Politik

EZB dämpft Hoffnungen der Bundesbank auf Zins-Wende

Die EZB dürfte dem Wunsch der Bundesbank nach einem Ende der lockeren Geldpolitik nicht folgen. Der Chefvolkswirt der EZB sieht die Notenbank auf einem guten Weg.
28.03.2017 02:32
Lesezeit: 1 min

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EZB-Chefvolkswirt Peter Praet sieht gute Gründe dafür, an dem aktuellen geldpolitischen Ausblick der Europäischen Zentralbank (EZB) festzuhalten. „Es gibt eine starke Logik hinter der Abfolge unserer Forward Guidance“, sagte Praet am Montag bei einer Veranstaltung in Madrid. Unter Forward Guidance wird im Zentralbanken-Jargon der geldpolitische Ausblick verstanden. Bei der EZB lautet dieser derzeit, dass die Schlüsselzinsen weit über die Zeit des Anleihenkaufprogramms hinaus auf dem aktuellen Niveau oder sogar noch niedriger liegen werden.

EZB-Ratsmitglied Ewald Nowotny hatte jüngst offengelassen, ob bei einem Ausstieg aus der Politik des ultrabilligen Geldes zunächst die massiven Anleihekäufe beendet oder Schlüsselzinsen angehoben werden sollen. Die EZB könne auch den Einlagenzins früher erhöhen als den Leitzins, hatte Österreichs Notenbank-Gouverneur gesagt. Der Leitzins der EZB liegt aktuell bei 0,0 Prozent, der Einlagensatz sogar bei minus 0,4 Prozent.

Bundesbank-Präsident Jens Weidmann hält den aktuellen Kurs der EZB dagegen für zu locker. „Ich würde gerne einen weniger expansiven Kurs sehen“, sagte Weidmann bei einer Diskussionsveranstaltung der „Rheinischen Post“ am Montag in Düsseldorf. Der Bundesbank-Präsident hatte bereits bei früheren Veranstaltungen gesagt, dass man über den aktuellen Expansionsgrad geteilter Meinung sein könne. Er sehe die Gefahr, dass die lockere Geldpolitik länger dauere als unbedingt nötig, sagte Weidmann.

Die Inflation im Euro-Raum lag im Februar mit 2,0 Prozent erstmals seit langer Zeit wieder leicht über der Zielmarke der Notenbank von knapp unter zwei Prozent. Das hatte insbesondere in Deutschland die Rufe nach einem Ende des ultraexpansiven Kurses wieder lauter werden lassen.

„Die Inflationsraten sind relativ hoch und insgesamt im Einklang mit der Zielmarke“, sagte Weidmann. „Wir haben aber keine nachhaltige Preissteigerung.“ Der jüngste Inflationsanstieg war vor allem ölpreisgetrieben. Die Kernrate, die schwankungsreiche Öl- und Lebensmittelpreise ausklammert, verharrt hingegen schon seit Monaten bei Werten unter einem Prozent. EZB-Chefvolkswirt Peter Praet verweist deshalb darauf, dass der aktuelle Inflationsanstieg vor allem auf vorübergehenden Faktoren beruht. Damit sich mehr Inflationsdruck aufbaut sei nach wie vor ein erhebliches Ausmaß an geldpolitischer Unterstützung erforderlich.

Die EZB hält die Leitzinsen im Euro-Raum auf dem Rekordtief von null Prozent. Um die Konjunktur anzuschieben und um für mehr Inflation zu sorgen, pumpt die Euro-Notenbank zudem seit März 2015 mit dem Kauf von Staatsanleihen und anderen Wertpapieren Woche für Woche Milliarden in das Bankensystem. Die Käufe sollen noch bis mindestens Ende 2017 fortgesetzt werden und dann ein Volumen von 2,28 Billionen Euro erreichen. Weidmann stand den Anleihekäufen von Anfang an kritisch gegenüber.

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