Finanzen

Finanzwelt ist entsetzt: „Die Italiener haben falsch gewählt“

In einer bemerkenswerten Analyse hat die Citi-Group das Entsetzen der Finanzwelt über die italienische Wahl formuliert: „Das ist die erste Wahl in Europa, bei der die Wähler nicht das Richtige gemacht haben.“
26.02.2013 10:46
Lesezeit: 1 min

Die Finanzwelt steht mit offenem Mund vor dem Ergebnis der italienischen Wahlen. Erfolge Grillos und Berlusconis (hier) hatten die meisten Institute in ihrer langfristigen Planung nicht auf der Rechnung.

In einer Analyse für seine Kunden schreibt der Citi FX-Stratege Steven Englander: „Das ist die erste europäische Wahl, in der die Wähler nicht das Richtige getan haben.“ Statt für weitere Sparprogramme und Steuererhöhungen zu stimmen, hätten die Italiener überraschend die Politiker unterstützt, die Sparmaßnahmenn ablehnen und in einigen Fällen sogar den Euro. Englander: „Das kann zu einem großen Problem werden, wenn sich die Ablehung von Sparmaßnahmen als ansteckend erweist.“

Die Finanzmärke hatten auf einen Wahlerfolg von Mario Monti gehofft. Der Goldman-Banker enttäuschte seine Kollegen jedoch und erwies sich wie eine politische Collateralized Debt Obligation (CDO): Nur wer gegen ihn wettete (90% der Italiener) war auf der richtigen Seite. Das ist eigentlich das klassische Goldman-Modell - nur ohne den Unsicherheitsfaktor Wähler.

So kommt Englander zu dem absolut logischen Schluss: „Wahlen sind viel problematischer als Unsicherheit an den Märkten, da diese (Wahlen) nicht mit dem Drucken von Geld ungeschehen gemacht werden können.“ Dennoch scheint das Ergebnis der Italien-Wahl „nicht so schlimm, als dass ein bisschen Wachstum und Flexibilität (in der Geldpolitik) der EZB es nicht noch umdrehen könnte“.

Steven Englander zufolge war das Wohlgefühl über die steigenden, italienischen Aktienkurse für die Wähler wohl nicht stark genug, um die schlechten Emotionen über Sparmaßnahmen, wenig Wachstum und Arbeitslosigkeit auszugleichen. Das sei jedoch nicht die Schuld der EZB, denn wenn es nur einer weiteren Leitzinssenkung bedurft hätte, dann hätten sie dies getan, so der Citi Stratege. „Aber vielleicht müssen die Politiker der Eurozone die fiskalischen Zwänge lockern und schnell Wege finden, Wachstum zu generieren.“ Dann könnte auch das Kapitel Berlusconi II als Episode überwunden werden.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft USA vor Energieumbruch: Strom wird zum neuen Öl – und zur nächsten geopolitischen Baustelle
11.05.2025

Ein fundamentaler Wandel zeichnet sich in der US-Wirtschaft ab: Elektrizität verdrängt Öl als Rückgrat der nationalen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bill Gates verschenkt Vermögen – Symbol einer neuen Weltordnung oder letzter Akt der alten Eliten?
11.05.2025

Bill Gates verschenkt sein Vermögen – ein historischer Akt der Großzügigkeit oder ein strategischer Schachzug globaler Machtpolitik?...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft „Made in America“ wird zur Hypothek: US-Marken in Europa auf dem Rückzug
11.05.2025

Eine neue Studie der Europäischen Zentralbank legt nahe: Der Handelskrieg zwischen den USA und der EU hat tiefgreifende Spuren im...

DWN
Finanzen
Finanzen Tech-Börsengänge unter Druck: Trumps Handelskrieg lässt Startup-Träume platzen
10.05.2025

Schockwellen aus Washington stürzen IPO-Pläne weltweit ins Chaos – Klarna, StubHub und andere Unternehmen treten den Rückzug an.

DWN
Finanzen
Finanzen Warren Buffett: Was wir von seinem Rückzug wirklich lernen müssen
10.05.2025

Nach sechs Jahrzehnten an der Spitze von Berkshire Hathaway verabschiedet sich Warren Buffett aus dem aktiven Management – und mit ihm...

DWN
Finanzen
Finanzen Silber kaufen: Was Sie über Silber als Geldanlage wissen sollten
10.05.2025

Als Sachwert ist Silber nicht beliebig vermehrbar, kann nicht entwertet werden und verfügt über einen realen Gegenwert. Warum Silber als...

DWN
Technologie
Technologie Technologieinvestitionen schützen die Welt vor einer Rezession
10.05.2025

Trotz der weltweiten Handelskonflikte und der anhaltenden geopolitischen Spannungen bleibt die Nachfrage nach Technologieinvestitionen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Starbucks dreht den Spieß um: Mehr Baristas statt mehr Maschinen
10.05.2025

Starbucks gibt auf die Maschinen auf: Statt weiter in teure Technik zu investieren, stellt das Unternehmen 3.000 Baristas ein. Nach...