Die zahlreichen Flugausfälle bei der irischen Billig-Fluggesellschaft Ryanair am Wochenende gehen nach Angaben der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) auch auf einen Piloten-Mangel bei der Airline zurück. „Ryanair-Mitarbeiter sagen uns, es werden Flüge gestrichen, weil Piloten das Weite suchen“, sagte VC-Sprecher Markus Wahl der Mitteldeutschen Zeitung vom Dienstag. Ryanair habe eine hohe personelle Fluktuation, weil die Airline niedrigere Gehälter zahle als die Wettbewerber.
„Viele Piloten versuchen, zu anderen Gesellschaften zu wechseln“, sagte Wahl. Ryanair habe daher bereits angefangen, auch Piloten aus Südamerika anzuwerben. Seit Jahresbeginn verlor die nach Passagieren größte Fluggesellschaft Europas mehr als 140 Piloten an den Konkurrenten Norwegian Air, wie dieser bestätigte. Ryanair äußerte sich nicht dazu. Analysten vom Finanzdienstleister Goodbody Stockbrokers schätzen, dass die Flugstreichungen Ryanair insgesamt rund 34,5 Millionen Euro kosten.
Ryanair hatte am Wochenende mehr als 160 Flüge gestrichen und will auch in den kommenden sechs Wochen täglich 40 bis 50 Flüge ausfallen lassen. Als Grund gibt die Airline an, sie wolle die Pünktlichkeit ihrer Maschinen verbessern. Betroffene Kunden sollen nach Möglichkeit umgebucht oder entschädigt werden.
Die EU-Kommission schaut Ryanair bei den angekündigten Flugstreichungen genau auf die Finger. In der EU tätige Fluggesellschaften müssten die europäischen Regeln beachten, sagte ein Kommissionssprecher am Montag. Passagiere hätten bei Flugabsagen umfassende Rechte. „Wir müssen prüfen, ob das alles von Ryanair respektiert wird.“ So stünde Fluggästen etwa eine Entschädigung zu, wenn sie kürzer als zwei Wochen im Voraus informiert würden.