Deutschland

Armutskonferenz: Die Worte „arbeitslos“ und „alleinerziehend“ sind zu verbieten

Die Nationale Armutskonferenz hat eine Liste von 23 „sozialen Unwörtern“ zusammengestellt. Diese Wörter sollten nicht mehr verwendet werden, so der Verband. So ehrbar das Anliegen, so absurd ist die Idee einer Zensur.
26.02.2013 19:08
Lesezeit: 1 min

Die Nationale Armutskonferenz (NAK) ist eine verdienstvolle Einrichtung. Sie weist auf Missstände hin und versteht sich der Stimme der Armen. Ihr gehören Wohlfahrtsverbände, Gewerkschaften, das Rote Kreuz und die Caritas an. Sie ist ein NGO im Dienste der Armen, und das ist gut so.

Weniger gut ist eine neue Zensur-Liste (so die FAZ), die nun bestimmte Worte auf den Index gesetzt hat. Die NAK hat zu diesem Zweck eine „Liste der sozialen Unwörter“ veröffentlicht. Die Mitglieder von NAK hatten dazu „irreführende und abwertende Begriffe“ gesammelt.

„Sprache ist nicht neutral, Sprache bewertet“, sagt NAK-Sprecher Thomas Breyer. Er fordert daher, dass die Worte auf der „Liste der sozialen Unwörter“ nicht mehr verwendet werden. So könne die Verbreitung von Klischees über arme Menschen vermieden werden.

Besonders schlimm sei die Verwendung des Wortes „sozial schwach“, fanden die NAK-Mitglieder. Denn mit diesem Begriff würden Menschen bezeichnet, die über weniger materielle Mittel verfügten. Doch auch arme Menschen könnten „sozial“ sein. Auch die könnten mit anderen Beziehungen eingehen, sich um diese kümmern und sich in diese einfühlen, so die NAK.

Auf der NAK-Liste der sozialen Unwörter befindet sich auch das Wort „arbeitslos“. Es gebe viele Formen der Arbeit, die jedoch kein Einkommen erbringen. Daher fordert die NAK, den Begriff „arbeitslos“ durch „erwerbslos“ zu ersetzen.

Auch das Wort „alleinerziehend“ ist für die NAK ein soziales Unwort. Denn mit diesem Wort werde eine mangelnde soziale Einbettung des Kindes oder gar eine niedere Erziehungsqualität assoziiert. Was man aber statt des Wortes „alleinerziehend“ sagen solle, dafür macht die NAK keinen Vorschlag.

Die Sprachlosigkeit hinsichtlich von Alternativen zeigt sich die Schwäche der Idee. Man soll die Realität nicht schönreden, man kann sie aber auch nicht schönschweigen.

Lieber sollte man spenden. Für die Tafeln, denen Teppich-Minister Dirk Niebel neulich das von der Wohlfahrtsgesellschaft verschmähte Pferdefleisch unterjubeln wollte kann man dies hier tun.

Die ganze Liste - hier.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Finanzen
Finanzen Trumps Krypto-Coup: Milliarden für die Familienkasse
30.06.2025

Donald Trump lässt seine Kritiker verstummen – mit einer beispiellosen Krypto-Strategie. Während er Präsident ist, verdient seine...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Streit um Stromsteuer belastet Regierungskoalition
30.06.2025

In der Bundesregierung eskaliert der Streit um die Stromsteuer. Während Entlastungen versprochen waren, drohen sie nun auszubleiben –...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft PwC: Künstliche Intelligenz schafft Jobs nur für die, die vorbereitet sind
30.06.2025

Künstliche Intelligenz verdrängt keine Jobs – sie schafft neue, besser bezahlte Tätigkeiten. Doch Unternehmen müssen jetzt handeln,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen United Internet-Aktie unter Druck: 1&1 reduziert Prognose
30.06.2025

1&1 senkt überraschend seine Gewinnprognose trotz zuletzt guter Börsenstimmung. Der Grund: deutlich höhere Kosten beim nationalen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Inflation in Deutschland sinkt im Juni auf 2,0 Prozent: Energiepreise entlasten
30.06.2025

Die Inflation in Deutschland hat im Juni einen überraschenden Tiefstand erreicht – doch nicht alle Preise sinken. Was bedeutet das für...

DWN
Politik
Politik Trumps Schritte im Nahen Osten: Nur der Anfang eines riskanten Spiels
30.06.2025

Donald Trump bombardiert den Iran, erklärt die Waffenruhe – und feiert sich selbst als Friedensbringer. Experten warnen: Das ist erst...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Raucherpause im Job: Ausstempeln erforderlich?
30.06.2025

Raucherpause im Job – ein kurzer Zug an der Zigarette, doch was sagt das Arbeitsrecht? Zwischen Ausstempeln, Betriebsvereinbarung und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Lufthansa sichert sich Anteile an Air Baltic – trotz Bedenken
30.06.2025

Die Lufthansa steigt bei der lettischen Fluggesellschaft Air Baltic ein – jedoch nicht ohne Bedenken der Kartellwächter. Was bedeutet...