Die Zahl der Industrie-Roboter weltweit steigt rasant. Vor allem China sorgt für eine große Nachfrage. So wurden 2015 weltweit 248.000 Industrieroboter verkauft – 12 Prozent mehr als im Jahr zuvor, so die International Federation of Robotics (IFR). Schätzungen zufolge sollen insgesamt 2,3 Millionen Roboter im Jahr 2018 in den Werkshallen der Welt zum Einsatz kommen – doppelt so viele wie 2009. Mit 56.200 eingesetzten neuen Industrierobotern überholte die Elektro- und Elektronikindustrie sogar die Automobilbranche in Asien.
Asien und insbesondere China sind dabei die größten Abnehmer. Zwischen 2010 und 2015 stieg die Zahl der eingesetzten Industrieroboter in Asien um 70 Prozent auf über 887.000. Über 40 Prozent der Verkäufe nach Asien gehen nach China, Südkorea folgt mit 24 Prozent, Japan mit 22 Prozent. „Bis 2019 installiert China rund 40 Prozent des weltweiten Angebots“, so die IFR. Insgesamt verfügt Südkorea aber weiterhin über eine größere Roboterdichte als China. In Südkorea kommen demnach 531 Industrie-Roboter auf 10.000 Arbeitnehmer, gefolgt von Singapur und Japan.
„China wird seinen Wachstumskurs als dynamischer Zukunftsmarkt für die Roboterindustrie fortsetzen“, sagt Joe Gemma, Präsident der International Federation of Robotics. „Die Technologiestrategie 2025 der chinesischen Regierung wird einen wichtigen Beitrag zur Automatisierung leisten. Ziel Chinas ist es, die weltweite Technologieführerschaft bei der Automatisierung zu erobern.“
Das liegt aber auch an der vorherrschenden Situation in China: „Selbst in Deutschland ist Industrie 4.0 eine Zukunftsvision. Chinas Industrie ist noch deutlich weiter von der intelligenten Vernetzung entfernt. Das Land ist erst auf dem Weg von Industrie 2.0 zu 3.0“, heißt es in dem China Monitor des Mercator Institute for China Studies zum Thema „Industrie 4.0: Deutsche Technologie für Chinas industrielle Aufholjagd“. Demnach kamen 2015 nur etwa 14 Industrieroboter auf 10.000 Mitarbeiter. In Deutschland waren es damals 282.
„Chinas Regierung hat die Flucht nach vorn angetreten. Sie setzt derzeit alle Hebel der Industriepolitik für eine schnelle industrielle Modernisierung in Bewegung. Die staatliche Förderung ist ungleich umfangreicher als in Deutschland.“ Die umfassende staatliche Förderung decke sämtliche Industriezweige ab. Sie konzentriert sich aber vor allem auf die Luft- und Raumfahrt, die Schifffahrt, Metallverarbeitung, Automobilherstellung, den Maschinenbau und die IT-Industrie.
Im Falle der chinesischen Industrie braucht Deutschland dem China Monitor zufolge eine Doppelstrategie: Einerseits müssten deutsche Anbieter schnell handeln, um Absatzmöglichkeiten zu nutzen. Andererseits müssten insbesondere Mittelständler mit Bedacht vorgehen, um die Risiken zu minimieren.
In Europa erhöhten sich die Verkäufe von Industrie-Robotern 2015 um zehn Prozent auf 50.000 gegenüber dem Vorjahr. Hier stehen Deutschland (20.000), Italien und Spanien an der Spitze. „Die Welle der digitalen Transformation und Automation wird den Roboter-Boom bis 2018 weiter forcieren“, so Gemma. „Revolutionäre IT-Entwicklungen rund um das Internet der Dinge und neue vernetzte Dienste verändern das produzierende Gewerbe grundlegend. Maschinen, Logistik und Produktionsstätten verschmelzen zu integrierten Cyber-Physical Systems. Ziel sei es, mit smarten Fabriken flexibler, kostengünstiger und produktiver zu arbeiten.“