Russlands Präsident Wladimir Putin hat in einem Interview mit Megyn Kelly von NBC die Idee von sich gewiesen, Russland habe ein kompromittierendes Dossier über Donald Trump angelegt, als dieser als Geschäftsmann in Moskau zu Besuch war. Das Papier über sexuelle Praktiken Trumps („golden showers“) war von einem früheren britischen Geheimdienstmann angefertigt worden und war den meisten US-Medien zu dubios, um darüber zu berichten. Danach war das Papier sang- und klanglos verschwunden. Seit einigen Tagen kursiert es jedoch wieder in der Öffentlichkeit.
Putin sagte laut NBC auf die Frage, ob Russland ein solches Dossier angelegt habe: "Woher sollten wir uns solche Information beschaffen? Warum? Haben wir ein besonderes Verhältnis zu ihm? Wir hatten überhaupt keine Beziehung, es gab eine Zeit, als er nach Moskau kam, aber Sie wissen, ich habe ihn nie getroffen. Es gibt viele Amerikaner, die uns besuchen."
Putin erklärte, dass es abwegig sei, zu denken, dass Russland Dossiers von Geschäftsleuten anlege, die nach Russland kommen: "Aktuell haben wir Vertreter von hundert amerikanischen Firmen, die nach Russland gekommen sind. Glauben Sie, wir sammeln jetzt kompromittierende Informationen über alle von ihnen, oder wie? Habt Ihr da drüben alle Euren Verstand verloren? (Have you all lost your senses over there?)"
Zur behaupteten Einmischung Russlands in die US-Wahl sagte Putin, es würde keinen Sinn für Russland machen, sich in die US-Wahlen einzumischen. Präsidenten und Parteien würden wechseln, entscheidend sei die konkrete Politik eines Landes. Putin warf den USA vor, sich ihrerseits permanent in die inneren Angelegenheiten anderer Länder einzumischen: "Setzen Sie Ihren Finger irgendwo auf eine Karte der Welt, und überall werden Sie Beschwerden hören, dass amerikanische Offizielle sich in interne Wahlprozesse einmischen."
Auf die Frage Kellys nach der „Korruption, der Repression und der Unterdrückung von Dissidenten“, antwortete Putin: "Wir entwickeln uns in Richtung einer Demokratie. Warum glauben Sie, das Recht zu haben, uns diese Fragen zu stellen? Und tun es die ganze Zeit? Zu moralisieren und uns Lehren zu erteilen, wie man lebt? Wir sind bereit, auf Kommentare zu hören, wenn es konstruktiv geschieht, mit dem Ziel, eine Beziehung aufzubauen und eine gemeinsames Verhältnis zu schaffen. Aber wir werden absolut nicht akzeptieren, wenn diese Art von Dingen als Instrument des politischen Konflikts verwendet wird.“