Unternehmen

China: Auf dem Weg vom Arbeiterstaat zum Roboter-Paradies

Die chinesische Industrie setzt für die Zukunft nicht mehr auf die Arbeiterklasse, sondern auf Industrieroboter.
03.03.2017 00:26
Lesezeit: 2 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Die Zahl der Industrie-Roboter weltweit steigt rasant. Vor allem China sorgt für eine große Nachfrage. So wurden 2015 weltweit 248.000 Industrieroboter verkauft – 12 Prozent mehr als im Jahr zuvor, so die International Federation of Robotics (IFR). Schätzungen zufolge sollen insgesamt 2,3 Millionen Roboter im Jahr 2018 in den Werkshallen der Welt zum Einsatz kommen – doppelt so viele wie 2009. Mit 56.200 eingesetzten neuen Industrierobotern überholte die Elektro- und Elektronikindustrie sogar die Automobilbranche in Asien.

Asien und insbesondere China sind dabei die größten Abnehmer. Zwischen 2010 und 2015 stieg die Zahl der eingesetzten Industrieroboter in Asien um 70 Prozent auf über 887.000. Über 40 Prozent der Verkäufe nach Asien gehen nach China, Südkorea folgt mit 24 Prozent, Japan mit 22 Prozent. „Bis 2019 installiert China rund 40 Prozent des weltweiten Angebots“, so die IFR. Insgesamt verfügt Südkorea aber weiterhin über eine größere Roboterdichte als China. In Südkorea kommen demnach 531 Industrie-Roboter auf 10.000 Arbeitnehmer, gefolgt von Singapur und Japan.

„China wird seinen Wachstumskurs als dynamischer Zukunftsmarkt für die Roboterindustrie fortsetzen“, sagt Joe Gemma, Präsident der International Federation of Robotics. „Die Technologiestrategie 2025 der chinesischen Regierung wird einen wichtigen Beitrag zur Automatisierung leisten. Ziel Chinas ist es, die weltweite Technologieführerschaft bei der Automatisierung zu erobern.“

Das liegt aber auch an der vorherrschenden Situation in China: „Selbst in Deutschland ist Industrie 4.0 eine Zukunftsvision. Chinas Industrie ist noch deutlich weiter von der intelligenten Vernetzung entfernt. Das Land ist erst auf dem Weg von Industrie 2.0 zu 3.0“, heißt es in dem China Monitor des Mercator Institute for China Studies zum Thema „Industrie 4.0: Deutsche Technologie für Chinas industrielle Aufholjagd“. Demnach kamen 2015 nur etwa 14 Industrieroboter auf 10.000 Mitarbeiter. In Deutschland waren es damals 282.

„Chinas Regierung hat die Flucht nach vorn angetreten. Sie setzt derzeit alle Hebel der Industriepolitik für eine schnelle industrielle Modernisierung in Bewegung. Die staatliche Förderung ist ungleich umfangreicher als in Deutschland.“ Die umfassende staatliche Förderung decke sämtliche Industriezweige ab. Sie konzentriert sich aber vor allem auf die Luft- und Raumfahrt, die Schifffahrt, Metallverarbeitung, Automobilherstellung, den Maschinenbau und die IT-Industrie.

Im Falle der chinesischen Industrie braucht Deutschland dem China Monitor zufolge eine Doppelstrategie: Einerseits müssten deutsche Anbieter schnell handeln, um Absatzmöglichkeiten zu nutzen. Andererseits müssten insbesondere Mittelständler mit Bedacht vorgehen, um die Risiken zu minimieren.

In Europa erhöhten sich die Verkäufe von Industrie-Robotern 2015 um zehn Prozent auf 50.000 gegenüber dem Vorjahr. Hier stehen Deutschland (20.000), Italien und Spanien an der Spitze. „Die Welle der digitalen Transformation und Automation wird den Roboter-Boom bis 2018 weiter forcieren“, so Gemma. „Revolutionäre IT-Entwicklungen rund um das Internet der Dinge und neue vernetzte Dienste verändern das produzierende Gewerbe grundlegend. Maschinen, Logistik und Produktionsstätten verschmelzen zu integrierten Cyber-Physical Systems. Ziel sei es, mit smarten Fabriken flexibler, kostengünstiger und produktiver zu arbeiten.“

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

DWN
Finanzen
Finanzen Ölpreis: OPEC-Konflikt eskaliert – Saudi-Arabien warnt vor Marktchaos
11.05.2025

Ein gefährlicher Riss geht durch die mächtige Allianz der OPEC-Plus-Staaten. Statt mit geschlossener Strategie die Preise zu...

DWN
Politik
Politik Kann Deutschland Europa retten? Der neue Koalitionsvertrag offenbart alte Schwächen
11.05.2025

Zum Europatag 2025 richtet sich der Blick erneut nach Berlin. Die Erwartungen an Deutschland sind hoch – nicht nur innerhalb der Union,...

DWN
Finanzen
Finanzen Börsenkrisen: Warum Volatilität kein Risiko ist
11.05.2025

Wenn die Börsen Achterbahn fahren, zittern viele Anleger. Doch Panik ist oft der schlechteste Berater – denn was aussieht wie ein...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Strategien für Krisenzeiten: Wie Sie jetzt Ihre Unternehmensleistung steigern
11.05.2025

Steigende Kosten, Fachkräftemangel, Finanzierungsdruck – viele KMU kämpfen ums Überleben. Doch mit den richtigen Strategien lässt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft USA vor Energieumbruch: Strom wird zum neuen Öl – und zur nächsten geopolitischen Baustelle
11.05.2025

Ein fundamentaler Wandel zeichnet sich in der US-Wirtschaft ab: Elektrizität verdrängt Öl als Rückgrat der nationalen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bill Gates verschenkt Vermögen – Symbol einer neuen Weltordnung oder letzter Akt der alten Eliten?
11.05.2025

Bill Gates verschenkt sein Vermögen – ein historischer Akt der Großzügigkeit oder ein strategischer Schachzug globaler Machtpolitik?...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft „Made in America“ wird zur Hypothek: US-Marken in Europa auf dem Rückzug
11.05.2025

Eine neue Studie der Europäischen Zentralbank legt nahe: Der Handelskrieg zwischen den USA und der EU hat tiefgreifende Spuren im...

DWN
Finanzen
Finanzen Tech-Börsengänge unter Druck: Trumps Handelskrieg lässt Startup-Träume platzen
10.05.2025

Schockwellen aus Washington stürzen IPO-Pläne weltweit ins Chaos – Klarna, StubHub und andere Unternehmen treten den Rückzug an.