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Der Wechselkurs des Pfund Sterling sank am Dienstag zum Euro um etwa 0,3 Prozent auf 0,875 Pfund. Zum Dollar rutschte die britische Währung um 0,9 Prozent auf 1,2110 Dollar ab und notierte damit so niedrig wie zuletzt Mitte Januar, berichtet Reuters.
Die aktuelle Schwäche gilt als Reaktion auf die Meldung, dass das Unter- und Oberhaus den Weg für den Austritt Großbritanniens aus der EU freigemacht hatten. Die Regierung kann nun jederzeit den Austritt beantragen, wird dies aber vermutlich nach Einschätzung von Experten erst gegen Ende des Monats tun. Zudem belastete auch die Aussicht auf ein neues Unabhängigkeitsreferendum in Schottland die Währung.
Zahlreiche Beobachter gehen jedoch davon aus, dass der Kurs des Pfunds zum Euro angesichts des massiven Handelsdefizits, welches Großbritannien seit vielen Jahren erwirtschaftet, noch immer verhältnismäßig stark ist. „Ich bin weiterhin besorgt, dass sich die Wirkung all der Pfund-negativen Nachrichten, die der Devisenmarkt in letzter Zeit genussvoll ignoriert, irgendwann plötzlich entfalten könnte“, kommentierte Ulrich Leuchtmann von der Commerzbank in einer Analyse von Reuters. Bislang ließen die Neuigkeiten Anleger überraschend kalt. „Mir will nicht einleuchten, warum Nachrichten in Richtung schottischer Unabhängigkeit so völlig spurlos an den Pfund-Wechselkursen vorbeigehen.“
Am Montag hatte das Pfund nach der Nachricht aus Schottland nur kurz Federn gelassen und war dann sogar gestiegen, da das Referendum frühestens Ende 2018 stattfinden soll. „Die Verluste sind aber gering, wenn man bedenkt, wie stark die Unsicherheit nach der Forderung Schottlands nach einem zweiten Referendum ist“, schrieb RBC-Marktanalyst Adam Cole. Es ist noch lange nicht ausgemacht, ob das britische Parlament den Schotten ein Votum über ihre Unabhängigkeit gestatten werde. Allerdings könne nicht ausgeschlossen werden, dass die Schotten letztendlich nicht doch unabhängig werden. „Wie hoch das Leistungsbilanzdefizit des Rest-Königreichs dann ausfallen würde, mag ich mir gar nicht vorstellen“, schreibt Leuchtmann.
Die katholisch-republikanische Sinn-Fein-Partei in Nordirland sprach sich unterdessen für eine Volksabstimmung über die Vereinigung mit der Republik Irland aus. Die britische Regierung führe Nordirland „gegen den Willen des Volkes“ aus der EU, begründete die nordirische Sinn-Fein-Chefin Michelle O'Neill den Vorstoß. Der Brexit sei eine Katastrophe für Nordirland und die Republik Irland und werde zu einer befestigten Grenze zwischen den beiden Teilen der Insel führen, warnte O'Neill. Die Nordiren hatten beim Brexit-Referendum im vergangenen Jahr – wie die Schotten – mehrheitlich gegen den Austritt gestimmt. Sie wurden aber von England und Wales überstimmt.