Politik

Solarworld vor ungewisser Zukunft

Die seit Jahre defizitäre Solarworld befindet sich in einem kritischen Zustand. Der Cashbestand schrumpft. Eine Erholung der Preise ist nicht in Sicht.
27.03.2017 02:39
Lesezeit: 2 min

[vzaar id="2845103" width="600" height="338"]

Anneli Palmen von Reuters liefert eine interessante Analyse über die schwierige Lage bei Solarworld:

Wieder einmal steht die seit Jahren defizitäre Solarworld mit dem Rücken zur Wand. Der wieder aufgeflammte Preiskampf mit chinesischen Wettbewerbern hat dem einstigen Aushängeschild der deutschen Solarbranche hohe Verluste eingebrockt, das Kapital schwindet und in den USA schwelt immer noch eine existenzbedrohende 800-Millionen-Klage. Vorstandschef und Firmengründer Frank Asbeck will mit einem Konzernumbau, Stellenstreichungen und der Konzentration auf Hochleistungsprodukte das Ruder herumreißen. Details will Asbeck am Mittwoch auf der Bilanzpressekonferenz nennen. Doch Experten sind skeptisch. Das laufende Jahr werde "außerordentlich herausfordernd", beschreibt Analyst Arash Roshan Zamir von MM Warburg die Lage.

Asbeck, der sich aktuell in Argentinien aufhält, gibt sich zuversichtlich. "Unser Businessplan läuft und die Prognose für 2017 steht", sagte er der Nachrichtenagentur Reuters. Mit den jüngsten Abschreibungen und Rückstellungen, die das Grundkapital der Solarworld AG beinahe vollständig aufgezehrt haben, seien die Kosten für die Umstrukturierung und den Personalabbau abgehakt.

Solarworld hatte am Dienstag mitgeteilt, im Einzelabschluss nach Handelsgesetzbuch (HGB) sei das Eigenkapital auf 2,6 (Ende 2015: 30,8) Millionen Euro eingebrochen - die Folge eines Verlustes nach Steuern von 28,2 Millionen Euro. Im Konzern sank das Eigenkapital um rund 80 Millionen auf 120 Millionen Euro. Die Aktie brach daraufhin um mehr als ein Viertel ein. Am Freitag notierte sie bei 3,08 Euro, nochmal zwei Prozent niedriger.

"Im Ergebnis streben wir an, 2019 ein sichtbar positives Ebit zu erreichen", kündigte Asbeck an. Nach einem operativen Verlust von 99 Millionen Euro im vergangenen Jahr peile er 2017 bei stagnierenden Erlösen eine Verbesserung des Ebit an, allerdings immer noch negativ. Voraussetzung für diese Prognose sei, dass es keine außergewöhnlichen Preisrückgänge gebe.

Arash Roshan Zamir von MM Warburg misst dem Beinahe-Verlust des Eigenkapitals im Einzelabschluss wenig Bedeutung bei. "Auf Konzernebene kann die Gruppe weiterhin eine Eigenkapitalquote von 18 Prozent ausweisen und das ist entscheidend, wenn es um die Einhaltung von möglichen Covenantvereinbarungen geht", also um Kreditklauseln. Gleichwohl äußerte sich der Analyst skeptisch zu den Chancen von Solarworld. "Leider sehe ich bei den derzeitig vorherrschenden Marktpreisen nicht, wie Solarworld selbst mit der Fokussierung auf monokristalline Produkte profitabel arbeiten kann. Die Preise sind weiterhin stetig fallend." Das Unternehmen rechne 2017 mit einem weiteren Verlust. "Das heißt, der Cashbestand könnte im laufenden Jahr weiter schrumpfen."

Ein Händler meinte: "Da ziehen sehr sehr dunkle Wolken auf. Das ist sehr bedrohlich. Die Konkurrenz aus Asien kann eben weitaus günstiger produzieren, und dann gibt es da noch einen Rechtsstreit in den USA." Der US-Silizium-Lieferant Hemlock hat die Solarworld-Tochter Solarworld Industries Sachsen GmbH (früher Deutsche Solar) auf die Zahlung von 800 Millionen Dollar verklagt und in der ersten Instanz gewonnen. Asbeck ist in Revision gegangen und rechnet zudem nicht damit, dass Hemlock seine Ansprüche in Deutschland durchsetzen kann. Hintergrund ist eine Auseinandersetzung um nicht abgenommenes Silizium.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Finanzen
Finanzen Politische Unsicherheit: Warum Anleger jetzt Fehler machen
03.07.2025

Trumps Kurs schürt Unsicherheit an den Finanzmärkten. Wie Anleger jetzt kühlen Kopf bewahren und welche Fehler sie unbedingt vermeiden...

DWN
Politik
Politik Keine Stromsteuersenkung: Harsche Kritik der Wirtschaftsverbände
03.07.2025

Die Strompreise bleiben hoch, die Entlastung fällt kleiner aus als versprochen. Die Bundesregierung gerät unter Druck, denn viele Bürger...

DWN
Politik
Politik USA drosseln Waffenhilfe – Europa unter Zugzwang
03.07.2025

Die USA drosseln die Waffenhilfe für Kiew. Europa muss die Lücke schließen. Wie geht es weiter?

DWN
Unternehmen
Unternehmen Baywa Milliardenverlust: Sanierung bleibt trotz Rekordminus auf Kurs
03.07.2025

Baywa steckt tief in den roten Zahlen – doch der Sanierungsplan bleibt unangetastet. Der traditionsreiche Konzern kämpft mit Altlasten,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Seltene Erden: China kontrolliert deutsche Industrie
03.07.2025

Die deutsche Industrie gerät zunehmend in die Abhängigkeit Chinas, weil Peking bei seltenen Erden den Weltmarkt kontrolliert....

DWN
Panorama
Panorama Spritpreis: Wie der Rakete-und-Feder-Effekt Verbraucher belastet
03.07.2025

Die Spritpreise steigen wie eine Rakete, fallen aber nur langsam wie eine Feder. Das Bundeskartellamt nimmt dieses Muster ins Visier und...

DWN
Finanzen
Finanzen Vetternwirtschaft und Machtspiele: So scheitert der NATO-Innovationsplan
03.07.2025

Milliarden für die NATO-Innovation, doch hinter den Kulissen regiert das Chaos: Interessenkonflikte, Rücktritte und Streit gefährden...

DWN
Politik
Politik Trump dreht den Geldhahn zu: Kiew kämpft ohne Washington
02.07.2025

Donald Trump kappt Waffenhilfe für die Ukraine, Europa zögert, Moskau rückt vor. Doch Kiew sucht nach eigenen Wegen – und die Rechnung...