Politik

Deutsche Bahn: Haushälter sehen Konzern-Umbau als gescheitert an

Lesezeit: 1 min
13.11.2016 20:52
Die Deutsche Bahn braucht erneut eine Milliarden-Spritze. Die Bundesregierung ist ratlos und zahlt.

Die Deutsche Bahn kommt nicht aus der Kriese, alarmiert die Koalition und lässt den Ruf nach einem radikalen Konzernumbau lauter werden. Die Bahn habe es trotz einer kompletten Entschuldung bei ihrem Neustart 1994 nicht geschafft, nachhaltig ohne neue Schulden auszukommen, heißt es in einem Papier des Haushalts-Ausschusses für die Bundesregierung, der Reuters am Donnerstag vorlag. "Damit ist ein wesentliches Ziel der Bahnreform verfehlt." Die Schulden der ehemaligen Bundesbahn von etwa 40 Milliarden Mark waren 1994 vom Steuerzahler komplett übernommen worden. Inzwischen hat die neue DB AG aber Kredite in fast gleicher Höhe aufgenommen. Bis Ende September 2017, also nach der Bundestagswahl, müsse die Regierung nun Vorschläge für einen Konzernumbau vorlegen, damit weitere Schulden vermieden würden, fordern die Haushälter.

Der Text wird nicht nur von Union und SPD mitgetragen, sondern auch von den Grünen. Die Haushälter werden parallel der Bahn ein Milliarden Euro lassen, wie es das Verkehrsministerium geplant hatte. Weitere 1,4 Milliarden Euro an Dividendenzahlung des Konzerns an den Staat sollen in den nächsten vier Jahren ebenfalls erlassen werden.

Dies war wegen der Verschuldung der Bahn nötig, die die Grenze von 20 Milliarden Euro zu übersteigen droht und die Kreditwürdigkeit des Konzerns beeinträchtigen könnte. Noch kurz nach seinem Amtsantritt 2009 hatte Bahnchef Rüdiger Grube angekündigt, bis 2014 die Schulden auf zehn Milliarden Euro zu reduzieren.

Davon ist nicht einmal ansatzweise etwas zu erkennen. Konsequenzen gibt es für das Management noch nicht, obwohl sich der frühere Merkel-Vertraute Ronald Pofalla bereits als Grube-Nachfolger warmläuft.

Die Forderung nach einer "strukturellen Weiterentwicklung der DB AG" könnte nach der Wahl die Debatte über eine Privatisierung neu beleben. Diese war 2008 in der Finanzkrise gescheitert. Ein geplanter Not-Verkauf eines Teils des internationalen Geschäfts war in der Regierung auf Skepsis gestoßen und wurde abgeblasen. Stattdessen erhält die Bahn nun neues Steuergeld.

Bei den Konkurrenten der DB war dies auf Empörung gestoßen. In einem Schreiben an die Haushälter kritisieren deren Verbände Mofair und NEE, die "Kapitalspritze" würde zu einer Verzerrung des Wettbewerbs führen. Auch Grünen-Finanzexperte Sven-Christian Kindler sprach von einem "Blankoscheck". Daher sei es gut, dass dem Konzern jetzt die Zähne gezeigt würden. "Die Finanzlöcher resultieren aus dem Missmanagement des DB-Vorstandes und des Versagen der Bundesregierung im Aufsichtsrat", sagte Kindler. Der Bahn-Vorstand stolpere von einer Krise in die nächste und Alexander Dobrindt als Bundesverkehrsminister schaue tatenlos zu.

DWN
Unternehmen
Unternehmen Neue Verträge: Nach dem KaDeWe sind auch Oberpollinger und Alsterhaus gerettet
26.07.2024

Die berühmten Flaggschiffe der deutschen Warenhäuser scheinen nach der Pleite des Immobilien-Hasardeurs René Benko endlich gerettet zu...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Hilfsgelder von Russland: EU gibt Erträge aus dem eingefrorenen Vermögen frei
26.07.2024

Die Europäische Union hat jetzt die ersten Zinserträge aus dem im Westen eingefrorenem russischen Staatsvermögen freigegeben. Die...

DWN
Politik
Politik Der Chefredakteur kommentiert: Islamisches Zentrum Hamburg - ein längst überfälliges Verbot, Frau Faeser!
26.07.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Bundeskanzler Scholz zu irregulärer Migration: „Die Zahlen müssen runter“
26.07.2024

Erwerbsmigration nach Deutschland sei erwünscht, meint der Kanzler. Problematisch findet er unerlaubte Einreisen. Eine Innenexpertin der...

DWN
Panorama
Panorama ADAC warnt: Es droht schlimmstes Stau-Wochenende der Saison
26.07.2024

Wer nun in den Urlaub fährt, sollte etwas mehr Zeit einplanen und mitunter starke Nerven haben. Der ADAC rechnet mit vielen Staus. Lassen...

DWN
Politik
Politik Außenministerin Baerbock: Seegerichtshof in Hamburg wird an Bedeutung gewinnen
26.07.2024

In Hamburg informiert sich die Außenministerin bei ihrer Sommerreise über die Arbeit des Internationalen Seegerichtshofs. Anschließend...

DWN
Finanzen
Finanzen EZB nach Stresstest: Banken haben Verbesserungsbedarf bei Cyber-Angriffen
26.07.2024

Seit der Finanzkrise 2008 wird genauer hingeschaut bei den Banken. Im Euroraum müssen sich die Institute nach Einschätzung der...

DWN
Politik
Politik Verfassungsschutz weist auf russische Sabotageversuche hin
26.07.2024

Der deutsche Inlandsgeheimdienst beobachtet schon länger verstärkte russische Geheimdienstaktivitäten. Neue Hinweise veranlassen ihn...