Politik

US-Energiepolitik wird zum Problem für den Ölpreis

Die US-Energiepolitik wird zum Problem für den Ölpreis - und für Russland und Saudi-Arabien.
05.05.2017 20:08
Lesezeit: 2 min

+++Werbung++

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Die Preise für Rohöl sind am Donnerstag stark eingebrochen, bevor sie sich am Freitag wieder leicht erholen konnten. Trotzdem liegt die Notierung von Brent-Öl nun mit etwa 48,50 Dollar pro Barrel (159 Liter) deutlich unter der Marke von 50 Dollar, nachdem der Preis am Donnerstag noch auf bis zu 46,60 Dollar eingebrochen war. Rohöl der amerikanischen Marke WTI notiert bei rund 45 Dollar pro Barrel. Vor wenigen Tagen waren beide Sorten noch 2 bis 3 Dollar teurer.

Trotz der aktuellen Gegenbewegung ist der Brent-Preis seit Beginn der Woche um etwa neun Prozent und der US-Ölpreis um rund zehn Prozent eingebrochen. Experten begründen dies mit der jüngsten Entwicklung in den USA. Während die Opec-Länder ihre Produktion gedrosselt haben, wird sie in den USA immer weiter erhöht. Am Mittwoch hatte die US-Regierung mitgeteilt, dass die landesweite Produktion in der vergangenen Woche um 0,30 Prozent auf 9,293 Millionen Barrel Rohöl pro Tag gestiegen war. Das ist der höchste Stand seit Mitte 2015.

Während die Mitglieder des Öl-Förderkartells Opec und andere Ölstaaten wie Russland ihre Produktion in den vergangenen Monaten drosselten, um die Preise vor dem Hintergrund des seit Mitte 2014 anhaltenden Verfalls zu stützen, nutzten US-Ölfirmen den zwischenzeitlichen Ölpreis-Anstieg, um zusätzliche Bohrungen in den Boden zu treiben. US-Firmen steigerten ihren Ausstoß seit November um knapp sieben Prozent. Mit etwa 9,3 Millionen Barrel pro Tag liegt er aktuell auf dem höchsten Niveau seit fast zwei Jahren. Dies hat dazu geführt, dass das globale Überangebot wiederhergestellt wurde, welches einen wichtigen Grund für den Preisverfall darstellt.

Hintergrund ist die US-Strategie, auf dem Ölmarkt eine beherrschende Stellung erreichen zu wollen. 

Ein zweiter Grund für die niedrigen Preise stellen die weltweit immer noch beträchtlichen Lagervorräte dar, welche kaum abgebaut werden und deshalb eine umfassende Erholung blockieren. Insbesondere die Renaissance der amerikanischen Fracking-Anbieter hat dazu geführt, dass die Lagerbestände in den USA unverändert hoch sind oder sogar steigen. Ende April waren die US-Ölvorräte nach Daten des privaten Anbieters American Petroleum Institute (API) überraschend gestiegen. Auch die Benzin-Bestände legten deutlich zu, was Experten zufolge für diese Zeit des Jahres untypisch ist. „Sollten diese Daten vom Energieministerium bestätigt werden, würde das die Überangebotssorgen rechtfertigen, was ein Rückschlag für die Bemühungen um ein Gleichgewicht auf dem Ölmarkt wäre“, kommentierten die Experten vom Brokerhaus PVM damals. Derzeit betragen die Rohöl-Bestände allein in den USA etwa 528 Millionen Barrel.

„Die amerikanischen Rohöl-Lagerbestände erreichten einen Rekordumfang von 535 Millionen Barrel Ende März. Nachdem die Bestände im April mehrere Wochen lang sanken, keimte die Hoffnung auf, dass sich der Markt auf ein Gleichgewicht aus Angebot und Nachfrage zusteuert. Doch die neuesten Daten vom 3. Mai enttäuschten erneut – und für einige Händler war dies offenbar zu viel. Analysten gingen von Abflüssen in Höhe von 2,3 Millionen Barrel aus – es waren dann aber nur 900.000 Barrel“, kommentiert oilprice.com. Erschwerend kam hinzu, dass auch die amerikanischen Benzinvorräte stiegen.

Auffallend ist, dass das Opec-Abkommen bislang kaum zu einer Erholung der Notierungen beitragen konnte. „Bislang ist die Strategie der Opec zur Reduzierung der Lagerbestände nicht aufgegangen“, sagte Analyst Neil Beveridge vom Research-Haus Alliance Bernstein. „Es scheint offensichtlich, dass die Opec ihre Förderkürzungen über einen längeren Zeitraum als sechs Monate beibehalten muss, um überhaupt die Chance auf Erfolg zu haben.“ Saudi-Arabien zufolge sind sich die großen Exportländer einig darüber, die Ende November beschlossene Förderbremse zu verlängern. Aktuell bewegt sich der Ölpreis wieder auf dem Niveau vor der Vereinbarung.

 

 

 

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Geldanlage: Mit einem Fondsdepot mehr aus dem eigenen Geld machen

Wer vor zehn Jahren 50.000 Euro in den Weltaktienindex investiert hat, kann sich heute über mehr als 250.000 Euro freuen! Mit der...

DWN
Immobilien
Immobilien Wohnungsmangel: Deutschland fehlen 550.000 Wohnungen
05.02.2025

Eine neue Analyse belegt ein massives Wohnungsdefizit in Deutschland: 550.000 Wohnungen fehlen bundesweit. Die Politik zeigt sich vor der...

DWN
Panorama
Panorama Elf Tote in Schweden: Was ist passiert?
05.02.2025

Nach einer Schießerei an einer Erwachsenenbildungseinrichtung in Schweden bleiben viele Fragen offen. Mindestens elf Menschen starben,...

DWN
Politik
Politik Grönland wählt am 11. März - und verbietet ausländische Spenden an Politik
05.02.2025

Aus Angst vor Wahlmanipulation und angesichts geopolitischer Begehrlichkeiten greift Grönland durch: Ausländische und anonyme Spenden an...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft US-Strafzölle: Wie die deutsche Wirtschaftsleistung massiv bedroht wird
05.02.2025

US-Strafzölle auf Importe aus Kanada, Mexiko und China könnten gravierende Folgen für die deutsche Wirtschaft haben. Experten des...

DWN
Panorama
Panorama Russischer Geheimdienst hinter Auto-Sabotagen vermutet
05.02.2025

Eine Serie von Sabotageakten gegen Autos sorgt für Unruhe in Deutschland. Die Polizei vermutet dahinter einen russischen Geheimdienst, der...

DWN
Technologie
Technologie Shein und Temu im Visier der EU-Kommission
05.02.2025

Die EU-Kommission will gegen den massenhaften Import billiger Produkte von Plattformen wie Shein und Temu vorgehen. Im Fokus stehen...

DWN
Politik
Politik Mehrheit bei Migrationsvotum durch AfD: Für mehr als die Hälfte der Deutschen kein Problem
05.02.2025

Bei den Demonstrationen gegen Merz und die AfD war viel Empörung zu spüren. Doch diese Proteste spiegeln nur die Meinung einer – wenn...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Rüstungskonzern KNDS übernimmt Alstom-Werk in Görlitz und sichert Arbeitsplätze
05.02.2025

Der Rüstungskonzern KNDS übernimmt das Alstom-Werk in Görlitz. In einer feierlichen Zeremonie unterzeichneten die Unternehmen eine...