Trotz einer Zinserhöhung der türkischen Zentralbank ist die Währung des Landes am Donnerstag auf Talfahrt gegangen. Ein Dollar verteuerte sich im Gegenzug binnen Minuten auf 3,8900 von zuvor 3,8297 Dollar. Zum Euro verlor die Lira fast 2 Prozent an Wert und steht jetzt bei einem Kurs von etwa 4,60 Lira für den Euro - vor einem Jahr lag der Wechselkurs noch etwa bei 3,70 Lira.
Die Notenbank hob den wichtigen Zins für kurzfristige Zentralbank-Kredite auf 12,75 von 12,25 Prozent an – erstmals seit acht Monaten. Von Reuters befragte Analysten hatten allerdings mit einer Anhebung um bis zu einen Prozentpunkt gerechnet. Einige sagten zudem eine Erhöhung des Zinses für Übernacht-Kredite voraus, der allerdings unverändert bei 9,25 Prozent blieb.
Den eigentlichen Leitzins beließ die Notenbank bei 8,0 Prozent. Erdogan hat der Notenbank vorgeworfen, die Wirtschaft mit einer zu straffen Geldpolitik auszubremsen. Jüngst hinterfragte er offen die Unabhängigkeit der Währungshüter und sorgte damit für Verwirrung bei internationalen Investoren.
Dass sie nun den Leitzins nicht erhöhten und an einer weniger stark beachteten Schraube drehten, gilt als taktisches Manöver, um nicht noch mehr Kritik auf sich zu ziehen. Die Notenbank reagierte mit der Erhöhung auch auf die zuletzt kräftig anziehenden Preise, die im November um fast 13 Prozent zum Vorjahr anzogen - der höchste Wert seit 14 Jahren.
Die sehr schwache Straffung durch die Zentralbank und der darauf folgende Abverkauf der Lira an den Devisenmärkten scheint von der Mehrheit der Investoren als Zeichen dafür gewertet zu werden, dass sich die finanzielle Situation des Landes in Zukunft verschlechtern könnte. Viele rechnen offenbar damit, dass sich Erdogan mit seinen Forderungen nach einer Beibehaltung der expansiven Geldpolitik durchsetzen wird und damit eine Phase hoher Inflation einläutet.