Finanzen

Saudi-Arabiens Aramco verursacht die meisten Treibhausgase

Lesezeit: 5 min
20.06.2017 00:38
Die saudische Aramco hat die amerikanischen und russischen Unternehmen von der Spitze der globalen Umweltsünder verdrängt.
Saudi-Arabiens Aramco verursacht die meisten Treibhausgase

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Klima  
Russland  

+++Werbung+++

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Mit dem Nein von US-Präsident Donald Trump zum Pariser Vertrag verlässt ein wichtiges Mitglied das Klimaschutzabkommen. Während Trump auf Braunkohle und die damit verbundenen Arbeitsplätze setzt, machen sich viele Wissenschaftler ernsthafte Sorgen, wenn es um den CO2-Ausstoß der Industrienationen geht.

Einer davon ist Richard Heede, der auf seinem Hausboot in Kalifornien seine eigenen unabhängigen Forschungen betreibt. Laut seiner Aussage tragen nur 90 Firmen die Hauptursache am Klimawandel. Dies sind sowohl eigenständige Unternehmen, als auch Industrien, die von Regierungen geführt werden. Von diesen seien wiederum lediglich acht Firmen für 20 Prozent der weltweiten Treibhausgase verantwortlich. Das waren die Top 8 im Jahr 2000.

Vor 17 Jahren haben demnach insbesondere zwei Firmen aus Saudi-Arabien und Russland die meisten Emissionen produziert. Saudi Aramco ist die größte Erdölfördergesellschaft der Welt und seit 1980 in staatlicher Hand. Sie hat im Jahr 2000 gigantische 1.288 Millionen Tonnen CO2-Ausstoß verursacht. Zum Vergleich: Deutschland hat im selben Jahr insgesamt rund 900 Millionen Tonnen CO2 ausgestoßen.

Laut dem Manager Magazin war Saudi Aramco 2015 das wertvollste Unternehmen weltweit. Das saudische Königshaus plant die Gesellschaft an die Börse zu bringen. Allerdings wollen die Scheichs eine Bewertung von 2 Billionen US-Dollar aufrufen. Das wären 250 Prozent der Marktkapitalisierung von Apple.

Dicht gefolgt auf Rang 2 lag im Jahr 2000 die russische Gazprom mit 1.151 Millionen Tonnen CO2-Ausstoß. Als einer der größten Erdgaskonzerne befinden sich über ein Viertel der weltweiten Erdgasvorkommen in dessen Besitz. Wie zu erwarten folgend weitere Erdöl- oder Erdgasfirmen auf den Plätzen. Allerdings führte bei den kumulativen Auswirkungen auf den Klimawandel zu dem Zeitpunkt Chevron. Der Ölriese mit Sitz in Kalifornien ist insgesamt über die Jahre gesehen für 4,2 Prozent der gesamten Emission der Erde verantwortlich. ExxonMobil ist auf Platz zwei mit knapp 3,6 Prozent Anteil, gefolgt von Saudi Aramco, die damals auf insgesamt 2,83 Prozent kamen.

Der Vergleich zu den folgenden Daten von 2013 ist insofern interessant, weil die jeweiligen Unternehmen ihren CO2-Ausstoß teilweise deutlich verändert haben. Dadurch hat sich auch der Gesamtanteil an den Emissionen verschoben.

In den 13 Jahren zwischen diesen Erhebungen hat Saudi Aramco den Kohlendioxid-Ausstoß um fast 50 Prozent auf 1.707 Millionen Tonnen gesteigert. Das hat allerdings auch zur Folge, dass der Erdölgigant inzwischen auf Platz 1 der kumulativen Emissionen geklettert ist und jetzt punktgleich mit Chevron liegt, deren prozentuale Beteiligung an den Treibhausgasen somit etwas abgenommen hat.

Gazprom ist weiterhin auf Rang 2 aber bei nahezu konstanten Zahlen. Während die Russen über die Jahre nahezu dieselben Emissionen abgegeben haben, zeigt deren Aktienkurs ein völlig anderes Bild.

Im Jahr 2000 war der Kurs auf einem sehr ähnlichen Niveau wie heute. Zwischendurch gab es von Sommer 2005 bis Sommer 2006 einen gigantischen Boom, der die Aktien auf über 35 Euro katapultierte. Dieser wird seitdem bei Gazprom-Anlegern vermisst und die Aktie fällt Stück für Stück.

Auf Platz 3 ist die staatliche iranische Ölfirma, die vom Ministerium für Erdöl verwaltet wird. Hier ist ein leichter Anstieg der Emissionen in den 13 Jahren zu erkennen. Der gesamte Anteil der CO2-Abgase liegt hier bei etwa zwei Prozent. Ähnlich sieht es auch bei Petróleos Mexicanos aus. Ebenfalls in staatlicher Hand ist der Ausstoß leicht gesunken. Insgesamt liegen die Mexikaner auf Platz 8.

Exxon Mobil, BP, Royal Dutch und Chevron sind die Unternehmen mit hohen Emissionsanteilen, die noch von Investoren bevorzugt werden. Wobei BP in den vergangenen Jahren speziell kein gutes Chartbild abgegeben hat. Das haben aber auch diese vier Firmen gemein: Die Aktienkurse sehen alles andere als verlockend aus, wenngleich es immer zwischendurch Phasen gibt, in denen die Kurse nach oben ziehen.

Betrachten wir zuerst Exxon Mobil. Der US-Ölkonzern ist 1999 aus dem Zusammenschluss von Exxon und Mobil Oil entstanden. Dass die besten Zeiten von texanischem Öl bereits vorbei sind, zeigt auch der folgende Chart. Exxon Mobil hat eine starke Phase zwischen 2004 und 2008. Seitdem befindet sich der Kurs auf demselben Niveau und konnte nur 2014 kurzzeitig ein Hoch bilden.

BP oder British Petroleum wie es früher hieß sitzt in London und hat dieselben Sorgen wie scheinbar alle Mineralölunternehmen. Die Aktien sind wenig attraktiv und auf einen plötzlichen Boom braucht niemand ernsthaft hoffen. Vielmehr ist seit 2010 die Luft heraus. Die Aktie dümpelt zwischen 4 und 7 Euro. Auch hier gibt es keinen Grund zu investieren.

Royal Dutch Shell, die 2013 nur ein Viertel der Emissionen von Saudi Aramco produziert haben, sitzen in Den Haag. Mit 93.000 Mitarbeitern sind hier je rund 20.000 Menschen mehr beschäftigt als bei BP oder Exxon Mobil. Aber auch dieser Chart sieht wenig hoffnungsvoll aus. Zwar gab es immer wieder Zeiträume, in denen die Aktie gut lief, jedoch eignet sich das Unternehmen offensichtlich nur für kurze Zwischengewinne und nicht für ein langfristiges Investment.

Chevron, die sich als historisch größter Luftverschmutzer derzeit den ersten Platz mit Saudi Aramco teilen, können als einziger Energiegigant einen etwas positiven Aktienverlauf präsentieren. Die Kurse haben zwar auch hier vermutlich 2014 ein Hoch gesehen, das nicht so schnell geschlagen wird. Unterm Strich sieht der Chart jedoch deutlich stärker und stabiler aus als bei der obigen Konkurrenz. Die Kalifornier haben sogar nur etwa 58.000 Mitarbeiter und sind somit verhältnismäßig klein.

Letztlich überzeugt keiner der genannten Energiekonzerne mit seinen Kursen. Während es bei Gazprom düster aussieht, kann sich Chevron relativ gut aus der Affäre ziehen. Den Charts nach zu urteilen hat dennoch bald die letzte Stunde von Erdöl und Erdgas geschlagen. Zu viele alternative Energiequellen sind auf dem Vormarsch. Während Saudi Aramco immer mehr Kohlenstoffdioxid in die Luft bläst und damit maßgeblich mit Chevron am Klimawandel beteiligt ist, haben die meisten Anleger und Investoren bereits umgesattelt.

Saubere Luft und effiziente Aktiengewinne sind offensichtlich miteinander vereinbar. Das zeigt die Aktie von Tesla als Musterbeispiel. Die Erdöl- und Erdgasproduzenten kämpfen darum, dass die Kurse in etwa auf gleichen Niveau bleiben. Im selben Zeitraum explodiert der Kurs von Tesla um das Achtfache.

Das ist eine klare Ansage wohin es in Zukunft gehen wird. Zwar kann der Kurs des Unternehmens jederzeit wieder einbrechen, weil er stark überbewertet ist und Tesla derzeit keine Gewinne erwirtschaften kann, langfristig gesehen werden die meisten Gelder aber wahrscheinlich in zukunftsorientierte Unternehmen gesteckt, die den Zeitgeist treffen. Insofern ist die Abkehr Trumps vom Pariser Abkommen genauso wie der geplante Börsengang von Saudi Aramco vermutlich nur Tropfen auf dem heißen Stein.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Kostenloses Experten-Webinar: Die Zukunft der personalisierten Medizin aus der Cloud - und wie Sie davon profitieren

Eine individuelle Behandlung für jeden einzelnen Menschen - dieser Traum könnte nun Wirklichkeit werden. Bei der personalisierten Medizin...

DWN
Politik
Politik DWN-Kommentar: Eine Welt ohne Europa?
04.05.2024

Der Krieg in der Ukraine und die Spannungen im Nahen Osten gefährden die Zukunftsfähigkeit der EU. Nun steht sie an einem Scheideweg:...

DWN
Finanzen
Finanzen Platzt die ETF-Blase – was dafür, was dagegen spricht
04.05.2024

Kaum eine Investmentform konnte in den zurückliegenden Jahren die Gunst der Anleger derart erlangen wie dies bei Exchange Traded Funds,...

DWN
Immobilien
Immobilien Streikwelle auf Baustellen droht: Gewerkschaft kündigt Massenstreiks an
04.05.2024

Die Bauindustrie steht vor Massenstreiks: Gewerkschaft kündigt flächendeckende Arbeitsniederlegungen mit rund 930.000 Beschäftigten an.

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Chinas Einfluss in Südostasien: Herausforderung für deutsche Firmen
04.05.2024

Deutsche Unternehmen suchen verstärkt nach Alternativen zum chinesischen Markt und richten ihr Augenmerk auf die aufstrebenden...

DWN
Technologie
Technologie CO2-Speicherung: Vom Nischenthema zum Wachstumsmarkt
04.05.2024

Anreize durch die Politik, eine neue Infrastruktur und sinkende Kosten: CO2-Speicherung entwickelt sich zusehends vom regionalen...

DWN
Politik
Politik Wahljahr-Turbulenzen: Biden im Kreuzfeuer der Gaza-Proteste
04.05.2024

Seit Monaten sind bei fast jedem öffentlichen Auftritt von Präsident Joe Biden propalästinensische Demonstrationen zu sehen, die sich im...

DWN
Politik
Politik Mindestlohn: Neues Streitthema köchelt seit dem Tag der Arbeit
04.05.2024

Im Oktober 2022 wurde das gesetzliche Lohn-Minimum auf zwölf Euro die Stunde erhöht. Seit Jahresanfang liegt es bei 12,41 Euro, die von...

DWN
Technologie
Technologie Deutsches Start-up startet erfolgreich Rakete
04.05.2024

Ein deutsches Start-up hat eine Rakete von zwölf Metern Länge entwickelt, die kürzlich in Australien getestet wurde. Seit Jahrzehnten...