Politik

Portugal-Flop: Schulden wieder so hoch wie vor der „Rettung“

Lesezeit: 2 min
22.02.2017 00:02
Die Euro-Rettung in Portugal hat dem Land keinerlei Entlastung bei den Schulden gebracht. Die Schulden sind heute wieder so hoch wie vor der Rettung. 78 Milliarden Euro von den europäischen Steuerzahlern wurden vor allem zur Rettung der Banken verwendet.
Portugal-Flop: Schulden wieder so hoch wie vor der „Rettung“

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Die Staatsverschuldung in Portugal ist im vergangenen Jahr auf 130,5 Prozent der Wirtschaftsleistung gestiegn, wie die Zentralbank des südeuropäischen Landes am Dienstag mitteilte. Damit ist der Schuldenstand wieder fast so hoch wie auf dem Höhepunkt der Krise.

Die Regierung war von lediglich 127,7 Prozent ausgegangen. Zum Ende des dritten Quartals waren die Staatsschulden sogar vorübergehend auf 133,4 Prozent geklettert. Im Jahr 2015 betrug die Quote 129 Prozent, 2014 sogar 130,6 Prozent. In der EU gilt eigentlich eine Obergrenze von 60 Prozent.

Die sozialistische Regierung senkte nach eigenen Angaben das Haushaltsdefizit im vergangenen Jahr auf 2,1 Prozent des Bruttoinlandsprodukts von 4,4 Prozent 2015. Damit bleibt das Land unter der Drei-Prozent-Schwelle, unter der sich ein Mitglied der Euro-Zone offiziell bewegen darf. Für dieses Jahr erwartet die Regierung in Lissabon einen weiteren Rückgang des Defizits und der Staatsverschuldung. Portugal, das 2014 nach einer schweren Krise ein internationales Rettungsprogramm verlassen konnte, zählt zusammen mit Italien zu den am höchsten verschuldeten Volkswirtschaften in der Euro-Zone hinter Griechenland.

In der Schuldenkrise hatte das Euro-Land insgesamt 78 Milliarden Euro von der Europäischen Union und dem Internationalen Währungsfonds erhalten. Etwa ein Drittel stammt vom Währungsfonds, der dafür höhere Zinsen verlangt als die EU. Seit 2015 zahlt Portugal den IWF-Anteil vorzeitig zurück mit Geldern, die es zu günstigeren Konditionen am Markt aufnehmen konnte.

Das Problem Portugals: Das Land muss immer neue Schulden machen, um die alten bedienen zu können. So haben denn auch vermeintliche Jubelmeldungen keinen wirklichen Wert: Erst am Montag verkündete das Finanzministerium stolz, Portugal habe früher als erwartet eine weitere Tranche von 1,7 Milliarden Dollar an Krediten aus der Zeit der Schuldenkrise an den Internationalen Währungsfonds (IWF) zurückgezahlt. Der um sechs Monate vorgezogene Schritt spiegele "die robusten wirtschaftlichen und finanziellen Bedingungen" wider, erklärte das Finanzministerium am Montag. Damit hat Portugal inzwischen die Hälfte der 2011 vergebenen Kredite des IWF zurückgezahlt.

In der Schuldenkrise hatte das Euro-Land insgesamt 78 Milliarden Euro von der Europäischen Union und dem IWF erhalten. Etwa ein Drittel stammt vom Währungsfonds, der dafür höhere Zinsen verlangt als die EU. Seit 2015 zahlt Portugal den IWF-Anteil vorzeitig zurück mit Geldern, die es zu günstigeren Konditionen am Markt aufnehmen konnte.

Der Großteil der Rettungsgelder wurde bereits in den Schuldendienst gesteckt, vor allem wurde das marode Banken-System vor dem Kollaps bewahrt.

Das Dilemma ist allerdings auch Griechenland bekannt: Der IWF macht bei solchen Programmen so lange mit, so lange er seine Kredite bedient bekommt. In Griechenlan wurden sämtliche Schulden auf die europäischen Steuerzahler abgeladen. Bundesfinanzminister Schäuble beschwört zwar in regelmäßigen Abständen die Hoffnung, dass der IWF wieder zurück ins Programm einsteigen wird. Doch der Fonds denkt nicht daran: Er hat die Schulden in Griechenland völlig zu Recht als nicht tragfähig erkannt und kann unter diesen Umständen qua Statut keine neuen Kredite an Griechenland vergeben.


Mehr zum Thema:  
Europa >

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Die Edelmetallmärkte

Wegen der unkontrollierten Staats- und Unternehmensfinanzierung durch die Zentralbanken im Schatten der Corona-Krise sind derzeitig...

DWN
Politik
Politik DWN-Kommentar: Deutsche müssen über Abschiebungen diskutieren - mit aller Vorsicht
26.04.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Tourismus-Branche: „In Hotellerie und Gastgewerbe ist noch nichts wieder in Ordnung“
26.04.2024

Die deutsche Tourismus-Branche, also Hotellerie und Gastronomie, firmiert neuerdings unter dem neuen Sammelbegriff „Gastwelt“ - auch um...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Bürokratieabbau: Ministerin fordert mehr Widerstandsfähigkeit und Effizienz
26.04.2024

Rheinland-Pfalz ist ein mittelständisch geprägtes Land. Gerade kleinere Betriebe hadern mit zu viel bürokratischem Aufwand.

DWN
Politik
Politik Hybride Bedrohungen: Drohnen-Flüge und psychologische Kriegsführung
26.04.2024

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius hat eindringlich vor hybriden Bedrohungen in Deutschland gewarnt. Gegen den Einsatz von...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Gallup-Studie: Globale Führungsbewertung 2024 - wie Deutschland unter Großmächten abschneidet
26.04.2024

Die Gallup-Studie 2024 zeigt die Stabilität und Herausforderungen in der globalen Führungsbewertung für Länder wie USA, Deutschland,...

DWN
Politik
Politik Habeck kontert Kritiker: „Energiekrise gemeistert und Strompreise gesenkt“
26.04.2024

Nach Kritik an Atomausstieg: Habeck und Lemke bestätigen, die Energieversorgung sei gesichert und nukleare Sicherheit gewährleistet.

DWN
Technologie
Technologie Künstliche Intelligenz: Wie sich Deutschland im internationalen Rennen positioniert
26.04.2024

Die Deutsche Industrie macht Tempo bei der KI-Entwicklung. Das geht aus einer kürzlich veröffentlichten Analyse des Deutschen Patent- und...

DWN
Immobilien
Immobilien Commerzbank-Studie: Immobilienpreise könnten weiter fallen
26.04.2024

Deutsche Wohnimmobilien verlieren weiter an Wert. Die Commerzbank sieht ein Abwärtspotenzial von 5 bis 10 Prozent, abhängig von...