Finanzen

Macron fordert gemeinsamen Haushalt aller Euro-Staaten

Frankreichs Staatspräsident Emanuel Macron hat einen gemeinsamen Haushalt der Eurostaaten im Umfang von hunderten Milliarden Euro ins Spiel gebracht.
31.08.2017 11:51
Lesezeit: 1 min

Der französische Staatschef Emmanuel Macron strebt einen eigenen Haushalt für die Eurozone von Hunderten Milliarden Euro an, berichtet Reuters. Ein solches Budget solle mehrere Punkte des Bruttoinlandsprodukts (BIP) der Eurozone repräsentieren, sagte Macron in einem am Donnerstag veröffentlichten Interview des Magazins Le Point. Es solle die Möglichkeit geschaffen werden, gemeinsam Geld an den Märkten aufzunehmen und es „mit ausreichender Schlagkraft zuzuteilen“.

Das Bruttoinlandsprodukt aller Euro-Länder lag 2016 laut der Statistikbehörde Eurostat bei 10,7 Billionen Euro; ein Prozentpunkt entspricht damit 107 Milliarden Euro.

Die Eurozone habe heute eine zu restriktive Budgetpolitik, wenn man sie mit der Politik Chinas, Russlands oder der Vereinigten Staaten vergleiche, sagte der französische Staatschef. „Und es sind unsere Arbeitslosen, die den Preis dafür zahlen.“

Frankreich leidet wie andere Staaten der Eurozone an einer hohen Arbeitslosigkeit und ist hoch verschuldet. Die Schulden des Landes haben inzwischen dazu geführt, dass große Lücken im Staatshaushalt entstanden sind. Manche Beobachter befürchten, dass die Schaffung eines gemeinsamen Euro-Budgets dazu führen wird, dass hochverschuldete Regierungen versuchen könnten, sich darüber zu sanieren.

Macron deutete an, dass er sich von einem Gemeinschaftsbudget bessere Konditionen für Frankreich bei der Schuldenaufnahme an den Anleihemärkten erhofft. „Die Schaffung eines solchen Budgets bedeutet, zunächst ein Minimum an Solidarität zu schaffen, um anschließend über die Fähigkeit zu verfügen, gemeinsam Geld aufnehmen zu können, zu investieren und wirtschaftliche Schocks zu absorbieren, die Europa treffen können.“

Macron will seine Vorschläge für eine Weiterentwicklung der Währungsunion nach der deutschen Bundestagswahl vorantreiben. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte sich zuvor grundsätzlich für eine Reform offen gezeigt. In ihrer Sommerpressekonferenz hatte sie am Dienstag gesagt, sie habe sich schon früh für ein gemeinsames Eurobudget der Eurostaaten eingesetzt – „nicht Hunderte Milliarden Euro, sondern erst einmal kleine Beträge“.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bundesbank: Deutsche Exportwirtschaft verliert deutlich an globaler Stärke
14.07.2025

Die deutsche Exportwirtschaft steht laut einer aktuellen Analyse der Bundesbank zunehmend unter Druck. Branchen wie Maschinenbau, Chemie...

DWN
Immobilien
Immobilien Gebäudeenergiegesetz: Milliardenprojekt für 1,4 Billionen Euro – hohe Belastung, unklare Wirkung, politisches Chaos
14.07.2025

Die kommende Gebäudesanierung in Deutschland kostet laut Studie rund 1,4 Billionen Euro. Ziel ist eine Reduktion der CO₂-Emissionen im...

DWN
Politik
Politik EU plant 18. Sanktionspaket gegen Russland: Ölpreisobergrenze im Visier
14.07.2025

Die EU verschärft den Druck auf Moskau – mit einer neuen Preisgrenze für russisches Öl. Doch wirkt die Maßnahme überhaupt? Und was...

DWN
Technologie
Technologie Datenschutzstreit um DeepSeek: Deutschland will China-KI aus App-Stores verbannen
14.07.2025

Die chinesische KI-App DeepSeek steht in Deutschland unter Druck. Wegen schwerwiegender Datenschutzbedenken fordert die...

DWN
Finanzen
Finanzen S&P 500 unter Druck – Sommerkrise nicht ausgeschlossen
14.07.2025

Donald Trump droht mit neuen Zöllen, Analysten warnen vor einer Sommerkrise – und die Prognosen für den S&P 500 könnten nicht...

DWN
Politik
Politik Wenn der Staat lahmt: Warum die Demokratie leidet
14.07.2025

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier warnt eindringlich vor den Folgen staatlicher Handlungsunfähigkeit. Ob kaputte Brücken,...

DWN
Politik
Politik Fluchtgrund Gewalt: Neue Angriffe in Syrien verstärken Ruf nach Schutz
14.07.2025

Trotz Versprechen auf nationale Einheit eskaliert in Syrien erneut die Gewalt. Im Süden des Landes kommt es zu schweren Zusammenstößen...

DWN
Finanzen
Finanzen Altersarmut nach 45 Beitragsjahren: Jeder Vierte bekommt weniger als 1300 Euro Rente
14.07.2025

Auch wer sein Leben lang gearbeitet hat, kann oft nicht von seiner Rente leben. Dabei gibt es enorme regionale Unterschiede und ein starkes...