Finanzen

Ungarn will Unternehmens-Steuer massiv senken

Lesezeit: 1 min
24.11.2016 02:31
Ungarn will seine Unternehmenssteuern massiv senken. Zuvor hatte Großbritannien ähnliche Pläne bekanntgegeben. Es besteht die Möglichkeit eines Absenkungswettlaufes.

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Ungarns Regierung will die Körperschaftssteuer auf den niedrigsten Satz in der EU absenken und das Land damit für Unternehmen attraktiver machen, berichtet AFP. Ministerpräsident Victor Orban kündigte am Donnerstagabend in Budapest an, den Steuersatz ab dem kommendem Jahr auf neun Prozent zu senken. Dieser Satz solle einheitlich für kleine, mittlere und große Unternehmen gelten. „Mit diesem Satz wird Ungarn europaweit die besten steuerlichen Konditionen anbieten“, sagte Orban.

Bislang zahlen kleine und mittlere Unternehmen in Ungarn zehn Prozent Körperschaftssteuer, Großunternehmen zahlen 19 Prozent. EU-weit haben derzeit Irland, Bulgarien und Zypern die niedrigsten Sätze.

Wirtschaftsminister Mihaly Varga bezifferte die für 2017 erwarteten Einnahmeausfälle auf 145 Milliarden Forinth (rund 470 Millionen Euro). „Das bedeutet, dass 145 Milliarden Forinth mehr in den Taschen der Unternehmen bleiben“, erklärte er.

In der ungarischen Wirtschaftspresse wurde die Ankündigung mit Skepsis aufgenommen. Die Wirtschaftszeitung Portfolio bezeichnete die geplante Senkung zwar als „spektakulär“, verwies aber auf den Fachkräftemangel in Ungarn, der das Land für Investoren weniger attraktiv mache. Die Nachrichtenseite Index.hu gab zu bedenken, dass Ungarn nach wie vor EU-weit mit die höchsten Sozialabgaben für Beschäftigte habe.

Erst vor wenigen Tagen hatte die britische Regierungschefin Theresa May angekündigt, die Steuern für Unternehmen massiv senken zu wollen. Dies führte zu Sorgen anderer EU-Staaten vor einem Steuer-Wettlauf.

Bemerkenswert ist, dass die osteuropäischen Unternehmenssteuern im Vergleich mit anderen EU-Staaten niedrig ausfallen, während die Steuern bei den größten Beitragszahlern der EU hoch sind. In Bulgarien liegt die Körperschaftssteuer bei 5 bis 10 Prozent, in Tschechien bei 19 Prozent, in Slowenien bei 17 Prozent und in Rumänien bei 16 Prozent – während sie in Frankreich bei mehr als 33 Prozent, in Finnland bei 20 Prozent, in Italien bei 27,5 Prozent, in Österreich bei 25 Prozent, in Spanien 15 bis 30 Prozent und in Großbritannien bei 20 Prozent liegen. In Deutschland beträgt die Körperschaftssteuer 15 Prozent.


Mehr zum Thema:  
Europa >

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Unternehmensflucht stoppen: AfD-Forderungen scheitern im Bundestag
13.10.2024

Immer mehr deutsche Firmen wandern ins Ausland ab. Hohe Energiekosten, Steuern, Bürokratie und Fachkräftemangel setzen Unternehmen unter...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Weinlese: Winzer in Deutschland ernten weniger Trauben im Vergleich zum Vorjahr
13.10.2024

Die Weinlese wird in Deutschland in diesem Jahr voraussichtlich erheblich geringer ausfallen als im Vorjahr. Das Statistische Bundesamt in...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Hidden Champions: 5 Dinge, die Anleger von den unsichtbaren Marktführern lernen können
13.10.2024

Hidden Champions sind meist unbekannte Marktführer in hochspezialisierten Märkten. Gegenüber der Konkurrenz haben sie jedoch...

DWN
Politik
Politik Trumps Zölle sind eine Chance für Harris
13.10.2024

Obwohl die Handelspolitik viel diskutiert wird, bleibt die Debatte oft oberflächlich und nationalistisch gefärbt. Statt sich auf die...

DWN
Politik
Politik Politisches Duell im EU-Parlament: Von der Leyen und Orbán im scharfen Schlagabtausch - wie kam es dazu?
13.10.2024

Die Auseinandersetzung zwischen EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und Ungarns Ministerpräsident Viktor Orbán erreichte im...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Online-Handel: Umsätze stagnieren - Verbraucher halten sich zurück
13.10.2024

Auch der Online-Handel dümpelt vor sich hin. Nach den Boom-Jahren während der Corona-Krise ist die schlechte Verbraucherstimmung nun auch...

DWN
Politik
Politik Monatliche Meldepflicht für Bürgergeld-Empfänger: Neue Regelung im Fokus
13.10.2024

Die Ampel-Regierung plant eine monatliche Meldepflicht für arbeitslose Bürgergeld-Empfänger, um ihre Eingliederung in den Arbeitsmarkt...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Quishing: Wie gefälschte QR-Codes zur unsichtbaren Bedrohung für Unternehmen werden
13.10.2024

Kriminelle nutzen täuschend echte QR-Codes, um Daten zu stehlen – von manipulierten Bank-Briefen bis zu gefälschten Codes an...