Politik

CSU fordert Stopp des EU-Beitritts der Türkei

Die CSU erhöht den Druck auf Bundeskanzlerin Merkel und fordert offiziell das Ende der EU-Beitrittsverhandlungen mit der Türkei.
31.12.2016 00:07
Lesezeit: 2 min

Die Türkei hat sich nach Ansicht der CSU für eine EU-Mitgliedschaft disqualifiziert. "Wir sollten daher die Beitrittsgespräche abbrechen und realistischere Kooperationsformen anstreben", heißt es nach Informationen der "Rheinischen Post" in einem Beschlusspapier der CSU-Landesgruppe für deren Klausurtagung in der kommenden Woche. In jedem Falle müsse die Zahlung von "Heranführungshilfe" gestoppt werden, die nicht der Zivilgesellschaft oder Flüchtlingsprojekten in der Türkei zugute komme.

Die EU hat bereits erhebliche Zahlungen an die Türkei geleistet. Die EU überweist Beitrittskandidaten Unterstützungsleistungen zur Anpassung an die EU-Standards. Aus dem Instrument der Heranführungshilfe (IPA II), die zur EU-Regionalpolitik gehört, soll die Türkei zwischen 2014 und 2020 4,454 Milliarden Euro erhalten, so die Zahlen die EU-Kommission. 1,581 Milliarden Euro sollen in Reformen für die Vorbereitung auf den EU-Beitritt, 956,5 Millionen Euro in die Stärkung demokratischer Institutionen, 624,9 Millionen Euro und in den Ausbau der Rechtsstaatlichkeit fließen. 1,525 Milliarden Euro sollen in sozio-ökonomische und regionale Entwicklungsprojekte, wie das Transportwesen und das Energienetz, fließen. 435 Millionen Euro stellt die EU für die Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik bereit. Hinzu kommen 912,2 Millionen Euro für die Landwirtschaft.

Zuvor hatte die Türkei von 2007 bis 2013 aus dem Topf der Förderung der Institutionenbildung (IPA I) von der EU 4,795 Milliarden Euro erhalten, so das türkische EU-Ministerium.

Im Rahmen des zivilgesellschaftlichen Dialogs zwischen der EU und der Türkei hat die EU in der Periode 2007/08 21,5 Millionen Euro an NGOs in der Türkei zukommen lassen, so die Delegation der EU in der Türkei. Von Oktober 2010 bis Juli 2012 wurden etwa 200 Projekte mit 5,3 Millionen Euro finanziert.

Die EU stellte alleine im Jahr 2011 drei Millionen Euro für die Türkei bereit, mit der sie „Menschenrechts- und Demokratieprojekte“ finanzierte, um NGOs in der Türkei dabei zu unterstützen, an der politischen Partizipation teilzunehmen. Zwischen 2013 und 2015 wurden für denselben Zweck neun Millionen Euro von der EU bereitgestellt, analysiert Research Turkey.

Die EU sollte der Türkei für die Flüchtlingsaufnahme drei Milliarden Euro zahlen. Bisher sind nur 105 Millionen Euro an die Türkei geflossen. Nach Angaben der EU-Kommission hat die Türkei bisher sieben Milliarden Euro für die Flüchtlinge aufgewendet (Stand: November 2015).

Die EU-Staats- und Regierungschefs hatten Mitte Dezember bekräftigt, dass die Europäische Union am Flüchtlingspakt mit Ankara festhält. Zugesagt wurde der Türkei in dem Abkommen vom März auch eine Ausweitung der Verhandlungen über den EU-Beitritt. Ende Juni wurde daraufhin ein weiteres Verhandlungskapitel mit Ankara eröffnet, weitere Kapitel sollten "in beschleunigtem Tempo" vorbereitet werden.

Die EU-Europaminister hatten allerdings nach dem Putschversuch im Juli kurz vor dem Treffen der Staats- und Regierungschefs einen Ausweitungsstopp für die Beitrittsgespräche unterstützt.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Experten-Webinar: Ist Bitcoin das neue Gold? – Chancen, Risiken und Perspektiven

Inflation, Staatsverschuldung, geopolitische Unsicherheiten: Viele Anleger fragen sich, wie sie ihr Vermögen in Zeiten wachsender...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Technologie
Technologie Fahrerlose Taxis in Hessen: Chinesische Technik, deutscher Pilotbetrieb
01.06.2025

In Deutschland startet das erste Pilotprojekt für autonome Taxis: Ohne Fahrer, aber mit Überwachung aus der Ferne. Ein Modell mit...

DWN
Technologie
Technologie Goldrausch 2.0: Wie Google KI neu definiert – und Europa zuschaut
01.06.2025

Google I/O 2025 bietet einen tiefen Einblick in die nächste Ära der Künstlichen Intelligenz – von echten 3D-Videocalls bis hin zu...

DWN
Panorama
Panorama Nur noch fünf Minuten: Schlummertaste in Deutschland beliebt
01.06.2025

Mit der Schlummertaste kann man das Aufstehen verzögern. Ärzte raten davon ab, aber die Praxis ist gerade in Deutschland gängig....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Gesundheitscheck vor der Einstellung: Rechte und Grenzen für Bewerber
01.06.2025

Ein Vorstellungsgespräch ist erfolgreich verlaufen, doch bevor der Arbeitsvertrag unterschrieben wird, fordert der potenzielle Arbeitgeber...

DWN
Technologie
Technologie SaaS ist tot – die Zukunft gehört der KI, nicht Ihrer Plattform
01.06.2025

Niemand will die Nutzung Ihrer Plattform lernen – Unternehmen wollen Ergebnisse. Künstliche Intelligenz ersetzt Tools durch fertige...

DWN
Panorama
Panorama EU-Reform könnte Fluggastrechte deutlich schwächen
01.06.2025

Von Verspätungen betroffene Fluggäste haben in Zukunft möglicherweise deutlich seltener Anspruch auf Entschädigung. Die EU-Staaten...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wettlauf um die Zukunft: Wie die USA ihre technologische Überlegenheit retten wollen
01.06.2025

China wächst schneller, kopiert besser und produziert billiger. Die USA versuchen, ihre Führungsrolle durch Exportverbote und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Freelancer: Unverzichtbare Stütze in flexiblen Arbeitswelten
01.06.2025

Trotz Homeoffice-Boom bleibt die Nachfrage nach Freelancern hoch. Warum Unternehmen auf Projektarbeiter setzen, wo die Vorteile liegen –...