Politik

Intesa zum Kauf von gesunden Teilen der Veneto-Banken bereit

Italien bemüht sich um eine Lösung der Bankenkrise. Es gilt allerdings zahlreiche Hürden zu überwinden.
22.06.2017 02:05
Lesezeit: 1 min

+++Werbung+++

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

In Italien zeichnet laut Reuters sich eine mögliche Lösung für die beiden Kriseninstitute Popolare di Vicenza und Veneto Banca ab. Die Großbank Intesa Sanpaolo ist unter Bedingungen zu einer Übernahme der gesunden Teile der Geldhäuser bereit, erklärte Intesa am Mittwoch nach einer Sitzung des Verwaltungsrats. Faule Kredite, nachrangige Anleihen und Hochrisikokredite sollen aber nicht bei Intesa landen.

Italien bemüht sich seit Monaten um eine Lösung für die beiden venezianischen Banken, die insgesamt 6,4 Milliarden Euro frisches Kapital benötigen. Nachdem ein erster Plan gescheitert ist, einen Teil des Geldes bei privaten Investoren einzuwerben, steuert die Regierung Insidern zufolge nun auf eine Zerschlagung der Institute zu: Demnach sollen faule Kredite in eine "Bad Bank" eingebracht werden, die teilweise mit Steuergeldern finanziert würde. Auch die Inhaber nachrangiger Anleihen und Aktionäre müssten einen Teil der Kosten tragen.

Italien will mit aller Macht verhindern, dass die neuen europäischen Regeln zur Bankenabwicklung greifen, da anders als beim jetzigen Plan dann auch auf Inhaber großer Sparguthaben und vorrangiger Anleihen Verluste zukommen würden. Der Druck auf die Regierung in Rom ist in den vergangenen Wochen gestiegen: Die Rettung der spanischen Banco Popular durch die Großbank Santander liefere Argumente, um nun auch in Italien einzugreifen, hatte ein EU-Vertreter nach der Rettungsaktion für die spanische Bank gesagt.

Ob die EU-Kommission dem neuen Plan zustimmt, ist offen. Auch hat Intesa eine Reihe von Bedingungen gestellt. Die Großbank will die gesunden Teile der Kriseninstitute nur übernehmen, wenn sichergestellt ist, dass das Geldhaus weder für Forderungen vor der Übernahme noch für Sanierungskosten geradestehen muss. Das müsse rechtlich verbindlich sein, erklärte das Institut. Intesa werde nur einen symbolischen Preis zahlen. Auch dürfe der Kauf weder die Eigenkapitalquote noch die Dividendenzahlungen belasten. Eine Kapitalerhöhung sei damit ausgeschlossen.

Santander muss dagegen für die Übernahme der Banco Popular tief in die Tasche greifen. Zwar betrug der Kaufpreis nur einen symbolischen Euro, doch das Institut muss eine sieben Milliarden Euro schwere Kapitalerhöhung anschieben, um die Risiken zu schultern.

An der Mailänder Börse kamen die möglichen Fortschritte bei der Lösung der italienischen Bankenkrise gut an. Intesa-Aktien verteuerten sich um 2,6 Prozent und gaben dem gesamten italienischen Bankensektor Auftrieb.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Technologie
Technologie KI im Jobmarkt: Die große Lüge von der Objektivität
04.07.2025

Algorithmen sollen neutral entscheiden – doch KI entlarvt sich im Personalbereich als versteckter Türsteher: Diskriminierung,...

DWN
Panorama
Panorama Grillmarkt in der Krise? Holzkohle wird teurer
03.07.2025

Grills verkaufen sich längst nicht mehr von selbst. Nach Jahren des Booms mit Rekordumsätzen schwächelt die Nachfrage. Händler und...

DWN
Finanzen
Finanzen Milliarden für Dänemark – Deutschland geht leer aus
03.07.2025

Dänemark holt 1,7 Milliarden DKK aus Deutschland zurück – ohne die deutsche Seite zu beteiligen. Ein heikler Deal im Skandal um...

DWN
Finanzen
Finanzen Vermögen im Visier: Schweiz plant Enteignung durch Erbschaftssteuer für Superreiche
03.07.2025

Die Schweiz steht vor einem Tabubruch: Kommt die 50-Prozent-Steuer auf große Erbschaften? Die Eidgenossen debattieren über ein riskantes...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Drogeriehandel: Wie dm, Rossmann und Müller den Lebensmittelmarkt verändern
03.07.2025

Drogeriemärkte verkaufen längst nicht mehr nur Shampoo und Zahnpasta. Sie werden für Millionen Deutsche zur Einkaufsquelle für...

DWN
Technologie
Technologie KI-Gesetz: Bundesnetzagentur startet Beratungsservice für Unternehmen
03.07.2025

Die neuen EU-Regeln zur Künstlichen Intelligenz verunsichern viele Firmen. Die Bundesnetzagentur will mit einem Beratungsangebot...

DWN
Panorama
Panorama Sprit ist 40 Cent teurer an der Autobahn
03.07.2025

Tanken an der Autobahn kann teuer werden – und das oft völlig unnötig. Eine aktuelle ADAC-Stichprobe deckt auf, wie groß die...

DWN
Politik
Politik Brüssel kapituliert? Warum die USA bei den Zöllen am längeren Hebel sitzen
03.07.2025

Die EU will bei den anstehenden Zollverhandlungen mit den USA Stärke zeigen – doch hinter den Kulissen bröckelt die Fassade. Experten...