Politik

Saudis fliegen weiter Angriffe: Keine Waffenruhe im Jemen

Im Jemen ist die erhoffte Waffenruhe schon nach wenigen Stunden wieder gebrochen worden. Saudi-Arabien fliegt mit der Unterstützung der USA und Großbritanniens Luftangriffe. Auch zivile Ziele sollen getroffen worden sein.
21.10.2016 01:51
Lesezeit: 2 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Die mit großer Hoffnung erwartete Feuerpause im Bürgerkriegsland Jemen ist am ersten Tag mehrfach gebrochen worden. "Es gibt überhaupt keine Waffenruhe", sagte der Sprecher der von Saudi-Arabien angeführten Militärkoalition, Ahmed Assiri, am Donnerstag. Er warf den Huthi-Rebellen mehrere Verstöße gegen die von den Vereinten Nationen vermittelte Feuerpause vor. Die Rebellen meldeten ihrerseits einen tödlichen Angriff der Militärallianz auf Zivilisten. Insgesamt wurden mindestens elf Menschen getötet.

Seit März 2015 fliegt ein von den Saudis angeführtes Militärbündnis in einem völkerrechtswidrigen Krieg Luftangriffe auf Stellungen der schiitischen Huthi-Rebellen. Saudi-Arabien und seine Verbündeten unterstützen den sunnitischen Staatschef Abd Rabbo Mansur Hadi. Die Rebellen halten dem ehemaligen Präsidenten Ali Abdallah Saleh die Treue.

Großbritannien und die USA hatten die Waffenruhe mit viel Pathos angefordert, sind jedoch die Hauptunterstützer der Saudis. Ohne die Anleitung von Militärs aus den USA und Großbritannien wäre die saudische Luftwaffe nicht in der Lage, ihre Bombardements zu fliegen. Für die britische Rüstungsindustrie ist der Krieg im Jemen ein wichtiger Absatzmarkt.

Juristen des Weißen Hauses hatten US-Präsident Barack Obama bereits vor Jahren gewarnt, dass die USA mit der Beteiligung an diesem Krieg in Kriegsverbrechen verwickelt werden könnten.

Die unter UN-Beteiligung vereinbarte dreitägige Kampfpause sollte den Weg zu Verhandlungen über einen dauerhaften Frieden ebnen.

Assiri zählte 43 Verstöße gegen die Waffenruhe entlang der saudischen Grenze. Dabei hätten die Rebellen Granaten, Raketen und Gewehrschüsse abgefeuert. In der Grenzregion Dschasan wurden dem saudischen Zivilschutz zufolge bei einem Angriff ein Mann und seine Tochter verletzt worden.

Die Militärkoalition beantworte jeden Verstoß gegen die Waffenruhe mit eigenen Luft- und Artillerieangriffen, sagte Assiri. "Wenn sie aufhören, feuern wir keine einzige Kugel ab." Die Militärkoalition sei weiterhin entschlossen, sich an die Waffenruhe zu halten, sagte Assiri. Auch um die Stadt Tais zählte ein Sprecher regierungstreuer Kräfte 69 Verstöße gegen die Waffenruhe sowie neun weitere in Nahm, nordöstlich der Hauptstadt Sanaa.

Fünf regierungstreue Kämpfer seien im Nordwesten des Landes bei Angriffen der Rebellen getötet worden, erklärten die Hadi-Truppen. Drei Rebellen seien in der Provinz Hodeida im Westen des Landes getötet worden. Unter den Todesopfern waren nach Angaben der Rebellen auch drei Zivilisten, die bei einem Luftangriff der Militärkoalition in der Provinz Saada nördlich der Hauptstadt Sanaa getötet worden seien.

Es handelt sich um den sechsten Anlauf für eine Waffenruhe in dem Konflikt mit über 6900 Toten - davon mehr als die Hälfte Zivilisten - sowie drei Millionen Vertriebenen. Noch mehr Menschen benötigen im ärmsten Land der arabischen Halbinsel dringend Nahrungsmittelhilfen.

Sollte die Waffenruhe doch noch zustande kommen, muss ein Weg zu Friedensgesprächen geebnet werden. Die Regierung fordert hierfür zunächst die Einrichtung einer Beobachtergruppe zur Überwachung der Feuerpause, ein Ende der Belagerung von Jemens drittgrößter Stadt Tais durch die Huthi-Kämpfer sowie ungehinderten Zugang zu humanitärer Hilfe. Die Huthi-Rebellen zeigen sich zwar offen für die Aufnahme von Friedensgesprächen, lehnen jedoch Vorbedingungen ab.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Geldanlage: Mit einem Fondsdepot mehr aus dem eigenen Geld machen

Wer vor zehn Jahren 50.000 Euro in den Weltaktienindex investiert hat, kann sich heute über mehr als 250.000 Euro freuen! Mit der...

DWN
Politik
Politik Vereinte Nationen fordern Ende des Ukraine-Kriegs – US-Initiative scheitert
24.02.2025

Trump wollte die Welt auf einen moskaufreundlichen Ukraine-Kurs einschwören, doch Kiew und die EU-Staaten blockierten dies in der...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Bildungsurlaub: Was ist das und warum profitieren auch Unternehmen davon?
24.02.2025

Bis zu 10 Tage Sonderurlaub können die meisten Arbeitnehmer für fortbildende Maßnahmen nehmen. Dieses Recht nehmen tatsächlich nur rund...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Regierungsbildung: Wirtschaftsverbände fordern Kurswechsel - was ist unter einer GroKo möglich?
24.02.2025

Die deutsche Wirtschaft sieht nach dem Wahlsieg der CDU einen klaren Auftrag für dringende Wirtschaftsreformen. Die Gewerkschaft IG Metall...

DWN
Politik
Politik Ukraine: Selenskyj macht Nato-Beitritt zur Voraussetzung für seinen Rücktritt
24.02.2025

US-Präsident Donald Trump und der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj liefern sich ein rhetorisches Wortgefecht, bei dem für die...

DWN
Politik
Politik Koalitionsverhandlungen: FDP und BSW raus - Schwarz-Rot rechnerisch möglich
24.02.2025

Nach dem Sieg von CDU/CSU bei der Bundestagswahl 2025 stehen schwierige Koalitionsverhandlungen bevor. Eine Koalition mit der AfD hat die...

DWN
Panorama
Panorama Wahlergebnisse zeigen Spaltung zwischen jungen Frauen und Männern
24.02.2025

Die Bundestagswahl 2025 zeigt eine starke Polarisierung unter jungen Wählern. Laut Generationenforscher Rüdiger Maas hängt dies stark...

DWN
Technologie
Technologie Künstliche Intelligenz: Berufe mit Zukunft und gutem Gehalt - diese 9 Jobs bleiben erhalten
24.02.2025

Künstliche Intelligenz wird die Arbeitswelt tiefgreifend verändern. Einige Jobs sind sogar bedroht von der KI-Technologie. Andere...

DWN
Politik
Politik Habeck plant Rückzug aus der Politik - Grünen-Parteichefs wollen im Amt bleiben
24.02.2025

Robert Habeck, Kanzlerkandidat der Grünen, will keine politisch "wichtige Funktion" mehr in der Partei ausfüllen. Die...