Die Preise für Erdöl sind am Montagvormittag stark angestiegen. Ursächlich dafür ist die Einigung des Förderkartells Opec zu Produktionskürzungen, an denen sich auch Nicht-Mitgliedsländer wie Russland beteiligen werden. Saudi-Arabien kündigte an, seine Kürzungen sogar noch auszuweiten, berichtet Bloomberg. Der saudische Energieminister Khalid al Falih sagte am Samstag, Saudi-Arabien werde „substantiell kürzen“ um die im vergangenen Monat vereinbarten Kürzungen sogar noch zu unterschreiten. Dies führte zu einem zusätzlichen Preisauftrieb an den Märkten.
„Vor allem die Ankündigung Saudi-Arabiens, seine Förderung noch weiter zu drosseln, sorgte für Überraschung“, sagte ein Händler. Dies könnte die Preise weiter antreiben. Viele Analysten waren angesichts der derzeit rekordhohen Förderung aber skeptisch. Am Wochenende hatten mehrere nicht zur Opec gehörenden Staaten Kürzungen zugesagt, die gemeinsam mit der schon beschlossenen Opec-Maßnahmen zum Rückgang der weltweiten Ölförderung von rund zwei Prozent führen soll. Die Ölsorte Brent aus der Nordsee verteuerte sich am Montag um bis zu 6,6 Prozent und notierte mit 57,89 Dollar je Barrel (159 Liter) so hoch wie zuletzt vor eineinhalb Jahren.
„Sobald die Kürzungen Anfang 2017 umgesetzt werden, wechselt der Ölmarkt von einem Überangebot zu einem Defizit“, erklärten die Experten des Research-Hauses Bernstein. Die Nachfrage werde das Angebot im ersten Halbjahr 2017 um 800.000 Barrel pro Tag übersteigen. „Die Förderung zieht derzeit noch an“, sagte dagegen David Hufton vom Öl-Brokerhaus PVM Oil Associates. Die Drosselung müsse erst umgesetzt werden. Seit dem Sommer 2014 war der Brent-Preis wegen der weltweiten Ölschwemme von rund 115 auf etwa 27 Dollar je Barrel im Januar dieses Jahres abgestürzt.
Wegen der Aussicht auf steigende Energiepreise wetteten Investoren verstärkt auf eine anziehende Inflation, was bei vielen Staatsanleihen einen Ausverkauf auslöste. Im Gegenzug stieg die Verzinsung. So kletterte die Rendite der zehnjährigen Bundestitel auf 0,42 von 0,36 Prozent.
Zu den Profiteuren am Aktienmarkt gehörten die Aktien von Öl- und Gasförderer. BP und Shell legten jeweils mehr als zwei Prozent zu. Die Kurse der großen US-Konzerne wie Chevron und Exxon Mobile, dessen Chef Rex Tillerson Insidern zufolge Außenminister der USA werden könnte, lagen im vorbörslichen US-Handel mehr als ein Prozent im Plus. Auch an der Moskauer Börse, wo große Ölkonzerne wie Rosneft gelistet sind, stiegen die Kurse: Der Leitindex legte 3,3 Prozent auf ein Zwei-Jahres-Hoch von 1146,45 Punkten zu.