Politik

Hunderte Asylbewerber fliehen aus den USA nach Kanada

Lesezeit: 2 min
26.02.2017 18:38
Das UNHCR meldet, dass hunderte Asylbewerber aus Angst vor der neuen US-Einwanderungspolitik nach Kanada geflohen sind. Se müssen das illegal tun, um nicht zurückgeschickt zu werden.
Hunderte Asylbewerber fliehen aus den USA nach Kanada

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Migration  
USA  
Kanada  

+++Werbung+++

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Zahlreiche Asylbewerber versuchen, sich von den USA nach Kanada durchzuschlagen. Sie müssen das illegal tun, weil sie an den offiziellen Grenzübergängen zurückgeschickt werden. Die kanadische Polizei hat deshalb die Polizei entlang er Grenze verstärkt.

Marc Braibant von der AFP berichtet:

Aus Angst vor der harten Einwanderungspolitik von US-Präsident Donald Trump sind nach Angaben der UNO bereits hunderte Asylbewerber aus den USA ins Nachbarland Kanada geflohen. Die meisten Menschen, die in den vergangenen Wochen zu Fuß über die Grenze gekommen seien, kämen ursprünglich aus Ländern wie Syrien, dem Sudan, Jemen oder der Türkei, sagte der Vertreter des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR) in Kanada, Jean-Nicolas Beuze, der Nachrichtenagentur AFP.

Seit Trumps Amtsantritt und dem von ihm zeitweise verhängten Einreiseverbot für Flüchtlinge steigt die Zahl der sich in den USA aufhaltenden Einwanderer, die nach Kanada wollen. Am Grenzübergang Lacolle, der rund 70 südlich von Montréal liegt, liefen in den vergangenen Wochen ganze Familien mit schwerem Gepäck und Kinderwagen über die Grenze - teilweise mitten in der Nacht und bei klirrender Kälte.

Um sich ein Bild von der Lage zu machen, schickte das UNHCR zusammen mit der kanadischen Grenzpolizei und der nationalen Polizei eine Delegation nach Lacolle und Umgebung. "Diese Leute sind eher Flüchtlinge als Migranten", sagte Beuze nun in dem Interview. "Sie kommen nicht zwangsläufig nach Kanada, um ein besseres Leben zu haben, sondern weil ihnen in ihrem Herkunftsland Verfolgung droht."

In den USA fühlten sie sich offenbar nicht mehr sicher. "Die Leute haben Angst, dass sie sich am Ende in einer Situation wiederfinden, in der sie keinen Zugang zu einem fairen System haben", sagte Beuze. Die meisten der Neuankömmlinge in Kanada seien zuvor mit einem gültigen Visum in die USA eingereist und hätten wegen der Lage in ihren Herkunftsländern "gute Aussichten", als Flüchtlinge anerkannt zu werden.

Asylsuchende aus den USA, die in Kanada an offiziellen Grenzübergängen, Bahnhöfen und Flughäfen ankommen, werden nach einer bilateralen Vereinbarung von den dortigen Behörden zurückgeschickt. Wer sich jedoch illegal an anderer Stelle durchschlägt, darf erst einmal bleiben und einen Asylantrag stellen.

Die meisten Menschen, die in den vergangenen Tagen nach Kanada gekommen seien, seien gut ausgebildet und gehörten der Mittel- und Oberklasse an, sagte Beuze. "Sie wissen, was sie tun und haben ihre Reise gut vorbereitet." Viele hätten sich vorab im Internet informiert und "selbst herausgefunden", wie sie in Kanada einen Asylantrag stellen - auf die Hilfe von Menschenschmugglern seien sie daher nicht angewiesen. Trotzdem koste sie die Reise bis zu 5000 kanadische Dollar (rund 3600 Euro).

Kanadas Premierminister Justin Trudeau hatte Ende Januar als Reaktion auf das von Trump verhängte, aber inzwischen gerichtlich außer Kraft gesetzten Einreiseverbot demonstrativ den Willen seines Landes bekräftigt, weiterhin Flüchtlinge aufzunehmen. "An alle, die vor Verfolgung, Terror und Krieg flüchten, Kanada wird euch willkommen heißen, ungeachtet eures Glaubens. Vielfalt ist unsere Stärke", schrieb Trudeau im Kurzbotschaftendienst Twitter.

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..


Mehr zum Thema:  

DWN
Politik
Politik DWN Exklusiv – Folker Hellmeyer: „Wir erleben die größte existenzielle Krise seit 1949“
28.05.2023

Die Machtachsen verschieben sich zu Ungunsten des Westens, konstatiert Folker Hellmeyer, Experte für Weltwirtschaft und Geopolitik. Ein...

DWN
Finanzen
Finanzen Cum-Ex: Jahrelange Haft für Schlüsselfigur Hanno Berger
30.05.2023

Früher kontrollierte Hanno Berger als Finanzbeamter für den Staat Banken. Später wirkte er an einem Geschäftsmodell mit, durch das der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Das Ende des Wirtschaftswachstums: Kommt nun der Untergang des Abendlandes?
29.05.2023

Stagniert unsere Wirtschaft in Wahrheit seit Jahren? Sinkt der Lebensstandard bereits? Christian Kreiß deckt die Faktoren auf, auf die es...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Kreditvergabe an Firmen im Euro-Raum bricht ein
30.05.2023

Die Kreditvergabe der Banken an Unternehmen ist rückläufig und verliert immer mehr an Schwung. Die Geldpolitik der EZB übt damit...

DWN
Politik
Politik Habecks Heizungsgesetz sorgt für Streit in der Regierung
30.05.2023

Das Gebäudeenergiegesetz aus dem Wirtschaftsministerium sorgt für Unmut – nicht nur bei den Bürgern, sondern auch bei den...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis steigt - trotz wachsendem Widerstand der Klimapolitik
29.05.2023

Der Goldpreis wurde zuletzt durch Geldpolitik und geopolitische Umbrüche nach oben getrieben. Doch nun macht die Klimapolitik der Branche...

DWN
Finanzen
Finanzen So wird der Yuan zur Reservewährung für Eurasien und Afrika
28.05.2023

Große Teile der Welt ersetzen den Dollar für Importe und Exporte durch den Yuan. Die Entwicklung erinnert an die Einführung des...

DWN
Deutschland
Deutschland DWN-Exklusiv-Interview: Sterberisiko Armut
29.05.2023

Wer arm ist, muss in der Regel früher sterben. Das liegt nicht allein an schlechterer Ernährung oder schlechterer medizinischer...