Die Rente muss nach Ansicht der IG Metall zentrales Thema im Bundestagswahlkampf werden. "Die Angst vor Altersarmut ist bei den Menschen so stark verbreitet, dass alle gesellschaftlichen Akteure gut daran tun, das Thema aufzugreifen", sagte der IG-Metall-Sozialexperte Hans-Jürgen Urban der Stuttgarter Zeitung. Die demokratischen Parteien müssten das Vertrauen in die Problemlösungsfähigkeit der Politik zurückzugewinnen.
Der Vorwurf von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), die Gewerkschaft fördere den "Rechtspopulismus", habe ihn erschreckt. "Ich halte diese Äußerung für gänzlich unpassend, ja für indiskutabel", sagte das geschäftsführende Vorstandsmitglied der IG Metall. Nicht Interessenvertreter, die Sorgen aufgreifen und Lösungen vorschlagen, fördern nach Ansicht Urbans den Zulauf bei den Rechtspopulisten, sondern diejenigen, die vor allem die jungen Menschen mit den Sorgen allein ließen.
Merkel hatte den Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) davor gewarnt, mit seiner groß angelegten Rentenkampagne ungewollt der AfD zu helfen.
Das Rentenkonzept von Sozialministerin Andrea Nahles (SPD) ist aus Sicht der IG Metall "ein weiterer Schritt in die richtige Richtung", es gehe aber nicht weit genug. Eine Rentenkommission, wie sie in der Union für die nächste Legislaturperiode erwogen wird, lehnt Urban ab. "Mir wäre es lieber, wenn bei der Bundestagswahl Mehrheiten zustande kämen, die es ermöglichen, den nächsten, überfälligen Schritt beim solidarischen Wiederaufbau des Alterssicherungssystems zu machen."