Politik

Russlands Verbündeter übernimmt Kontrolle über Ölhafen in Libyen

In Libyen hat der mit Russland verbündete General Haftar offenbar im Stellvertreter-Krieg mit den USA um die libyschen Rohstoffe einen wichtigen militärischen Erfolg erzielt.
15.03.2017 01:04
Lesezeit: 2 min

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Im Konflikt um die wichtigen Ölhäfen Libyens haben Anti-Regierungstruppen des einflussreichen Generals Chalifa Haftar Berichten zufolge die Kontrolle zurückerlangt. Die Einheiten kontrollierten die Terminals in den Städten Ras Lanuf, Al-Sidr und Bin Dschawad, sagte Haftars Militärsprecher Ahmed al-Mesmari der Nachrichtenseite Al-Wasat am Dienstag. Es gebe allerdings immer noch Gefechte. Erst am Morgen hatten die Truppen die Operation begonnen. Sie richtete sich gegen die Verteidigungsbrigaden Bengasis, die Anfang März mehrere Ölterminals in dem zentralen Küstengebiet Libyens eingenommen hatten. Dem Sprecher zufolge werde versucht, die Kämpfer gefangen zu nehmen.

Haftar ist in dem vom Westen zerstörten Land mit der ostlibyschen Regierung verbündet. Diese kämpft gegen die international anerkannte Führung des Landes in Tripolis unter Ministerpräsident Fajis al-Sarradsch um die Macht. Al-Sarradsch wiederum hatte vor etwa einer Woche angekündigt, die Öl-Einrichtungen des Landes mit Hilfe von verbündeten Truppen selbst einnehmen zu wollen.

Die libysche Nationalarmee (LNA) unter Haftar hat auch nach Informationen des US-Informationsdiensts Stratfor am 13. März mit einer Großoffensive auf den Öl-Hafen von Ras Lanuf begonnen. Die Offensive wurde von Luftangriffen der LNA begleitet, um die Milizen-Gruppe Benghazi Defense Brigades (BDB), die den Hafen vor wenigen Wochen erobert hatte, zu vertreiben. Am Dienstagnachmittag sagte ein LNA-Militärsprecher der Nachrichtenseite Al-Wasat, dass Ras Lanuf und as-Sidr zurückerobert werden konnten. Es gebe allerdings immer noch Gefechte. Die BDB kämpft weder auf Seiten von Hafter noch für die Regierung in Tripolis, sondern ist eine eigenständige Miliz.

Die Öl-Terminale in Ras Lanuf und as-Sidr waren seit dem 3. März hart umkämpft. Auslöser der Kämpfe war ein Großangriff der BDB auf die Öl-Terminale die zuvor im September 2016 von der LNA eingenommen wurden.

Nach eigenen Angaben haben die BDB keine politische oder ideologische Motivation. Ihr Ziel sei es, dass die ehemaligen Bewohner von Ras Lanuf und as-Sidr in ihre Häuser zurückkehren, zitiert The Libya Herald die DBD aus einer Mitteilung.

General Haftar kämpft gegen die von der UN gestützte Regierung in Tripolis unter Ministerpräsident Fajis Al-Sarradsch, die allerdings nur wenig Rückhalt in der Bevölkerung hat. Al-Sarradsch wiederum hatte vor etwa einer Woche angekündigt, die Öl-Einrichtungen des Landes mit Hilfe von verbündeten Truppen selbst einnehmen zu wollen. Russland unterstützt Haftar und setzt sich für eine Einigung zwischen der Regierung in Tripolis und dem General ein. Ende Januar hatten sich Russland und Ägypten dafür eingesetzt, ein Treffen in Kairo zwischen Al-Sarradsch und Haftar zu organisieren, berichtet The New Arab.

Das Treffen fand Ende Februar statt, wobei Haftar sich trotz der Bemühungen Moskaus und Kairos weigerte, direkte Gespräche mit Al-Sarradsch zu führen, berichtet Al-Hayat. Das geht auch aus einer Mitteilung seines Büros hervor, die auf Madamasr veröffentlicht wurde. Ägyptische Vertreter sagten dem englischsprachigen Dienst von Reuters, dass es zu einer ersten Verständigung zwischen beiden Seiten gekommen sei, obwohl die Differenzen noch nicht aus dem Weg geräumt wurden. Europäische und ägyptische Quellen bestätigen, dass die russische Militärintervention dazu geführt hätte, dass Haftar sich bereit erklärte, an den Gesprächen in Kairo teilzunehmen, so Madamasr.

In Libyen tobt ein Stellvertreter-Krieg und Öl und Pipelines. Das Land ist gespalten zwischen Söldner-Verbänden, die von verschiedenen ausländischen Staaten in den Kampf geschickt werden. Das Besondere am libyschen Stellvertreterkrieg ist, dass die einzelnen Gruppen jeweils verschiedene staatliche Institutionen kontrollieren und sich so als Konkurrenten gegenüberstehen.

Einer Analyse des privaten US-Informationsdiensts Stratfor zufolge geht es beim Stellvertreterkrieg in Libyen um die Kontrolle der Ölfelder und Pipelinerouten. Aktuell rivalisieren folgende Energiekonzerne in Libyen: ENI (Italien), Total SA (Frankreich), Repsol YPF (Spanien), Waha Oil Co. (Ein US-Joint Venture), BP (Großbritannien), ExxonMobil (USA), Statoil (Norwegen), Royal Dutch/Shell (Niederlande(Großbritannien), Gazprom (Russland), RWE (Deutschland).

Doch auch der russische Energie-Riese Rosneft mischt mittlerweile mit in Libyen. Ende Februar hatte Rosneft ein Abkommen mit der Regierung in Tripolis unterzeichnet, um gemeinsam mit dem staatlichen libyschen Öl-Riesen National Oil Production (NOC) in Libyen Öl zu fördern.

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