Deutschland

Osram: Arbeitnehmer gehen gegen Übernahme vor

Die Arbeitnehmer des Osram-Konzerns sprechen sich gegen die Übernahme durch einen chinesischen Investor aus.
23.11.2016 11:27
Lesezeit: 1 min

Osram-Arbeitnehmervertreter wollen einen drohenden Verkauf des Münchener Leuchtenkonzerns verhindern. Sie seien nicht grundsätzlich gegen Investoren aus China, Osram könne aber „als unabhängiges Unternehmen besser seine führende Marktposition ausbauen und attraktive Wachstumschancen nutzen“, sagte Betriebsratschef Werner Leyer am Mittwoch in München. „Eine Übernahme kann daher nicht im Sinne der Arbeitnehmer sein.“ Der chinesische Halbleiterkonzern San'an Optoelectronics hat offiziell bereits Interesse an den Bayern angemeldet, eine Übernahmeofferte steht aber noch aus. Die Betriebsräte würden sie als unfreundlichen Akt werten. „Wir werden uns gegen jeden 'feindlichen' Übernahmeversuch vehement zur Wehr setzen“, sagte Leyer.

Eine Schlüsselrolle spielt die einstige Muttergesellschaft Siemens, die noch mit 17,5 Prozent an Osram beteiligt ist. Siemens hält sich bisher bedeckt. Die Belegschaftsvertreter wollen ein Bekenntnis von Siemens-Chef Joe Kaeser und dem eigenen Konzernchef Olaf Berlien: „Wir fordern eine klare Stellungnahme von Siemens und dem Osram-Management ein, die Unabhängigkeit von Osram zu unterstützen.“ Schließlich habe Siemens bei der Abspaltung der damaligen Tochter erklärt, eine Eigenständigkeit als börsennotiertes Unternehmen sei die beste Lösung für die Weiterentwicklung von Osram. Der Osram-Vorstand solle weiteren Gesprächen mit Interessenten „eine klare Absage erteilen. Es ist wichtig, dass bei Osram und seiner Belegschaft wieder Ruhe einkehrt“, sagte die Betriebsratschefin der Halbleitersparte, Irene Weininger.

Dass sich Arbeitnehmervertreter so früh positionieren, ist ungewöhnlich. Die IG Metall hat ebenfalls Widerstand angekündigt. Für den Betriebsrat spiele die geographische Herkunft eines Investors dabei keine Rolle, betonte Leyer. So sei der – politisch umstrittene – Verkauf der Lampensparte LEDvance an ein chinesisches Konsortium um MLS alternativlos. Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel hat sich zuletzt kritisch zur Welle von Übernahmen deutscher Unternehmen durch chinesische Käufer geäußert.

Der Verkauf des Chipanlagenbauers Aixtron an den Investor Fujian Grand Chip wird derzeit von den US-Behörden wegen Sicherheitsbedenken blockiert. Aus den gleichen Gründen war die Übernahme der Philips -Lichtsparte Lumileds durch Chinesen gescheitert. Leyer sieht auch bei dem MDax-Unternehmen die Politik am Zug: „Osram ist ein wichtiger Know-how-Träger in bedeutenden Zukunftstechnologien - nicht zuletzt auch in militärischen Anwendungsgebieten. Dies gilt diesseits wie jenseits des Atlantik.“ Wenn deshalb eine potenzielle Transaktion ohnehin zum Scheitern verurteilt sei, sollten alle Beteiligten ein Interesse daran haben, jetzt für Klarheit zu sorgen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Experten-Webinar: Ist Bitcoin das neue Gold? – Chancen, Risiken und Perspektiven

Inflation, Staatsverschuldung, geopolitische Unsicherheiten: Viele Anleger fragen sich, wie sie ihr Vermögen in Zeiten wachsender...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Technologie
Technologie Fahrerlose Taxis in Hessen: Chinesische Technik, deutscher Pilotbetrieb
01.06.2025

In Deutschland startet das erste Pilotprojekt für autonome Taxis: Ohne Fahrer, aber mit Überwachung aus der Ferne. Ein Modell mit...

DWN
Technologie
Technologie Goldrausch 2.0: Wie Google KI neu definiert – und Europa zuschaut
01.06.2025

Google I/O 2025 bietet einen tiefen Einblick in die nächste Ära der Künstlichen Intelligenz – von echten 3D-Videocalls bis hin zu...

DWN
Panorama
Panorama Nur noch fünf Minuten: Schlummertaste in Deutschland beliebt
01.06.2025

Mit der Schlummertaste kann man das Aufstehen verzögern. Ärzte raten davon ab, aber die Praxis ist gerade in Deutschland gängig....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Gesundheitscheck vor der Einstellung: Rechte und Grenzen für Bewerber
01.06.2025

Ein Vorstellungsgespräch ist erfolgreich verlaufen, doch bevor der Arbeitsvertrag unterschrieben wird, fordert der potenzielle Arbeitgeber...

DWN
Technologie
Technologie SaaS ist tot – die Zukunft gehört der KI, nicht Ihrer Plattform
01.06.2025

Niemand will die Nutzung Ihrer Plattform lernen – Unternehmen wollen Ergebnisse. Künstliche Intelligenz ersetzt Tools durch fertige...

DWN
Panorama
Panorama EU-Reform könnte Fluggastrechte deutlich schwächen
01.06.2025

Von Verspätungen betroffene Fluggäste haben in Zukunft möglicherweise deutlich seltener Anspruch auf Entschädigung. Die EU-Staaten...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wettlauf um die Zukunft: Wie die USA ihre technologische Überlegenheit retten wollen
01.06.2025

China wächst schneller, kopiert besser und produziert billiger. Die USA versuchen, ihre Führungsrolle durch Exportverbote und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Freelancer: Unverzichtbare Stütze in flexiblen Arbeitswelten
01.06.2025

Trotz Homeoffice-Boom bleibt die Nachfrage nach Freelancern hoch. Warum Unternehmen auf Projektarbeiter setzen, wo die Vorteile liegen –...