Das Pentagon hat den Kriegsplänen der US-Neocons gegen Nordkorea eine Absage erteilt. Die Washington Post berichtet von einer ungewöhnlich offenherzigen Lageeinschätzung des Pentagon, die Konteradmiral Michael J. Dumont vom Gemeinsamen Stab des US-Militärs in einer Antwort auf einen Brief der zwei demokratischen Parlamentarier Ted Lieu und Ruben Gallego abgegeben habe.
Die einzige Möglichkeit, alle nuklearen Waffenstandorte Nordkoreas "mit absoluter Sicherheit" zu lokalisieren und zu sichern, sei eine Invasion mit US-Bodentruppen. Im Falle eines Konflikts könnte Pjöngjang biologische und chemische Waffen einsetzen, sagte das Pentagon den Abgeordneten in ihrer Einschätzung, wie der Krieg auf der koreanischen Halbinsel aussehen könnte.
Das Pentagon sagte in einem Brief an die Gesetzgeber, dass "Nordkoreas Fähigkeit zum Einsatz von Atomwaffen und die Lagerung derselben in tief vergrabenen, unterirdischen Anlagen zu eliminieren", nur durch den Einsatz von Truppen zu erreichen sei. Dies könnte jedoch zu tausenden toten US-Soldaten führen. Daher müssten die wirtschaftlichen und politischen Implikationen eines solchen Einsatzes genau abgewogen werden. Auch sei zu bedenken, dass Russland und China gegen einen Militäreinsatz vorgehen könnten. Um die Gefahr eines Weltkriegs zu bannen, sei daher die Zusammenarbeit mit China und Russland anzustreben.
Das Pentagon wiederholte, dass eine ausführliche Diskussion darüber, wie die Vereinigten Staaten auf die Bedrohung reagieren würden, nicht öffentlich diskutiert werden könne. Mit seiner Einschätzung liegt das Pentagon auf der Linie mit Trumps Berater Steven Bannon, der bereits vor Monaten erklärt hatte, es gäbe keine militärische Option für die USA gegen Nordkorea.
Die Mitteilung der Generäle bedeutet faktisch das Ende der militärischen Option – wenngleich nicht ausgeschlossen werden kann, dass diese Mitteilung nur taktischer Art ist und die US-Regierung mit der Mitteilung die Regierung in Nordkorea nur in Sicherheit wiegen will.
Allerdings hat sich auch Südkorea gegen einen Krieg ausgesprochen.
Ungeachtet der konkreten Umsetzung zeigt der Brief jedoch, dass die neue Strategie der US-Regierung nicht nur in Syrien, sondern weltweit Geltung haben dürfte: US-Präsident Donald Trump, Verteidigungsminister James Mattis und Außenminister Rex Tillerson setzen auf die reguläre Armee und wollen amerikanische Interessen vorerst nicht durch Söldner, Proxys oder private Kriegs-Unternehmen ausführen lassen. Die Kehrtwende ist das Ergebnis des gescheiterten Einsatzes in Syrien und war bereits von Barack Obama versucht worden. Dieser hatte sich jedoch nicht gegen die Geheimdienste und die Rüstungsunternehmen durchsetzen können.
Trump hat bei seiner Asienreise seine Rolle als Anchorman der Regierung wahrgenommen und weiter verbal scharf gegen Nordkorea geschossen. Zum Auftakt seiner Asien-Reise hat US-Präsident Donald Trump an seine harte Rhetorik im Konflikt mit Nordkorea angeknüpft. "Kein Diktator, kein Regime, keine Nation sollte jemals die Entschlossenheit der Amerikaner unterschätzen", sagte Trump am Sonntag nach seiner Ankunft in Japan beim Besuch des US- Luftwaffenstützpunkts Yokota bei Tokio (Video am Anfang des Artikels). Der Konflikt mit Nordkorea ist eines der zentralen Themen von Trumps zwölftägiger Asien-Reise, auf der er auch Halt in Peking machen wird. Zuvor will er sich jedoch den Beistand von Japan und Südkorea sichern, um in dem Konflikt nicht nur mehr Druck auf Nordkorea ausüben zu können, sondern auch auf China – Nordkoreas wichtigstem Unterstützer.
Nach mehreren Raketen- und Atomtests Nordkoreas hatten sich die Spannungen in der Region sowie zwischen dem international isolierten Land und den USA verschärft. Auch die jüngste Teilnahme von US-Bombern an einer Militärübung in Südkorea trug dazu bei.
"Wir werden niemals nachgeben, niemals zaudern und niemals schwanken bei der Verteidigung unserer Freiheit", sagte Trump vor Hunderten jubelnden, amerikanischen und japanischen Soldaten in Tarnuniform. Er selbst trug eine Bomberjacke.
Kurz zuvor hatte Trump vor Journalisten an Bord der Präsidentenmaschine Air Force One gesagt, Nordkorea sei "ein großes Problem für unser Land und die Welt – und wir wollen, dass es gelöst wird". 25 Jahre lang sei der Umgang mit Nordkorea von einer "totalen Schwäche" geprägt gewesen. "Also gehen wir das auf eine sehr andere Art an." Es werde bald eine Entscheidung darüber geben, ob Nordkorea offiziell auf eine Liste von Staaten gesetzt werde, die als Terrorismus-Unterstützer eingestuft würden. Sein Sicherheitsberater H. R. McMaster hatte bereits gesagt, bei dem Thema laufe die Zeit davon.
Trump setzt auch auf Russlands Präsident Wladimir Putin. "Wir wollen Putins Hilfe bei Nordkorea", sagte er. Er gehe davon aus, dass er auf seiner Reise auch Putin treffen werde. Das erwarte wohl jeder.
Trumps Asienreise ist die längste eines amerikanischen Präsidenten seit George Bush im Jahr 1992. Neben Nordkorea stünde auch das Thema Wirtschaftsbeziehungen auf der Tagesordnung. Handel sei in der Region jahrelang "schlecht gehandhabt" worden, sagte er auf dem Flug nach Japan. Dort traf er mit Ministerpräsident Shinzo Abe zusammen. Zum Auftakt des Besuchs spielten die beiden zusammen mit dem Weltranglisten-Dritten Hideki Matsuyama eine Runde Golf. Dabei soll auch Nordkorea zur Sprache gekommen sein. Abe sah den Besuch als eine Möglichkeit an, die Bindungen zwischen den beiden Ländern zu festigen. Am Sonntagabend stand ein gemeinsames Essen der Ehepaare Abe und Trump in einem Restaurant in Tokio auf dem Programm. Die nächste Station ist Südkorea.