Finanzen

USA und EU treiben Venezuela in die Hände Russlands

Die EU verspielt in Venezuela eine Chance auf einen eigenständige Außenpolitik.
10.11.2017 02:15
Lesezeit: 2 min

+++Werbung+++

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Russland hat Venezuela vorerst vor der Staatspleite bewahrt: Der russische Finanzminister Anton Siluanov gab am Mittwoch bekannt, dass die beiden Länder der Umstrukturierung von rund 3 Milliarden Dollar für russische Darlehen zugestimmt hätten. Das berichtet die New York Times. Da Venezuela Russland normalerweise mit Öl bezahlt, könnte die Umschuldung bedeuten, dass Venezuela mehr Öl auf den Weltmärkten für dringend benötigte Barmittel verkaufen wird, um Schuldenzahlungen zu tätigen sowie Nahrungsmittel und Medikamente zu importieren, die knapp sind.

Der Deal könnte Präsident Nicolás Maduros Regierung auch dabei helfen, etwa 500 Millionen Dollar an Zahlungen in den nächsten Wochen an andere Gläubiger zu zahlen und den Gläubigern die Sicherheit zu geben, dass ein Zahlungsausfall nicht bevorsteht. Das Land ist mit 120 Milliarden Dollar schwer verschuldet.

Russland hat gegenüber anderen Gläubigern den Vorteil, dass Moskau in den vergangenen Jahren bereits 10 Milliarden Dollar an Rettungskrediten gewährt hat und dafür eine 49,9 Prozent Beteiligung an Citgo erhalten hat. Die Anteile waren die Sicherheit für eine PDVSA-Kredit. Vorerst hat Venezuela die Pleite von PDVSA abgewehrt. Laut Bloomberg wurde der vergangene Woche fällige Kredit von 1,1 Milliarden Dollar bedient. Die Zinsen wurden allerdings nicht bezahlt.

Präsident Nicolas Maduro hatte von den Gläubigern eine Umschuldung aller künftigen Zahlungen verlangt, womit die Regierung mehr Geld für die notleidende Bevölkerung aufbringen will.

Venezuela hat zwar die größten Ölreserven der Welt. Die Förderung wird aber durch einen Mangel an Investitionen beeinträchtigt. Zudem ist der Ölpreis weit von früheren Höchstwerten entfernt.

In dieser Situation, in der Venezuela auf ausländische Unterstützung angewiesen ist, hatten sich die USA gegen Venezuela ausgesprochen und Sanktionen verhängt.

Die EU plant nach Informationen aus EU-Diplomatenkreisen ein Waffenembargo gegen Venezuela und erwägt weitere Sanktionen gegen das südamerikanische Land. "Die entsprechenden Schritte wurden heute beschlossen und damit der Weg für eine Bestätigung durch die Außenminister nächsten Montag geebnet", sagte ein EU-Diplomat am Mittwoch der Nachrichtenagentur Reuters. Diese sei nur noch eine Formalität, fügte er hinzu.

Mit der Entscheidung geht die EU mehr auf die Linie der USA ein, die bereits Sanktionen gegen Venezuela verhängt haben. Spanien dringt schon seit längerem auf Strafmaßnahmen gegen Vertraute des venezolanischen Präsidenten Nicolas Maduro, dem die USA die Errichtung einer Diktatur vorwerfen. In der Union war indes umstritten, gegen wen sich die Strafmaßnahmen richten sollten, zumal Großbritannien zu den wichtigsten Waffenlieferanten Venezuelas gehört. Ausschlag für die aktuelle Entscheidung gaben die Ergebnisse der Regionalwahlen im vergangenen Monat. Die Umfragen ließen einen klaren Sieg der Opposition erwarten. Nach den offiziellen Ergebnissen gewann sie aber nur eine handvoll Gouverneursposten.

Mit dem Beschluss der EU-Botschafter wurde allerdings nur die rechtliche Basis für Sanktionen gelegt, ohne konkret zu werden. Reiseeinschränkungen und die Beschlagnahme von Vermögen sollten erst erfolgen, "wenn es die Entwicklung der Lage erfordert".

Das ölreiche Land steht angesichts der katastrophalen Wirtschaftslage und bedrohlicher Versorgungsengpässe inzwischen vor einem Staatsbankrott. Die sozialistische Regierung kündigte an, sie werde mehr Geld für die notleidende Bevölkerung freimachen und ihre Auslandsschulden nicht so zurückzahlen wie vereinbart. Präsident Maduro kündigte vergangene Woche Pläne für eine Umstrukturierung der Verbindlichkeiten an.

Das Opec-Land ist auf Gedeih und Verderb von der Ölproduktion abhängig, für die der Staatskonzern PDVSA verantwortlich ist. In den Jahren des Ölbooms legte Maduros Vorgänger Hugo Chavez großzügige Sozialprogramme auf und lieh Milliarden an der Wall Street. Doch dann rauschten ab 2014 die Ölpreise in den Keller. Die Ölindustrie leidet zudem unter einem gewaltigen Investitionsmangel, der die Förderung beeinträchtigt. Venezuela brachen die Einnahmen weg

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Kann Deutschland Europa retten? Der neue Koalitionsvertrag offenbart alte Schwächen
11.05.2025

Zum Europatag 2025 richtet sich der Blick erneut nach Berlin. Die Erwartungen an Deutschland sind hoch – nicht nur innerhalb der Union,...

DWN
Finanzen
Finanzen Börsenkrisen: Warum Volatilität kein Risiko ist
11.05.2025

Wenn die Börsen Achterbahn fahren, zittern viele Anleger. Doch Panik ist oft der schlechteste Berater – denn was aussieht wie ein...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Strategien für Krisenzeiten: Wie Sie jetzt Ihre Unternehmensleistung steigern
11.05.2025

Steigende Kosten, Fachkräftemangel, Finanzierungsdruck – viele KMU kämpfen ums Überleben. Doch mit den richtigen Strategien lässt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft USA vor Energieumbruch: Strom wird zum neuen Öl – und zur nächsten geopolitischen Baustelle
11.05.2025

Ein fundamentaler Wandel zeichnet sich in der US-Wirtschaft ab: Elektrizität verdrängt Öl als Rückgrat der nationalen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bill Gates verschenkt Vermögen – Symbol einer neuen Weltordnung oder letzter Akt der alten Eliten?
11.05.2025

Bill Gates verschenkt sein Vermögen – ein historischer Akt der Großzügigkeit oder ein strategischer Schachzug globaler Machtpolitik?...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft „Made in America“ wird zur Hypothek: US-Marken in Europa auf dem Rückzug
11.05.2025

Eine neue Studie der Europäischen Zentralbank legt nahe: Der Handelskrieg zwischen den USA und der EU hat tiefgreifende Spuren im...

DWN
Finanzen
Finanzen Tech-Börsengänge unter Druck: Trumps Handelskrieg lässt Startup-Träume platzen
10.05.2025

Schockwellen aus Washington stürzen IPO-Pläne weltweit ins Chaos – Klarna, StubHub und andere Unternehmen treten den Rückzug an.

DWN
Finanzen
Finanzen Warren Buffett: Was wir von seinem Rückzug wirklich lernen müssen
10.05.2025

Nach sechs Jahrzehnten an der Spitze von Berkshire Hathaway verabschiedet sich Warren Buffett aus dem aktiven Management – und mit ihm...