Ausgerechnet die vor einer ungewissen Zukunft stehende Stahlsparte hat dem deutschen Industriekonzern Thyssenkrupp eine deutliche Gewinnsteigerung beschert, berichtet Reuters. Der um Sondereffekte bereinigte Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) des Konzerns stieg im dritten Quartal des Geschäftsjahres 2016/17 (per Ende September) um 41 Prozent auf 620 Millionen Euro, wie Thyssenkrupp am Donnerstag mitteilte. Von Reuters befragte Analysten hatten im Schnitt nur mit 493 Millionen Euro gerechnet. Unter dem Strich fuhr der Konzern einen Gewinn von 120 Millionen Euro ein.
In den ersten neun Monaten des ThyssenKrupp-Geschäftsjahrs erhielt der Konzern Aufträge im Wert von mehr als 32 Milliarden Euro, das waren 16 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Der Umsatz stieg in den neun Monaten bis Ende Juni um neun Prozent; auch im Gesamtjahr rechnet ThyssenKrupp mit einem Wachstum im „hohen einstelligen Prozentbereich“. Gewinn wird der Konzern allerdings nicht machen: Grund ist die hohe Abschreibung auf das brasilianische Stahlwerk CSA. ThyssenKrupp hatte schon im Mai gewarnt, deswegen in die roten Zahlen zu rutschen. In den neun Monaten bis Ende Juni betrug der Verlust 751 Millionen Euro.
Die europäische Stahlsparte konnte dank höherer Preise ihr Ergebnis auf 232 Millionen Euro mehr als verdoppeln. Dies ist bemerkenswert, weil sich die Stahlindustrie in Europa seit Jahren in der Krise befindet und von günstigeren Konkurrenten vornehmlich aus Asien bedrängt wird.
Vorstandschef Heinrich Hiesinger will sich davon aber nicht von seinem Kurs abbringen lassen. Er will die Technologiegeschäfte mit Aufzügen, Maschinen und Autoteilen ausbauen und die Stahlsparte mit dem Konkurrenten Tata Steel fusionieren.
„Die Erholung der Ergebnisse bei den Werkstoffgeschäften freut uns“, sagte der Manager. Die großen Schwankungen von einem Quartal zum anderen zeigten jedoch einmal mehr, dass seine Richtung stimme. Die Industriegüter- und Dienstleistungsgeschäfte sollten ausgebaut werden. „So werden wir in Zukunft stabilere Ergebnisse erwirtschaften und profitabel wachsen.“ Die Aufzugssparte konnte ihr Ergebnis erneut verbessern, während der Anlagenbau weiter mit Einbußen kämpft.