Unternehmen

Deutscher Mittelstand investiert lieber im Ausland

Wegen bürokratischer Hürden investieren viele Mittelständler nicht mehr in Deutschland.
04.12.2017 17:06
Lesezeit: 1 min

+++Werbung+++

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Wegen schlechter Standortbedingungen investieren deutsche Firmen offenbar längst nicht so viel im Inland, wie sie eigentlich könnten. Begründet wird dies häufig mit negativen Rahmenbedingungen durch die Politik. So hätten Vorgaben zum Arbeitsrecht bei vielen Betrieben für steigende Bürokratiekosten gesorgt. Zudem schrecke manches Unternehmen wegen rigider Bauvorgaben vor einer Erweiterung seiner Fabrik oder anderer Anlagen zurück – dies geschehe dann bei Standorten im Ausland, während man im Inland vor allem auf Ersatzinvestitionen setze.

Die Welt berichtete jüngst von einem erfolgreichen Unternehmen mit 130 Mitarbeitern, dass seine Produktion nach Mexiko verlagern wird. „Warum? Sie sucht nicht den nationalen Absatzmarkt, sondern eine Produktionsstätte für die von dort aus beständig wachsenden Exportmärkte. Denn für dieses international agierende Unternehmen wird die immer restriktivere Auslegung des deutschen Arbeitsschutzgesetzes am Hauptstandort in Nordrhein-Westfalen zur wachsenden Bedrohung“, schreibt die Zeitung. Inzwischen sei das Unternehmen aufgrund des Arbeitsgesetzes in Nordrhein-Westfalen nicht mehr in der Lage, überraschend Produktionsschichten am Wochenende einzuführen.

Nur etwa jede dritte Firma (36,3 Prozent) will in den kommenden Jahren bei ihren Investitionen stärker auf Deutschland setzen, wie aus einer Befragung des Ifo-Instituts im Auftrag der Stiftung Familienunternehmen hervorgeht.

Dies ist nach Darstellung der Autoren insofern wenig, als in den vergangenen fünf Jahren gut die Hälfte der befragten Unternehmen angab, den Inlandsanteil an ihren Gesamtinvestitionen erhöht zu haben (51,2 Prozent). Die Autoren vermuten, dass das heimische Investitionspotenzial „nicht voll umfänglich ausgeschöpft“ werde.

„Die derzeit gute Wirtschaftslage birgt die Gefahr, dass die Politik sich zu wenig um angemessene Rahmenbedingungen für Investitionen und die Schaffung von Arbeitsplätzen in Deutschland kümmert“, zitiert die dpa Ifo-Chef Clemens Fuest. Stiftungsvorstand Rainer Kirchdörfer appellierte an die Politik, die Rahmenbedingungen zu verbessern.

Eine Studie des Beratungsunternehmens PwC aus dem Jahr 2016 kam zu dem Schluss, dass knapp 50 Prozent der befragten mittelständischen Unternehmen die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen in Deutschland nur als „befriedigend“ einstufen. Rund neun Prozent der befragten Unternehmen kommen zu einer negativen Einschätzung. 82 Prozent geben an, dass die Last in den vergangenen fünf Jahren gestiegen ist. Und weniger als ein Prozent der industriellen Mittelständler spürt eine Entlastung von der Bürokratie.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

 

 

DWN
Politik
Politik Warum sprechen diese Woche alle über Trumps „Big Beautiful Bill“?
01.07.2025

Es ist Trumps größtes Prestigeprojekt. Doch welche Vor- und Nachteile hat das Gesetzespaket, das am Freitag unterschriftsreif auf dem...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kernenergie-Aktien explodieren um 542 Prozent: Anleger warnen vor Blasenbildung
01.07.2025

Kernenergie-Aktien feiern ein spektakuläres Comeback – befeuert durch den steigenden Strombedarf für Rechenzentren. Die Branche erlebt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Svenska Digitaltolk: Dolmetscher-Gigant kauft KI-Unternehmen – Millionenumsatz prognostiziert
01.07.2025

Schwedens Dolmetscher-Gigant will Europas Übersetzungsmarkt aufrollen – mit KI, Millionenplänen und dem Griff nach Deutschland. Doch...

DWN
Politik
Politik Grenze zu – zumindest teilweise: Polen kontrolliert ab Montag
01.07.2025

Polen wird ab kommendem Montag vorübergehend wieder Grenzkontrollen an der Grenze zu Deutschland einführen. Das kündigte...

DWN
Politik
Politik Krankenkassen schlagen Alarm: Zusatzbeiträge könnten deutlich steigen
01.07.2025

Die gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) warnen vor Druck zu neuen Beitragserhöhungen ohne eine rasche Bremse für steigende Kosten....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Thyssenkrupp-Umbau betrifft Tausende – Betriebsräte fordern Klarheit
01.07.2025

Angesichts weitreichender Umbaupläne bei Thyssenkrupp fordern die Beschäftigten klare Zusagen zur Zukunftssicherung. Betriebsräte pochen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Neues Werk für NATO-Kampfjet: Rheinmetall startet Produktion in NRW
01.07.2025

Der Rüstungskonzern Rheinmetall hat in Weeze (Nordrhein-Westfalen) eine hochmoderne Fertigungsanlage für Bauteile des Tarnkappenbombers...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Investitionsstau: Kaputte Straßen, marode Schulen – Kommunen am Limit
01.07.2025

Viele Städte und Gemeinden stehen finanziell mit dem Rücken zur Wand: Allein die Instandhaltung von Straßen, Schulen und...