Finanzen

VW verunsichert Anleger mit Gewinn-Warnung

Volkswagen hat wegen hoher Rückstellungen eine Gewinnwarnung ausgesprochen.
29.09.2017 09:53
Lesezeit: 1 min

Weil sich die Umsetzung des Vergleichs mit geschädigten Autobesitzern in den USA schwieriger als gedacht gestaltet, erhöhte der Volkswagen-Konzern die Vorsorge und rechnet mit Belastungen des Gewinns. Im dritten Quartal schlügen negative Sondereinflüsse von voraussichtlich rund 2,5 Milliarden Euro zu Buche, teilte Volkswagen am Freitag anlässlich einer Aufsichtsratssitzung in Wolfsburg laut Reuters mit. Am Rande des Treffens dürfte auch die Verhaftung des früheren Porsche-Entwicklungsvorstands Wolfgang Hatz durch die Münchner Staatsanwaltschaft im Zuge der Ermittlungen ein Thema sein. Mit ihm ist erstmals ein ehemaliges Vorstandsmitglied einer Konzerntochter von dem Dieselskandal betroffen.

Während wegen seiner Verhaftung die Nervosität im Management stieg, stand an der Börse vor allem die Gewinnwarnung im Vordergrund. Börsianer wurden auf dem kalten Fuß erwischt und reagierten geschockt: „Da sieht man, dass die Affäre noch lange nicht ausgestanden ist... „, sagte ein Händler. „Da stellt sich die Frage, inwiefern das ein Fass ohne Boden ist“, sagte ein anderer Börsianer. Insgesamt kostet der Skandal um die millionenfache Manipulation von Dieselabgaswerten den Konzern bereits mehr als 20 Milliarden Euro. Die VW-Aktie drehte nach der Bekanntgabe der neuerlichen Belastungen ins Minus und brach zeitweise um mehr vier Prozent ein. Das Papier des Wolfsburger Konzerns war damit mit Abstand größter Verlierer im Dax. Der VW-Großaktionär Porsche SE geht unterdessen trotz des bei VW belastenden Effekts weiterhin von einem Konzernergebnis zwischen 2,1 und 3,1 Milliarden Euro aus.

Am Vorabend hatte bereits die Nachricht von der Festnahme des früheren Entwicklungsvorstands der Sportwagentochter Porsche, Wolfgang Hatz, für Wirbel gesorgt. Er sitzt einem Insider zufolge wegen der Ermittlungen der Münchner Staatsanwaltschaft seit Donnerstag in Untersuchungshaft. Was ihm konkret vorgeworfen wird, wurde zunächst nicht bekannt. Die Behörde bestätigte lediglich, dass in dem Ermittlungsverfahren wegen Betrugs und illegaler Werbung ein zweiter Beschuldigter hinter Gitter gekommen sei. Hatz leitete zeitweise auch die Motorenentwicklung bei Audi und im Volkswagen-Konzern. Seit Anfang Juli sitzt bereits ein Ingenieur der Audi-Motorenentwicklung in München in Untersuchungshaft.

Volkswagen hatte vor gut zwei Jahren zugegeben, Abgaswerte in den USA mit Hilfe einer illegalen Abschalteinrichtung manipuliert zu haben. Weltweit sind davon rund elf Millionen Fahrzeuge betroffen, allein in Europa sind es 8,5 Millionen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen Immobilien-Crowdfunding-Falle: Anleger warnt vor Reinvest24
02.08.2025

Ein Investor schlägt Alarm: Zinsen bleiben aus, Geld verschwindet, Auskünfte gibt es keine. Der Fall der Plattform Reinvest24 zeigt, wie...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Fahrermangel in Europa: Fast die Hälfte der europäischen Lkw-Fahrer steht kurz vor der Pensionierung
02.08.2025

Europa droht eine stille Krise, die alle trifft: Hunderttausende Lkw-Fahrer gehen bald in Rente – doch kaum jemand will nachrücken....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Chef des Superfonds Eifo zur chinesischen Windkraft-Offensive: „Ich bin besorgt“
02.08.2025

Chinas Windkraftkonzerne drängen mit Macht auf globale Märkte – und bedrohen nun auch Europas Energiewende. In Lateinamerika, Afrika...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Gefahr für Trumps Zollpolitik: Klagen eingereicht – entscheidender Prozess hat begonnen
01.08.2025

Trumps Zollpolitik steht vor dem juristischen Kollaps: Fünf US-Firmen und zwölf Bundesstaaten klagen gegen die Sondervollmacht, auf deren...

DWN
Technologie
Technologie Huawei schockt die Konkurrenz: 3000-Kilometer-Batterie stellt alles Bisherige in den Schatten
01.08.2025

Huawei greift nach der Technologieführung im Batteriezeitalter: Mit 3000 Kilometern Reichweite und fünf Minuten Ladezeit droht der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Trumps Zollroulette: Die Weltwirtschaft tanzt nach seiner Pfeife
01.08.2025

Donald Trump zündet die nächste Eskalationsstufe im globalen Wirtschaftskrieg – mit Zöllen, Chaos und Drohgebärden. Experten sprechen...

DWN
Politik
Politik Boomer-Soli: Rentensystem soll stabiler werden – und reiche Rentner sollen zahlen
01.08.2025

Reiche Rentner sollen künftig stärker zur Kasse gebeten werden – so die Idee eines "Boomer-Soli". Ein Vorschlag, der das Rentensystem...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Eurozone: Industriestimmung hellt sich erneut auf
01.08.2025

Die Industrie der Eurozone sendet erste Hoffnungszeichen – doch es bleibt ein fragiles Bild. Während kleinere Länder überraschen,...