Finanzen

Märkte nervös: Aktienmarkt in Katar sackt ab

Lesezeit: 2 min
06.06.2017 11:58
Der Aktienmarkt in Katar verzeichnet weiter Verluste. Auch die Kurse der Staatsanleihen geben weiter nach.
Märkte nervös: Aktienmarkt in Katar sackt ab

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Nach der Talfahrt zu Wochenbeginn wegen des Konflikts mit den arabischen Nachbarstaaten zeigte sich der Aktienmarkt Katars auch am Dienstag schwächer. Derzeit liegt der Kurs des Qatar Exchange Index mit rund 1,5 Prozent im Minus. Auch Staatsanleihen des Emirats standen am Dienstag weiter unter Druck, und auch die Landeswährung, der Katar-Riyal, war weiter schwach.

Der Aktienmarkt war am Montag eingebrochen und hatte den Handel mit einem Verlust von 7,27 Prozent auf 9202,62 Punkte beendet. Die Staatsanleihen blieben unter Abgabedruck. Im Gegenzug stiegen die Renditen der Papiere. Ein im Jahr 2020 fälliger, auf US-Dollar lautender Staatstitel rentierte am Dienstag mit 2,4 Prozent, nach gut zwei Prozent vor der diplomatischen Eskalation.

Der Katar-Riyal, der an den Dollar gebunden ist, kann nicht so einfach abwerten. Er lag in den vergangenen Jahren zum US-Dollar bei einem Kurs rund um 3,641 Riyal. Am Montag stürzte er dann auf etwa 3,649 Dollar ab und liegt seitdem wieder um die Schwelle von 3,641 Dollar. Versicherungen, mit denen sich Investoren gegen einen Ausfall katarischer Staatsanleihen absichern können, wurden seit Ausbruch der diplomatischen Krise deutlich teurer, allerdings von niedrigem Niveau aus.

Zahlreiche arabische Staaten hatten Katar am Montag vorgeworfen, Terrororganisationen wie den Islamischen Staat zu unterstützen und ihre Beziehungen zu dem kleinen Golfstaat abgebrochen. Dies dürften allerdings nur vorgeschobene Gründe sein- wahrscheinlich spielen die guten Beziehungen Katars zum Iran, des Widersachers von Saudi-Arabien, eine Rolle. Die dadurch ausgelöste schwerste diplomatische Krise in der Region seit Jahren hatte den Qatar Exchange Index (DSM) am Montag so stark abstürzen lassen wie zuletzt vor rund acht Jahren.

„Wir sehen die ersten Quittung der Reise Trumps nach Saudi-Arabien“, sagt der außenpolitische Sprecher der Grünen, Omid Nouripour. „Denn Saudi-Arabien setzt nach der demonstrativen Unterstützung der USA nun seine Rolle als regionale Ordnungsmacht hart durch.“

Tatsächlich sehen viele Experten den jetzigen Streit im Lichte einer sehr viel breiteren Konfrontation mit dem Iran. Konflikte der Golf-Partner mit Katar selbst sind nicht neu. Dem Land wird seit Jahren von anderen arabischen Ländern vorgeworfen, Salafisten und islamische Extremisten zu finanzieren. Vorwürfe der Unterstützung radikaler Gruppen gab es aus Libyen, Somalia, Ägypten, Mali, Syrien, Irak und nun auch Jemen. Katar bestreitet dies - ebenso wie Saudi-Arabien seit Jahren Vorwürfe zurückweist, es unterstütze islamistische Strömungen in aller Welt. In Doha sitzt zudem mit Al Dschasira der einzige arabische Sender mit weltweiter Reichweite - der manchmal auch kritisch über die Lage in anderen Golf-Staaten wie Saudi-Arabien berichtet.

"Eine vergleichbare Reaktion gab es bereits 2007 und 2014", sagte der stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende, Rolf Mützenich, mit Hinweis auf frühere Konflikte, als die Golfstaaten vorübergehend ihre Botschafter aus Katar abgezogen hatten. Es gebe seit langem selbst im Golf-Kooperationsrat (GCC), zu dem sowohl Saudi-Arabien als auch Katar gehören, fundamentale sicherheitspolitische Differenzen. „Neuer Streitpunkt könnte jetzt die von Trump befürwortete Einhegung des Iran durch ein militärpolitisches Bündnis am Golf und das militärische Vorgehen im Jemen sein“, glaubt aber auch Mützenich.

Ganz logisch erscheint die Eskalation seitens Riads auf den ersten Blick nicht: Immerhin kämpfen Soldaten aus Katar auch an der Seite der Saudis in Jemen gegen die Huthi-Rebellen - und sollen nun abgezogen werden. In Katar befindet sich zudem ein wichtiger US-Militärstützpunkt.

Nach dem Zerwürfnis bemühen sich die Großmächte um eine Entspannung, berichtet Reuters. Das US-Präsidialamt teilte mit, Präsident Donald Trump werde sich bemühen, die Lage zu deeskalieren. Die Vereinigten Staaten wollten keinen „dauerhaften Bruch“ zwischen den Golf-Staaten, erklärte ein ranghoher Vertreter der Trump-Regierung. Sollten die Staaten des Golf-Kooperationsrates angesichts der Spannungen einen Sondergipfel anberaumen, werde ein US-Vertreter dazukommen, kündigte er an. „Wir wollen sie in die richtige Richtung bringen.“ Zugleich bekräftigte die US-Regierung die Kritik an Katar. Viele Handlungen des Emirats seien „einigermaßen besorgniserregend“, nicht nur in den Augen der anderen Staaten der Region sondern auch aus US-Sicht.

Auch der russische Präsident Wladimir Putin und sein türkischer Kollege Recep Tayyip Erdogan riefen nach einem Telefonat zu einem Dialog zwischen den Konfliktparteien auf. Es müsse einen Kompromiss geben „im Interesse der Bewahrung von Frieden und Stabilität in der Golf-Region“, erklärte das russische Präsidialamt am Montagabend.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Kostenloses Experten-Webinar: Die Zukunft der personalisierten Medizin aus der Cloud - und wie Sie davon profitieren

Eine individuelle Behandlung für jeden einzelnen Menschen - dieser Traum könnte nun Wirklichkeit werden. Bei der personalisierten Medizin...

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft OWZE-Prognose 2024: Minimales Wirtschaftswachstum für Deutschland erwartet
02.05.2024

Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OWZE) geht von einem minimalen Wirtschaftswachstum für Deutschland...

DWN
Finanzen
Finanzen Deutschland im Investitionstief: Rückgang setzt Wirtschaft unter Druck
02.05.2024

Deutschlands Attraktivität für ausländische Investitionen schwindet weiter: 2023 markiert den niedrigsten Stand seit 2013. Manche...

DWN
Politik
Politik 1.-Mai-Demonstrationen: Gewerkschaften fordern dringend Gerechtigkeit
02.05.2024

Am Tag der Arbeit kämpfen Gewerkschaften für bessere Arbeitsbedingungen. Ihre Spitzenvertreter betonten die Notwendigkeit von...

DWN
Politik
Politik Militärhistoriker Lothar Schröter im DWN-Interview: Die Folgen des Massenmords von Odessa 2014
02.05.2024

Der Militärhistoriker Lothar Schröter ordnet im DWN-Interview den Massenmord in Odessa vom 2. Mai 2014 ein. Dabei geht er auch auf die...

DWN
Politik
Politik DWN-Interview: Ukraine-Krieg - Zehn Jahre nach dem Massenmord von Odessa
02.05.2024

Am 2. Mai 2014 ist es in der ukrainischen Stadt Odessa zu einem Massenmord gekommen, bei dem fast fünfzig Menschen qualvoll ums Leben...

DWN
Technologie
Technologie Infineon vor herausforderndem Quartal: Augenmerk auf Zukunftsaussichten
02.05.2024

Der Chiphersteller Infineon sieht schwieriges Quartal voraus, mit moderaten Rückgängen und angespanntem Automobilmarkt. Wie geht es...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin als Geldanlage: „Das ist gleichzusetzen mit einem Besuch im Casino“
02.05.2024

Bitcoin entzweit trotz neuer Kursrekorde die Anlegergemeinschaft. Die einen halten große Stücke auf den Coin, die anderen sind kritisch....

DWN
Immobilien
Immobilien Balkonkraftwerk mit Speicher: Solarpaket könnte Boom auslösen - lohnt sich der Einbau?
01.05.2024

Balkonkraftwerke aus Steckersolargeräten werden immer beliebter in Deutschland. Insgesamt gibt es aktuell über 400.000 dieser sogenannten...