangenen Woche frisches Kapital von Investoren gesichert. Damit sind Zweifel an der Liquidität des Geldinstituts vorerst ausgeräumt – die Geldgeber verlangen jedoch hohe Risiko-Prämien für die Anleihen.

Für eine neue fünfjährige US-Dollar-Anleihe im Umfang von etwa 3 Milliarden musste die Deutsche Bank vergangenen Freitag einen Kupon von 4,25 Prozent bieten. Im Mai hatte die Deutsche Bank eine fünfjährige Dollaranleihe noch zu 3,375 Prozent unterbringen können, berichtet das Finance Magazin. Das Risiko-Premium betrug dabei 300 Basispunkte. Anfang der Woche lieh sich die Bank noch einmal 1,5 Milliarden Dollar – diesmal sank das Risiko-Premium leicht auf 290 Basispunkte. Im August 2015 war für eine ähnliche Anleihe der Deutschen Bank nur ein Premium von 143 Basispunkten fällig, berichtet Bloomberg.

Auch die Risikoaufschläge auf Anleihen der Commerzbank sind zuletzt deutlich angestiegen. Ende September lagen diese bei 135 Basispunkten. Im August verlangten Kapitalmarktversicherer noch rund 115 Basispunkte. Derzeit liegen die Spreads bei etwa 128 Basispunkten.

Auch die Kosten für Kreditausfallversicherungen (so genannte credit default swaps – CDS) sind angestiegen. In Europa gehören deutsche und britische Banken mittlerweile zur Spitzengruppe bezüglich des Misstrauens der Investoren. „Absolut betrachtet, misst der Kapitalmarkt, wie bereits Mitte August, deutschen Kreditinstituten das größte Ausfallrisiko zu – sieht man von der Eurobank Ergasias einmal ab. Nach der Deutschen Bank (220) folgt die nach einem neuen Eigentümer suchende Landesbank HSH Nordbank (170) auf dem zweiten Platz. Die Schweizer Credit Suisse komplettiert das Treppchen mit einem CDS-Spread von 141. Es folgen Royal Bank of Scotland (134), die Commerzbank (128), die spanische Santander (128), die österreichische Erste Group (122) und die britische Barclays (101)“, schreibt das Finance Magazin.

Den stärksten Anstieg der CDS mussten in den vergangenen Wochen allerdings britische Banken verzeichnen. Im Vergleich zum August stiegen die CDS-Spreads der Royal Bank of Scotland um 21,7 Prozent an, jene der Schweizer UBS um 18,6 Prozent an. Auch die Spreads von Barclays (15,7 Prozent), HSBC (13,6 Prozent) und Lloyds (12,2 Prozent) wuchsen deutlich.

Die Skepsis der Märkte gegenüber der Deutschen Bank zeigt sich auch beim Interbanken-Zins. Wie aus Euribor-Daten hervorgeht, müssen die Frankfurter derzeit sogar mehr bezahlen als italienische Kriseninstitute, wenn sie sich Geld von anderen Banken leihen wollen. Für einen Zeitraum von neun Monaten wurde zuletzt ein Zins von 0,02 Prozent fällig, für ein Jahr 0,06 Prozent. Das sind zwar relativ kleine Aufschläge. Doch alle anderen europäischen Großbanken im Euribor-Kreis bekämen Geld zum Nulltarif und würden sogar daran verdienen, sich etwas zu leihen. Hintergrund ist die ultralockere Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB). Die Deutsche Bank wollte sich zu den Zahlen nicht äußern.

Der Euribor wird täglich von 20 europäischen Finanzinstituten festgesetzt. Er ist die Grundlage dafür, wie viele andere Finanzprodukte bepreist werden. In den vergangenen Jahren ist das System in Verruf geraten, weil es offenkundig anfällig für Manipulationen durch einzelne Händler war. Viele Banken, darunter auch die Deutsche Bank, mussten hohe Strafen für die Tricksereien abdrücken. Seither reicht es nicht mehr, dass die Institute einfach nur theoretisch schätzen, wieviel Geld sie von Marktteilnehmern nehmen würden. Die Schätzungen müssen sich von konkreten Transaktionen herleiten lassen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Chinas Exporte überraschen - Fokus auf die USA
09.05.2025

Trotz des anhaltenden Handelskonflikts mit den Vereinigten Staaten sind Chinas Exporte überraschend robust geblieben. Der Außenhandel mit...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Reiche fordert den Ausbau von Gaskraftwerken in Deutschland
09.05.2025

Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche setzt auf einen schnellen Ausbau von Gaskraftwerken in Deutschland. Die Gründe dafür...

DWN
Politik
Politik Putins Parade: Moskau feiert "Tag des Sieges" – Europas Spaltung auf dem Roten Platz sichtbar
09.05.2025

Während Putin mit Pomp den „Tag des Sieges“ feiert, marschieren zwei europäische Regierungschefs an seiner Seite – trotz Warnungen...

DWN
Panorama
Panorama Der stille Anti-Trump? Internationale Reaktionen auf Papst Leo XIV.
09.05.2025

Mit der Wahl von Robert Francis Prevost zum neuen Oberhaupt der katholischen Kirche übernimmt erstmals ein Amerikaner das Papstamt. Welche...

DWN
Finanzen
Finanzen Allianz-Aktie nach Dividendenabschlag im Minus – Chance für Anleger?
09.05.2025

Die Allianz-Aktie zählt 2025 zu den Top-Performern im DAX – doch am Freitagmorgen sorgt ein deutlicher Kursrückgang für Stirnrunzeln...

DWN
Finanzen
Finanzen DAX-Rekordhoch zur Eröffnung am Freitag
09.05.2025

Zum Handelsbeginn am Freitag hat der DAX ein frisches DAX-Rekordhoch erreicht. Die im April gestartete Erholungswelle nach dem ersten...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Insolvenzen in Deutschland steigen nur noch geringfügig an - ist das die Trendwende?
09.05.2025

Der Anstieg der Insolvenzen in Deutschland hat sich im April deutlich verlangsamt. Laut Statistischem Bundesamt wurden im Monatsvergleich...

DWN
Finanzen
Finanzen Commerzbank-Aktie profitiert von starkem Jahresauftakt - und nun?
09.05.2025

Die Commerzbank-Aktie hat zum Start in den Börsenhandel am Freitag leicht zugelegt. Das deutsche Geldhaus überraschte mit einem...