Finanzen

Bankenlobby: Neue Bilanzregeln kosten Hunderte Millionen

Lesezeit: 1 min
03.12.2017 21:43
Neue Bilanzierungsregeln werden deutsche Banken viel Geld kosten.
Bankenlobby: Neue Bilanzregeln kosten Hunderte Millionen

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

+++Werbung+++

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Die Umstellung von Bilanzregeln zur Abschreibung fauler Kredite ab dem kommenden Jahr wird die deutschen Finanzhäuser nach Schätzung des Bundesverbandes deutscher Banken (BdB) einen dreistelligen Millionenbetrag kosten. „Das ist eine sehr, sehr teure Umstellung eines Wertberichtigungssystems“, sagte Dirk Jäger, der für Bankenaufsicht und Bilanzierung zuständige BdB-Geschäftsführer, am Montag in Frankfurt. Genauer eingrenzen wollte Jäger den Betrag nicht. Betroffen sind alle Banken, die nach internationalen Standards ihre Bilanz aufstellen und nicht – wie die meisten kleinen Institute – nur nach den Vorschriften des deutschen Handelsgesetzbuchs.

Zum Kreis derjenigen Banken, die ab Januar mehr und früher Vorsorge für faule Kredite leisten müssen, gehören die meisten direkt von der Europäischen Zentralbank (EZB) beaufsichtigen Geldhäuser. Mit dabei sind aus Deutschland unter anderem die Deutsche Bank und die Commerzbank. Diese werden den neuen Standard – im Fachjargon IFRS 9 genannt – zum ersten Mal bei der Zwischenbilanz für das erste Quartal 2018 anwenden müssen. Im Kern besagen die neuen Regeln, dass Banken bereits ab dem Tag, an dem sie einen Kredit ausreichen, Vorsorge für dessen möglichen Ausfall treffen müssen.

Bislang müssen – und dürften – Institute erst dann eine Risikovorsorge bilden, wenn erste Zahlungen ausgefallen sind und der Kreditnehmer somit im Zahlungsrückstand ist. Viele Banken waren deshalb in der Finanzkrise in die Bredouille geraten, weil sie ihre Risiken unterschätzt haben. Um die Neuregelung war jahrelang gerungen worden. Die Europäische Bankenaufsicht EBA erwartet, dass die neuen Regeln die sogenannte harte Kernkapitalquote der Banken (CET-1) im Schnitt um rund 45 Basispunkte schmälern werden, die EZB geht von einem Minus von 40 Basispunkten aus. Die Deutsche Bank prognostiziert, dass die erstmalige Anwendung von IFRS 9 ihr Eigenkapital um 1,4 Milliarden Euro vor Steuern drückt. Die Commerzbank schätzt, dass ihr hartes Eigenkapital um 70 bis 80 Basispunkte sinken wird.

Von der Neuregelung sind alle Kredite betroffen, auch jene, deren Ausfallwahrscheinlichkeit als sehr gering bis nahe null gelten kann. Zudem bezieht sich IFRS 9 auch auf alte Kredite, die teilweise seit Jahren in den Büchern der Banken stehen. Der BdB erwartet, dass die Risikovorsorge der Geldhäuser im Schnitt um 13 Prozent anziehen wird. In einer Umfrage der Unternehmensberatung EY hatten 36 Banken erklärt, dass sie Kosten von unter 15 Millionen bis zu 125 Millionen Euro durch die Einführung von IFRS 9 erwarten – hauptsächlich bei der IT. Deutsche Bank und Commerzbank wollten sich nicht zu den von ihnen erwarteten Kosten äußern.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Automesse China 2024: Deutsche Autohersteller im Preiskrieg mit BYD, Xiaomi und Co.
25.04.2024

Bei der Automesse in China steht der eskalierende Preiskrieg bei Elektroautos im Vordergrund. Mit hohen Rabatten kämpfen die Hersteller...

DWN
Politik
Politik Bericht: Habeck-Mitarbeiter sollen Kritik am Atom-Aus missachtet haben
25.04.2024

Wichtige Mitarbeiter von Bundesministern Habeck und Lemke sollen laut einem Bericht interne Zweifel am fristgerechten Atomausstieg...

DWN
Finanzen
Finanzen Feiertagszuschlag: Was Unternehmer an den Mai-Feiertagen beachten sollten
25.04.2024

Feiertagszuschläge sind ein bedeutendes Thema für Unternehmen und Arbeitnehmer gleichermaßen. Wir werfen einen genauen Blick auf die...

DWN
Finanzen
Finanzen Teurer Anlegerfehler: Wie der Blick in den Rückspiegel fehlgeht
25.04.2024

Anleger orientieren sich an den Renditen der vergangenen drei bis zehn Jahre, um Aktien oder Fonds auszuwählen. Doch laut Finanzexperten...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Kommunikation im Wandel – Was es für Unternehmen in Zukunft bedeutet
25.04.2024

In einer Ära schneller Veränderungen wird die Analyse von Trends in der Unternehmenskommunikation immer entscheidender. Die Akademische...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Lieferdienste in Deutschland: Bei Flink, Wolt und anderen Lieferando-Konkurrenten geht es um alles oder nichts
25.04.2024

Getir, Lieferando, Wolt, UberEats - es fällt schwer, in deutschen Großstädten beim Angebot der Essenskuriere den Überblick zu...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Familienunternehmer in Sorge: Land verliert an Wettbewerbsfähigkeit
25.04.2024

In einer Umfrage kritisieren zahlreiche Familienunternehmer die Politik aufgrund von übermäßiger Bürokratie und Regulierung. Besonders...

DWN
Finanzen
Finanzen So wählt Warren Buffett seine Investments aus
25.04.2024

Warren Buffett, auch als „Orakel von Omaha“ bekannt, ist eine Ikone der Investment-Welt. Doch worauf basiert seine Investmentstrategie,...