Politik

Irland: Weniger Arbeitslose - weil immer mehr Iren auswandern

Die traditionell hohe Auswanderungsquote in Irland ist der Grund für den geringen Widerstand der Iren gegen die Sparmaßnahmen der Troika. Die Menschen suchen ihr Glück woanders. Aber es gibt auch positive Effekte: Die Arbeitslosigkeit sinkt.
24.01.2013 01:06
Lesezeit: 1 min

Nach den beiden großen Emigrationswellen in den 60er und 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts sieht sich Irland wieder mit den Problemen einer steigenden Auswanderungsquote konfrontiert. Vor allem junge Menschen zieht es ins überwiegend US-amerikanische Ausland.

Die sinkende Arbeitslosigkeit und geringere Sozialkosten in dem hoch verschuldeten Irland sind zu vernachlässigen angesichts der schwindenden Beschäftigungsniveaus durch eine geringer werdende junge Arbeiterschicht. Das Land droht auseinander zu fallen. Die Wirtschaft ist am Boden. Die Iren fliehen lieber vor ökonomisch unsicheren Zeiten, anstatt, wie die Griechen, gegen die unterdrückenden Sparmaßnahmen aus Brüssel zu revoltieren, berichtet der Economist.

Premierminister Enda Kenny hat mit den Gewerkschaften ausgehandelt, dass die Beamten ihre hohen Löhne weiterhin fortgezahlt bekommen. Das hat zwar Streiks in dem Land verhindert, aber es wurden auch kritische Stimmen gegen die Führungsspitze laut. Irland würde sich zu sehr unterordnen. Das Land würde dem EU-Sparkurs geradezu „musterschülerhaft“ folgen. Die Zurückhaltung Kennys führe dazu, dass seinem Land bessere Bedingungen für den Bailout vorenthalten bleiben.

In Griechenland wurde indes bekannt, dass es vermutlich einen weiteren Schuldenschnitt in Höhe von 25 Prozent, zusätzlich zu der nächsten Tranche in Höhe von neun Milliarden Euro, geben wird (mehr hier). Eine Meldung jagte die nächste, in der die griechischen Sparziele immer wieder zugunsten des Mittelmeerstaates angepasst werden mussten.

In Irland ist das nicht der Fall: Die Sparziele wurden eingehalten, Unternehmen investieren wieder vorsichtig in den Wirtschaftsstandort, die Wirtschaft erholt sich langsam. Trotzdem bleiben die strukturellen Probleme der irischen Ökonomie bestehen. Während er Export traditionell stark ist, lässt die Binnenwirtschaft zu wünschen übrig. Und während der Exportmotor durch die Rezession in der EU ins Stocken gerät, sind die Menschen in Irland nach dem Bankenkollaps hoch verschuldet.

Enda Kenny gerät angesichts dieser Umstände unter Druck, bei den nächsten Bailout-Verhandlungen mit der EU einen strategisch besseren Standpunkt für sein Land herauszuschlagen und seinem Volk eine Atempause zu verschaffen. Die Griechen machen vor, wie es geht.

 

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