Politik

Unglaubwürdig: Umfrage-Wunder für Martin Schulz und die SPD

Einen historischen Höhenflug durch Nichtstun kann sich der gestandene Meinungsforscher nicht erklären. Die guten Zahlen für Martin Schulz in den Umfragen sind unglaubwürdig.
07.02.2017 23:41
Lesezeit: 1 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Der Geschäftsführer des Meinungsforschungsinstituts Mentefactum, Klaus-Peter Schöppner, glaubt nicht an das Umfragehoch für die SPD. "Dass die SPD stärker wird als die Union, daran glaube ich nicht, und das halte ich auch bei der Bundestagswahl eigentlich nicht für möglich", sagte Schöppner der Berliner Zeitung. Die Kompetenzwerte der SPD sprächen ebenso dagegen wie die notorische Schwäche im Süden sowie im Osten des Landes.

Nach Meinung Schöppners, der zuvor lange Jahre an der Spitze des Meinungsforschungsinstitut Emnid stand, könnten die Sozialdemokraten bei der Wahl vielleicht 26 oder 27 Prozent erzielen. "Mehr kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen."

Ein am Montag veröffentlichter Insa-Meinungstrend im Auftrag der "Bild"-Zeitung sah die SPD mit ihrem neuen Kanzlerkandidaten Martin Schulz bei 31 Prozent und damit erstmals in diesem Jahrzehnt vor der Union, die nur auf 30 Prozent kam.

"Durch Nichtstun kann man nicht einen so schnellen Meinungsumschwung erreichen", sagte Schöppner mit Blick auf den neuen SPD-Hoffnungsträger Schulz. Zwar spreche Schulz offenbar mehrere Wählergruppen an, vor allem jene, die Angst vor dem sozialen Abstieg hätten, und solche, die sich wertekonform verhielten und vom Staat ausgenutzt fühlten. Dass die SPD stärker werde als die Union, daran glaube er aber nicht.

Den stellvertretenden SPD-Vorsitzenden Ralf Stegner interessiert dagegen nicht, ob die Zahlen wirklich stimmen: "Das stärkt das Selbstbewusstsein, gibt der SPD einen Energieschub und ist deshalb extrem hilfreich."

Tatsächlich gibt es keinen rationalen Grund für diesen plötzlichen Anstieg. Schulz ist den meisten Deutschen mehr oder weniger unbekannt. Er hat in den vergangenen Tagen keine so spektakulären Auftritte hingelegt, die die Wähler in Ekstase versetzt hätten. Und Angela Merkel hat keine so gravierenden Fehler gemacht, dass sie von heute auf morgen hätte abstürzen müssen.

Bei den US-Wahlen gab es im übrigen auch immer wieder solch merkwürdige Twists. Sie waren darauf zurückzuführen, dass die Umfrageinstitute gerne ihre Methodik ändern, wenn es für den Auftraggeber nicht besonders läuft.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bundesbank: Deutsche Exportwirtschaft verliert deutlich an globaler Stärke
14.07.2025

Die deutsche Exportwirtschaft steht laut einer aktuellen Analyse der Bundesbank zunehmend unter Druck. Branchen wie Maschinenbau, Chemie...

DWN
Immobilien
Immobilien Gebäudeenergiegesetz: Milliardenprojekt für 1,4 Billionen Euro – hohe Belastung, unklare Wirkung, politisches Chaos
14.07.2025

Die kommende Gebäudesanierung in Deutschland kostet laut Studie rund 1,4 Billionen Euro. Ziel ist eine Reduktion der CO₂-Emissionen im...

DWN
Politik
Politik EU plant 18. Sanktionspaket gegen Russland: Ölpreisobergrenze im Visier
14.07.2025

Die EU verschärft den Druck auf Moskau – mit einer neuen Preisgrenze für russisches Öl. Doch wirkt die Maßnahme überhaupt? Und was...

DWN
Technologie
Technologie Datenschutzstreit um DeepSeek: Deutschland will China-KI aus App-Stores verbannen
14.07.2025

Die chinesische KI-App DeepSeek steht in Deutschland unter Druck. Wegen schwerwiegender Datenschutzbedenken fordert die...

DWN
Finanzen
Finanzen S&P 500 unter Druck – Sommerkrise nicht ausgeschlossen
14.07.2025

Donald Trump droht mit neuen Zöllen, Analysten warnen vor einer Sommerkrise – und die Prognosen für den S&P 500 könnten nicht...

DWN
Politik
Politik Wenn der Staat lahmt: Warum die Demokratie leidet
14.07.2025

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier warnt eindringlich vor den Folgen staatlicher Handlungsunfähigkeit. Ob kaputte Brücken,...

DWN
Politik
Politik Fluchtgrund Gewalt: Neue Angriffe in Syrien verstärken Ruf nach Schutz
14.07.2025

Trotz Versprechen auf nationale Einheit eskaliert in Syrien erneut die Gewalt. Im Süden des Landes kommt es zu schweren Zusammenstößen...

DWN
Finanzen
Finanzen Altersarmut nach 45 Beitragsjahren: Jeder Vierte bekommt weniger als 1300 Euro Rente
14.07.2025

Auch wer sein Leben lang gearbeitet hat, kann oft nicht von seiner Rente leben. Dabei gibt es enorme regionale Unterschiede und ein starkes...